Cuxhaven (epd). Draußen sind die Schreie der Möwen zu hören, die in der Abendsonne über dem Wasser und den Straßen im Ort ihre Kreise ziehen. Drinnen füllen sich langsam die Stühle der Urlauberkapelle, gar nicht weit vom Nordsee-Strand in Cuxhaven-Duhnen entfernt. Kinder, Eltern, Großeltern nehmen Platz, dann ein Gongschlag: Jetzt geht sie los, die Gute-Nacht-Geschichte. Kurpastor Karl Asbrock und seine Frau Beate haben eine Tierfabel mitgebracht, die sie im Stil eines Bilderbuchkinos erzählen.
Man könnte eine Stecknadel fallen hören, so konzentriert folgt das buntgemischte Publikum der Geschichte. Ab und zu gibt es einen staunenden Kommentar von den Kindern, die sich vor den Altar gehockt haben, um gut hören und sehen zu können. „Das ist so ein wunderbarer Tagesabschluss“, schwärmt Daniela Sander, die aus Bochum zum Urlaub nach Cuxhaven in Deutschlands größtes Nordseeheilbad gekommen ist. „Ich habe die Gute-Nacht-Geschichten hier schon erlebt, als ich selbst noch ein Kind war“, erinnert sich die 44-jährige Mutter. Jetzt ist sie mit ihren Töchtern Jördis (4) und Jannike (6) hier.
„Die Gute-Nacht-Geschichte ist der Klassiker, die gibt es schon seit Jahrzehnten“, berichtet Asbrock, der sich mit seiner Frau ehrenamtlich für die Urlauberseelsorge engagiert. „Es geht um Geschichten aus dem Leben der Kinder, um Singen und Beten in der Gemeinschaft und am Ende um einen Segen, den alle mit nach Hause bekommen.“ Der Segen, betont Asbrock, sei vielen Besucherinnen und Besuchern besonders wichtig: „Die Menschen brauchen diese göttliche Nabelschnur.“
Die Kapelle in Cuxhaven-Duhnen ist einzigartig, nirgendwo sonst an der Nordseeküste gibt es eine evangelische Urlauberkirche. Hier und in der Region organisiert Urlauberpastorin Maike Selmayr ein Programm, das den Gästen die Möglichkeit geben will, alle Last loszulassen, den Kopf freizumachen. „Die Leute kommen aus einem total vollgestopften Alltag“, hat die Seelsorgerin beobachtet. „Hier können sie Stille erfahren, rauskommen aus der Gedankenmühle, sie können runterfahren und auftanken.“
Die Titel ihrer Angebote sind in dieser Hinsicht Programm: „Ruhig werden mit Musik“, „Kraftquelle in Wort und Ton“, Andachten unter der Überschrift „Wegzehrung“. Regelmäßig führt sie in die Meditation ein, feiert vor der Nordsee-Kulisse Gottesdienste unter freiem Himmel, traut und tauft am Strand, das Salzwasser an den Füßen, die Meeresbrise im Haar.
Weiter westlich an der Küste organisieren Kolleginnen und Kollegen Andachten auf einem fahrenden Kutter, spirituelle Strandspaziergänge, werden Seelsorge-Strandkörbe geöffnet. Auch in anderen Touristik-Regionen gibt es jetzt Programme der Urlauberseelsorge: Berggottesdienste, Konzerte, Kino und Zelt-Gottesdienste. Selbst im europäischen Ausland ist die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in touristischen Hotspots präsent, in diesem Jahr mit mehr als 100 Pfarrerinnen und Pfarrern beispielsweise in Italien, Österreich und den Niederlanden.
„Der Urlaub bietet die Chance, aus dem beruflichen und privaten Alltag rauszukommen“, sagt ein EKD-Sprecher. Manchmal schenke der Ortswechsel und das Ausbrechen aus den engen Strukturen die Freiheit, sich mit den großen Themen des Lebens zu beschäftigen: „Und dann bietet die Anonymität im Urlaubsort auch die Chance, offen über Anliegen zu sprechen, die man mit dem Ortspfarrer zu Hause möglicherweise nicht besprechen würde.“
Das erfährt auch Maike Selmayr in ihrer Arbeit und nimmt es mit einem kleinen Pilgerweg auf: etwa vier Kilometer mit zehn Stationen, die ins Duhner „Paradies“ führen, einer ehemaligen Streuobstwiese. Versteckt, ja geradezu verwunschen, weit weg vom Getümmel. Auf dem Weg überlegen die Pilgernden, was sie in Bewegung bringt, wo sie Halt und Zuversicht finden, wo sie in ihrem Leben ankommen möchten.
Conny Krispin aus Wiesbaden ist mitgegangen. „Das ist Erholung für Leib und Seele“, sagt die Sängerin, die oft nach Cuxhaven kommt, auch wegen der Urlauberseelsorge: „Das sind Angebote, die mir neue Impulse geben, Trost und Halt.“ Regelmäßig fällt ihr der Abschied aus Cuxhaven schwer: „Ich mag dann gar nicht weg.“
Auch für sie ist die Urlauberkapelle ein wichtiger Ort. Überhaupt kommen viele Gäste zu Beginn ihres Urlaubs in die kleine Kirche und zünden eine Kerze nach einer guten Anreise an, am Ende des Urlaubs nicht selten verbunden mit einem Dank für eine erholsame Zeit. „Ein Ort der Ruhe und Einkehr im Trubel dieser verrückten Zeit, in der die Welt aus den Fugen gerät“, hat ein Urlauber aus dem niedersächsischen Hildesheim im Gästebuch notiert.
Emotional wird es auch am Ende der Gute-Nacht-Geschichte. Beate und Karl Asbrock bitten alle Kinder nach vorne, hinter ihnen stellen sich Eltern und Großeltern auf, strecken die Arme zum symbolischen Segenszelt nach vorne. „Segnen kann jeder Christ, das sollten wir viel öfter tun“, rät der Pastor. Dann löst sich die kleine Urlaubergemeinde langsam auf. „Es war schön“, sagt Daniela Sander. Und schickt hinterher: „Wir kommen wieder.“
Hannover/Lüneburg (epd). Ein exzellenter Theologe mit Humor - so charakterisiert der hannoversche Landesbischof Ralf Meister den künftigen Vizepräsidenten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Stephan Schaede war zuletzt Regionalbischof im Kirchensprengel Lüneburg der hannoverschen Landeskirche. Am 1. August tritt der 59 Jahre alte, promovierte Theologe die Nachfolge von Horst Gorski an, der in den Ruhestand gegangen ist. Ein lausbübisches Lachen zählt zu seinen Merkmalen.
Schaede leitet künftig die Hauptabteilung II im Kirchenamt in Hannover, in der es um kirchliche Handlungsfelder, Bildung und öffentliche Verantwortung geht, sowie den Amtsbereich der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Er freue sich auf das Amt, sagt er. „Ich hoffe, dass die EKD ein produktives Drehkreuz für gute Ideen und kreative Lösungen angesichts neuer Herausforderungen werden kann.“
Zwei Jahre lang war Schaede zuletzt Regionalbischof in Lüneburg. In der Region zwischen Hamburg, Heide und Wendland spiegelt sich eine Vielfalt an gesellschaftlichen Themen. Sie reichen von der Energiepolitik mit dem symbolträchtigen Standort Gorleben bis hin zu Sicherheitsfragen mit großen Militärbasen wie in Munster, die nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch mehr im Fokus stehen.
Schaede diskutierte unter anderem öffentlich mit dem Brigadegeneral Christian Freuding, der im Verteidigungsministerium das Lagezentrum Ukraine leitet. Der Theologe zählt innerhalb der Kirche zu denjenigen, die militärische Hilfe für die Ukraine angesichts des russischen Aggressors befürworten. Vor Menschen, die für den Frieden demonstrieren, habe er „hohen Respekt“, unterstrich er im Gespräch mit Freuding. Eine strikt pazifistische Haltung teile er aber nicht.
In der Energiepolitik müsse die Kirche angesichts des Klimawandels mehr vorankommen, so wünscht es sich Schaede. Für sein eigenes Verhalten hat er sich zum Ziel gesetzt, wann immer möglich auf den Dienstwagen zu verzichten. „Fahrrad und Eisenbahn werden meine Verkehrsmittel sein“, sagt er. Und er fügt lachend an: „Auch wenn ich dann mal zu spät komme.“
Mehr als elf Jahre lang war der Theologe Direktor der Akademie in Loccum bei Nienburg - eine Zeit, die ihn geprägt hat. Schaede ist in der akademischen Welt zu Hause. Neben Theologie studierte er auch Philosophie. Er sei ein Mann, der echte Debatten nicht scheue, attestierte ihm die hannoversche Regionalbischöfin und Ethik-Expertin Petra Bahr zu seinem Abschied in Loccum. „Sein Freimut aus christlicher Überzeugung setzt darauf, dass man sich Differenzen gegenseitig zumuten kann.“
Schaede gilt ebenfalls als Ethik-Experte. Unter anderem war er einer der Gründungsmitglieder der Initiative „Niedersächsischer Ethikrat“, die sich in der Corona-Pandemie als unabhängiges Gremium von Expertinnen und Experten und von zivilgesellschaftlichen Akteuren gegründet hatte. Von 2004 bis 2010 führte er den Forschungsbereich Religion, Recht und Kultur der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, einem Institut der EKD. Doch auch Landpfarrer im Solling nahe der Weser sei er vier Jahre lang sehr gern gewesen, erzählt er. Schaede ist in zweiter Ehe verheiratet mit der Theologin Ina Schaede und hat vier Töchter.
Menschen zusammenzubringen, manchmal trotz gegensätzlicher Positionen, das reize ihn, sagt er. Das gilt etwa für das Miteinander der Konfessionen - beim gemeinsamen Studium in Rom vor vielen Jahren hat er Freundschaft mit dem heutigen Hildesheimer katholischen Bischof Heiner Wilmer geschlossen.
Das gilt aber auch für andere Religionen und diejenigen, denen die Kirche fremd ist. Nach den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie hat er vorgeschlagen, mit den Gottesdiensten öfter mal vor die Kirchentüren auf die Vorplätze zu gehen. Doch auch in den neuen Medien sieht Schaede Chancen für die kirchliche Kommunikation.
Düsseldorf, Viersen (epd). Nach dem Bruch eines Kirchenasyls in Viersen hat das nordrhein-westfälische Fluchtministerium den Stopp der Rücküberstellung des betroffenen irakischen Ehepaars nach Polen begrüßt. „Das Land hat sich hier aktiv eingebracht und stets betont, dass das Institut des Kirchenasyls einen wichtigen Beitrag leistet, um in schwierigen Einzelfällen Lösungen zu finden, die auf der einen Seite den rechtlichen Rahmen wahren und gleichzeitig besondere Härten verhindern können“, teilte das Ministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 24. Juli mit.
„Davon losgelöst wird das Land die landesbezogenen Abläufe in Fällen des Kirchenasyls zeitnah aktualisieren und dazu den Erlass zum Kirchenasyl erneuern und darin die seit Jahren bekannte und weiterhin vertretene Rechtsauffassung des Landes zu Fällen des Kirchenasyls noch mal aufbereiten“, erklärte das Ministerium. Zudem wolle das Land den in Corona-Zeiten ausgesetzten Dialog mit Landeskirchen und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) zeitnah fortsetzen.
Der Fall hatte Aufsehen erregt, weil die Behörden entgegen einer Vereinbarung zwischen dem Land NRW und der rheinischen Landeskirche die Eheleute bei einer unangekündigten Hausdurchsuchung am 10. Juli in der evangelischen Kirchengemeinde Lobberich/Hinsbeck in Haft genommen hatten. Das kurdische Paar sollte danach vom Flughafen Düsseldorf aus nach Polen gebracht werden. Wegen eines Zusammenbruchs der Frau wurde die Rücküberstellung damals aber abgebrochen.
Stattdessen war eine Rücküberstellung für den 25. Juli geplant. Diese sagte die Stadt Viersen allerdings abgesagt. „Da die Überstellungsfrist am 25. Juli 2023 abläuft, geht das Asylverfahren nun auf die deutschen Behörden über“, erklärte die Stadt. „Die Abschiebehaft ist aufgehoben.“ Noch kurz zuvor hatte das Verwaltungsgericht Düsseldorf einen Eilantrag gegen die Abschiebung abgelehnt, wie der Anwalt der Flüchtlinge dem epd mitteilte.
Die Viersener Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) erläuterte, dass sich am Wochenende Unklarheiten in der Bewertung einzelner Elemente des Falles insbesondere in der Abstimmung mit dem Land NRW ergeben hätten. Diese sollten zunächst geklärt werden. „Das geht nicht unter dem durch den Abschiebetermin vorgegebenen Zeitdruck“, sagte sie. Gleichzeitig betonte sie, dass die Ausländerbehörde der Stadt den Fall „rechtlich einwandfrei und absolut sauber abgearbeitet“ habe.
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl und kirchliche Vertreter begrüßten den Stopp der Rücküberstellung. Doch vielen weiteren Asylsuchenden in Deutschland drohe die Rückstellung, „obwohl sie in Polen Grenzgewalt und Pushbacks erlebt haben“, sagte die rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl, Wiebke Judith. Die Vorstandsvorsitzende der Ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche, Pastorin Dietlind Jochims, erklärte: „Wir begrüßen die angekündigte Rückkehr zu Gesprächen mit der Landesregierung und werden weiterhin für kirchliche Schutzräume und Humanität eintreten, wo es nötig ist.“
Nürnberg (epd). Nach der Schließung einer Ausstellung mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim in der Nürnberger Kirche St. Egidien wird ein anderer Standort gesucht. „Aktuell arbeiten wir mit dem Egidier Kulturpfarrer Thomas Zeitler daran, einen neuen Ausstellungsort von 'Jesus liebt' zu finden, damit sie spätestens zum Finale der Prideweeks allen auswärtigen und Nürnberger Teilnehmenden zur Besichtigung und eigenen Bewertung zur Verfügung steht,“ teilte der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg am 28. Juli mit. Dass die Kirchengemeinde die Schau geschlossen hat, habe man „mit sehr großem Bedauern“ zur Kenntnis genommen.
Die Ausstellung war am 21. Juli als Programmbestandteil der „Pride Weeks“ des Christopher Street Days (CSD) Nürnberg eröffnet worden - nach massiver Kritik und Anfeindungen wurde sie am Montag darauf zunächst vorübergehend geschlossen. Die gezeigten Bilder setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokante, teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befanden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet sind. Der Kirchenvorstand beschloss am Donnerstag, die Schau nicht mehr zu öffnen.
Der CSD-Förderverein nannte die Schließung ein „fatales Zeichen aus dem Raum der Kirche“. Diese sei im konkreten Fall kein sicherer Ort für queere Menschen und ihre Kultur gewesen. Man habe mit der Schließung der Ausstellung „ganz klar eine Auseinandersetzung verloren“, hieß es weiter. Demokraten dürften sich aber nicht durch Hassbotschaften zensieren lassen.
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche hatte kritisiert, dass die Ausstellung offensichtlich nicht wegen der gezeigten Bilder abgebrochen worden sei, sondern wegen der „Atmosphäre von Verunsicherung, Verletzung und Wut“. Dagegen erklärte der theologisch konservative Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern, dass die Ausstellung das Schamgefühl verletze und absichtlich „mit ins Pornografische gehenden Bildern“ provoziere. Die in der Kirche gezeigten Bilder hätten „eine blasphemische, gotteslästerliche Wirkung“.
Praunheims Bilder werden seiner Auskunft zufolge nach dem Nürnberger CSD erneut zu sehen sein: ab Anfang Oktober in der Kunstbehandlung in München und ab Anfang Dezember in der Kunstkantine in Hamburg.
Berlin (epd). An der Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Todesstreifen der Berliner Mauer ist am 26. Juli wieder Roggen geerntet worden. Ein Teil der Ernte auf dem etwa 2.000 Quadratmeter großen Feld an der Bernauer Straße wird laut Stiftung Berliner Mauer alljährlich mit Getreide aus elf Ländern Mittel- und Südosteuropas gemischt. Danach wird es gemahlen und zu einem paneuropäischen „Friedensbrot“ verbacken.
Aus dem Roggenmehl werden auch Oblaten für die Feier des Abendmahls in der Kapelle der Versöhnung hergestellt. Das anfallende Stroh wird in den Boden eingearbeitet.
Pflege, Aussaat und Ernte des innerstädtischen Roggenfelds übernehmen seit 2006 Studierende und Beschäftigte der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität. Der Getreideanbau auf geschichtsträchtigem Boden geht auf ein temporäres Kunstprojekt des Bildhauers und Steinmetz Michael Sprengler von 2005 zurück. Die Kirchengemeinde und die benachbarte Stiftung Berliner Mauer sehen in dem Getreidefeld ein „symbolträchtiges und nachhaltiges Zeichen für Leben“.
Bereits 1990 säten einige Bewohner Ost-Berlins an dieser Stelle Lupinen aus. Später übernahmen Mitglieder der Versöhnungsgemeinde die Aussaat. Mittlerweile wird dort seit 18 Jahren Getreide gesät und geerntet. Zur Erhöhung der Biodiversität und Verbesserung der Bodenqualität wird im Herbst auf einem Drittel der Fläche die stickstoffbindende Luzerne, eine Klee-Art, gesät.
Garmisch-Partenkirchen (epd). Auf dem höchsten Berg Deutschlands dreht sich alles ums ewige Eis: Mit der Gletscherbahn fährt man hinauf zum Zugspitz-Gipfel, an dessen Hänge sich im Winter das Gletscher-Skigebiet schmiegt. Zur Brotzeit lockt das Gletscherrestaurant, den Sprizz nimmt man im verglasten „Gletschergarten“-Pavillon.
Um den Gletscher dreht sich auch das ökumenische Requiem, zu dem die Kirchen im Werdenfelser Land am 25. Juli eingeladen haben. Denn: Der Gletscher stirbt. Trotz schlechter Sicht und Graupelschauern hat sich eine kleine Gemeinde in der Kapelle Mariä Heimsuchung eingefunden, um dem nördlichen Schneeferner die letzte Ehre zu erweisen. Auch er wird, wie schon der südliche Schneeferner im Jahr 2022, seinen Status als Gletscher verlieren. Wissenschaftler rechnen bis 2030 mit seinem Ende - in zu vielen Rekordsommern geschmolzen und versickert.
„In der Schule haben wir gelernt: Der Gletscher auf der Zugspitze ist ewiges Eis!“, sagt Barbara aus dem Talort Grainau, die mit ihrer Schwester Ingrid extra zur Trauerfeier für den Gletscher gekommen ist. Dass das „ewige Eis“ schon bald verloren sei, mache sie betroffen, berichtet die Seniorin. Auch eine Urlauberin, die spontan zur Andacht geblieben ist, findet die Situation beängstigend: „Da muss man gar nicht zur 'Letzten Generation' gehören“, sagt sie.
Solche Erschütterungen spürt die Garmischer Pfarrerin Uli Wilhelm immer häufiger. Der Klimawandel sei zunehmend auch ein seelsorgerliches Thema. Viele Menschen am Fuße der Zugspitze seien schockiert, dass auf „ihrem“ Berg nur noch Geröll statt Schnee und Eis zu finden sei. „Mancher fragt sich: Wie soll es weitergehen?“, sagt die Theologin bei der Andacht.
Langsam und getragen klingt die Bombo-Trommel über die Terrasse des Gletscherrestaurants. „Wenn doch mein Volk gehorsam wäre!“, singen die drei Sängerinnen - es ist eine dissonante Klage aus dem biblischen Psalm 81, den Kirchenmusikdirektor Wilko Ossoba-Lochner in seine „Elegie auf das Ende des Ewigen Eises“ gesetzt hat, die zum Requiem uraufgeführt wird. „Die Menschen sind dabei, unendlich viel kaputtzumachen“, sagt der Weilheimer Dekan Jörg Hammerbacher in seinem Grußwort. Das nahe Ende des nördlichen Ferners sei „ein stummer Schrei“ umzukehren, menschliches Verhalten zu ändern. Wolfgang Neuner, Vorstand der Sektion München im Deutschen Alpenverein, bezeichnet den Tod der beiden Zugspitzferner als „Bilanz und Spiegel der menschlichen Fehler und Versäumnisse“.
Trotz aller Sorge und Endgültigkeit wollen die Seelsorger bei dem ungewöhnlichen Requiem in 2.650 Meter Höhe auch Hoffnung wecken. Der katholische Pastoralreferent Florian Hammerl ruft dazu auf, den Klimawandel gemeinsam anzupacken. „Hier oben wird Sand aus der Sahara angeweht, die Asche vom brennenden Urwald in Brasilien, Ruß und Staub aus den Städten, kurz: der Dreck der ganzen Welt.“ Der Gletscher, die Menschen, das Klima, Pflanzen, Tiere - „wir gehören und hängen alle zusammen“, so Hammerl. „Jeder Einzelne kann etwas tun“, bekräftigt Besucherin Barbara draußen am Fuße des nördlichen Ferners. Trotz der schmutzigen Schneereste und der zahlreichen Schmelzwasserrinnen hat sich das Eis ein geheimnisvolles blaues Leuchten bewahrt - es wirkt wie eine ferne Erinnerung an seine majestätischen Zeiten.
Die Marketingstrategen der Zugspitzregion werden sich dennoch bald etwas einfallen lassen müssen. In dürren Worten heißt es in dem aufklappbaren Sterbebildchen, das nach der Feier ausliegt: „In großer Trauer um den Zugspitz-Gletscher, geboren 10.000 v.Chr., gestorben in den 2020er Jahren an der Erderwärmung.“ Als Gütesiegel für Touristen aus aller Welt hat der Gletscher ausgedient.
Wacken (epd). Taufen, Trauungen, Bestattungen - die meiste Zeit im Jahr läuft für Pastorin Alisa Mühlfried (31) alles normal in ihrer ruhigen Landkirchengemeinde im 1.800-Seelen-Örtchen Wacken in Schleswig-Holstein. Nur für das erste Wochenende im August wird alles anders, dann ist das „Wacken Open Air“. „Dann wird geschmückt, es werden Kaffee- oder Limowagen rausgestellt und die Menschen sind total offen und freuen sich auch schon“, sagt Mühlfried, die seit November dort Pfarrerin ist. Das nach Angaben der Veranstalter größte internationale Metal-Festival, das dieses Jahr vom 2. bis 5. August stattfindet, sei dann nicht nur auf dem Festivalgelände präsent, sondern im ganzen Ort.
Bisher beteiligte sich die Kirchengemeinde mit einem Gottesdienst am Mittwochabend, dem ersten Tag des Festivals. Dieses Angebot möchte die junge Pastorin ausweiten. Sie habe ein Team aus Seelsorgern zusammengestellt, die für die Besucher ansprechbar sein sollen. Die Dorfkirche solle am Mittwoch und Donnerstag während des Festivals jeweils für ein paar Stunden öffnen, sagt Mühlfried. Denn in den vergangenen Jahren habe es Situationen gegeben, in denen Menschen die Kirche besuchen wollten, sie aber geschlossen war.
Die Pastorin möchte einen „room of silence“ - einen Raum der Stille bieten. „Ohne dass das jetzt groß spirituell aufgeladen ist“, sagt sie. Sie möchte einen Rückzugsort bieten, an dem die Metal-Fans im Festivaltrubel einmal zur Ruhe kommen können, denn es werde schon sehr laut und es seien viele Menschen. „Das kann auch mal überfordernd sein“, sagt Mühlfried. In der Heiligen-Geist-Kirche können die Ruhesuchenden dann eine Kerze anzünden, in den Bänken sitzen oder „einfach mal mit jemandem quatschen“.
Neue Pastorin, neue Ideen, aber auch alte Bedenken. Ginge es nach der Gemeinde, gebe es keine Beteiligung rund um das „Wacken Open Air“, sagt Mühlfried. Einerseits, weil viele Gemeindemitglieder in der Festivalzeit selbst viel zu tun und kaum Zeit hätten, andererseits gebe es auch „diese Angst, dass was passieren könnte, dass randaliert wird in der Kirche oder auf dem Friedhof“, erklärt die Pastorin.
Doch große Metal-Gottesdienste in Schweden oder Finnland würden zeigen, dass Christsein und Metalmusik gut zusammen gehe, sagt die Pastorin. Zudem höre sie privat auch Metal, sodass es für sie keine ungewöhnliche Kombination sei.
Sicher sei Metal eine Musikrichtung, die sich abgrenzen möchte, doch das sei auch bei Hip-Hop oder anderen Genres der Fall. „Jedes Genre hat so seinen Spirit und seine Ideen und Gedanken“, sagt die Pastorin. So dürfe auch Metal nicht nur als Angriff wahrgenommen werden. Und geht es nach Mühlfried, sind Metalheads „die liebsten Menschen, die ich kenne“. Mit der Nächstenliebe klappe es bei den Metallern „nämlich super“, sagt sie, das passe doch wunderbar zusammen.
Wenn es nach Alisa Mühlfried geht, dann darf sich über das Festival in diesem Jahr auch gern mehr entwickeln: „Mein Wunschtraum wäre, auf dem Gelände präsent zu sein, als Kirche zu sagen, wir sind hier und bieten sogar Trauungen auf dem Gelände an und sind wirklich ansprechbar.“ Vielleicht sei auch ein Getränkestand auf dem Kirchplatz eine Idee, „damit die Menschen zu uns kommen“, sagt sie.
Darmstadt (epd). Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ist auf dem Weg zur Selbstversorgerin mit Öko-Strom. Nahezu ein Drittel ihrer elektrischen Energie erzeuge sie bereits auf eigenen Solardächern, teilte die Kirche am 28. Juli in Darmstadt mit. In den kommenden Jahren solle die Quote von selbst produziertem Strom auf 100 Prozent steigen. Einen konkreten Zeitplan dafür gibt es bislang allerdings nicht.
Vor allem die Zentrale Pfarreivermögensverwaltung der EKHN sei besonders aktiv in der Produktion von Öko-Strom, hieß es. Sie bewirtschafte auf evangelischen Gebäuden derzeit 101 Photovoltaik-Solaranlagen, etwa auf den Dächern des Martin-Niemöller-Tagungshauses in Arnoldshain im Taunus, des Zentrums Bildung in Darmstadt oder der Kindertagesstätte in Westerburg im Westerwaldkreis.
Hinzu kämen mindestens hundert weitere Anlagen auf Gebäuden, die evangelische Gemeinden selbst initiiert hätten. So habe etwa die Kirchengemeinde Nieder-Wiesen in Rheinhessen auf ihren Gebäuden gleich mehrere Solaranlagen installiert.
Nach einem Beschluss der Kirchensynode soll die hessen-nassauische Kirche die Eigenproduktion von Strom weiter ankurbeln. Empfohlen wird neben der Installation von Solaranlagen auf Dächern eigener Gebäude die Errichtung von Solarparks auf kirchlichen Flächen. Zudem führe die EKHN Gespräche mit Betreibern von Windkraftanlagen und fremden Photovoltaikanlagen, berichtete der zuständige Oberkirchenrat Markus Keller.
Die Zwischenresultate auf dem Weg zur Strom-Selbstversorgung könnten sich sehen lassen, sagte Keller. Allein die von der Zentralen Pfarreivermögensverwaltung errichteten 101 Photovoltaik-Anlagen hätten im vergangenen Jahr mehr als vier Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, eine Menge, die für etwa für 1.000 durchschnittliche Haushalte reichen würde.
Taizé, Frankfurt a.M. (epd). Der Abt der Taizé-Bruderschaft Frère Alois (69) wird im Dezember sein Amt aufgeben. Gemäß der Regel von Taizé, nach der der Prior der Gemeinschaft einen Bruder bestimmt, der nach ihm die Kontinuität sicherstellt, werde Frère Alois in diesem Jahr sein Amt an Frère Matthew (58) übergeben, teilte die Gemeinschaft am 23. Juli mit. Frère Matthew stammt aus England und kommt aus der anglikanischen Kirche. Der Wechsel finde am 3. Dezember statt.
Die ökumenische Bruderschaft von Taizé wurde in den 1940er Jahren von dem reformierten Theologen Roger Schutz gegründet. Der damals 25-jährige Pfarrerssohn aus der Schweiz wollte in der Zeit des Zweiten Weltkriegs „die Zerrissenheit unter den Christen und die Konflikte in der Menschheit“ überwinden helfen. Dazu zog er sich am 20. August 1940 in das kleine Dorf Taizé bei Cluny in Südburgund (Frankreich) zurück. Er wurde 2005 durch ein Attentat einer psychisch kranken Frau getötet.
Bekannt wurde die Kommunität von Taizé durch einprägsame, meditative Lieder, die unter Christen in aller Welt verbreitet sind. Tausende Pilger aus aller Welt reisen jedes Jahr nach Taizé, um vor Ort gemeinsam zu beten, zu meditieren und zu singen. Vor allem unter Jugendlichen sind diese Freizeiten beliebt.
Frère Alois sagte laut Mitteilung, er habe vor 18 Jahren die Nachfolge von Frère Roger angetreten, seither hätten sich Kirche und Welt „sehr stark“ verändert und er spüre, dass es an der Zeit sei, sein Dienstamt an einen Bruder zu übergeben. Frère Alois, mit bürgerlichem Namen Alois Loeser, wurde am 11. Juni 1954 in Ehingen am Ries geboren. Er ist katholisch und trat am 1. November 1974 in die Communauté von Taizé ein. Frère Matthew, mit bürgerlichem Namen Andrew Thorpe, wurde am 10. Mai 1965 in Pudsey (Großbritannien) geboren. Er trat am 10. November 1986 in die Communauté von Taizé ein.
Köln (epd). Das Erzbistum Köln legt nach dem Schmerzensgeld-Urteil zugunsten eines Missbrauchsbetroffenen keine Berufung ein. Da auch der Kläger darauf verzichte, sei das Urteil nun rechtskräftig, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (27. Juli). Das Landgericht Köln hatte dem Betroffenen ein Schmerzensgeld in Höhe von 300.000 Euro zugesprochen. (AZ.: 5 O 197/22) Der heute 64-Jährige war über Jahre mehrere hundert Male von einem katholischen Priester sexuell missbraucht worden. Das Erzbistum bestätigte auf epd-Anfrage den Verzicht auf die Berufung, nannte aber keine weiteren Gründe.
Der Fall ist ungewöhnlich, da der beschuldigte Geistliche bereits tot ist und die Taten aus juristischer Sicht eigentlich verjährt sind. Der Anwalt des Betroffenen hatte auf die sogenannte Amtshaftung der Kirche als öffentlich-rechtliche Institution verwiesen. Das Erzbistum verzichtete darauf, die Verjährung der Taten geltend zu machen. Experten und Betroffenen-Initiativen erwarten von dem Urteil eine Signalwirkung und rechnen mit weiteren ähnlichen Klagen.
Bisher zahlt die katholische Kirche Betroffenen von sexualisierte Gewalt freiwillig sogenannte Anerkennungsleistungen, in der Regel zwischen 1.000 und 50.000 Euro. Der Betroffenenbeirat bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz fordert Nachbesserungen.
Frankfurt a.M. (epd). Der Religionssoziologe Detlef Pollack sieht den katholischen Reformprozess „Synodaler Weg“ skeptisch. „Mein Eindruck ist, dass viele Befürworter des Synodalen Wegs ein unterkomplexes Bewusstsein von der Reformierbarkeit ihrer Kirche haben“, sagte Pollack der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Sie nehmen offenbar an, dass in dem Augenblick, wo sie bestimmte Sachen verändern - die kirchlichen Entscheidungen demokratisieren, den Zölibat abschaffen -, die Kirche wieder anschlussfähig wird an die moderne Gesellschaft.“
Dabei werde vergessen, „dass das Christentum aus der Vormoderne stammt und manches nicht veränderbar ist, ohne das Innere der Kirche anzutasten“, mahnte der Soziologe: „Gerade der Katholizismus beruht auf einer scharfen Unterscheidung zwischen dem Heiligen und dem Profanen.“ Jüngeren Umfragen zeigten allerdings, dass der Sinn für das Heilige unter Katholiken beinahe völlig verschwunden sei. „Wir werden Zeugen einer Erosion der katholischen Kirchen, die in ihren inneren Strukturen in Deutschland im Augenblick zusammenbricht“, sagte Pollack.
Zu Überlegungen, als Konsequenz aus den hohen Austrittszahlen bei evangelischer und katholischer Kirche auf die Kirchensteuer zu verzichten, sagte der Soziologe, bei einem Wegfall der Kirchensteuer würde die kirchliche Arbeit zusammenbrechen, weil die Leute freiwillig nicht ausreichend spenden würden. „Andererseits ist die Kirchensteuer einer der größten Treiber der Austritte“, betonte der Seniorprofessor an der Universität Münster: „Mein Rat an die Kirchen wäre trotzdem: Bleibt besser bei der Kirchensteuer, dann könnt ihr damit weiterhin noch ein wenig Gutes tun.“
Frankfurt a.M. (epd). Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf hält eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad für politisch kaum mehr erreichbar. Die allermeisten Regierungen sähen darin keine Top-Priorität, sagte der Professor an der Universität Potsdam im Deutschlandfunk: „So werden wir es auf keinen Fall schaffen.“ Der neue Vorsitzende des Weltklimarats IPCC, Jim Skea, nannte das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel „unglaublich symbolträchtig. Trotzdem sollten wir nicht verzweifeln und in eine Schockstarre verfallen, wenn die Welt die 1,5 Grad überschreitet“.
Rahmstorf, der auch am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) arbeitet, betonte: „Physikalisch kann man es noch erreichen, aber dazu müsste man es eben anpacken, wie, wenn man in einer Kriegssituation ist“. Es fehle nicht an Lösungen, sondern am Willen. Vielen Politikern sei die Dringlichkeit der Lage noch immer nicht klar, sie informierten sich nicht ausreichend. Nach Versäumnissen in vorangegangenen Regierungen behandle nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) das Thema nicht mit Priorität, kritisierte Rahmstorf nach Angaben des Deutschlandfunks im „Interview der Woche“.
IPCC-Chef Skea sagte dem „Spiegel“, die Welt werde nicht untergehen, wenn es um mehr als 1,5 Grad wärmer werde. „Es wird jedoch eine gefährlichere Welt sein. Die Länder werden mit vielen Problemen kämpfen, es wird soziale Spannungen geben“, mahnte der britische Physiker und rief zum Handeln auf: „Jede Maßnahme, die wir ergreifen, um den Klimawandel abzuschwächen, hilft.“ Es gehe nun darum, „noch Schlimmeres zu verhindern.“
Dabei sei individueller Verzicht zwar gut, doch werde dieser allein nicht einen Wandel in der nötigen Größenordnung herbeiführen können. „Damit wir klimabewusster leben können, brauchen wir eine ganz neue Infrastruktur“, sagte Skea. Längerfristig werde die Welt wahrscheinlich auch nicht auf technologische Lösungen wie die unterirdische Speicherung von CO2 verzichten können.
Das Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 sah vor, die Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter 2, möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Genf (epd). Der 6. Juli des laufenden Jahres war laut der Weltorganisation für Meteorologie der wärmste Tag seit Beginn der Temperatur-Aufzeichnungen. Die globale mittlere Oberflächenlufttemperatur habe am 6. Juli ihren höchsten Tageswert von 17,08 Grad Celsius erreicht, teilte die Meteorologie-Organisation am 27. Juli in Genf mit.
Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen bezog sich auf Daten des von der EU finanzierten Copernicus Climate Change Service. Nach dem 6. Juli seien der 5. und der 7. desselben Monats die nächstwärmsten Tage gewesen. Die ersten drei Juli-Wochen seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. Der gesamte Monat Juli sei auf dem besten Weg, der wärmste Juli und der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen zu werden.
Die globale Durchschnittstemperatur habe in der ersten und dritten Woche des Monats vorübergehend die Schwelle von 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau überschritten. Seit Mai liege die globale durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur deutlich über den zuvor für diese Jahreszeit beobachteten Werten, was zu dem warmen Juli beigetragen habe.
Berlin (epd). Die Bundesregierung will den Ausbau des Wasserstoffsektors deutlich beschleunigen. Ziel ist, dass grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien klimaschädliche Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Gas zunehmend ablöst, wie aus dem am 26. Juli vom Bundeskabinett in Berlin beschlossenen aktualisierten nationalen Wasserstoffstrategie hervorgeht. Das bisherige Ausbauziel für heimische sogenannte Elektrolyseure, die für die Wasserstofferzeugung nötig sind, wird demnach bis 2030 verdoppelt.
Diese Geräte lösen mit Elektrizität eine chemische Reaktion aus, die Wasser in die Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff spaltet. Den aktualisierten Plänen zufolge soll bis 2030 eine Elektrolyseleistung von mindestens 10 Gigawatt installiert werden. Bislang waren 5 Gigawatt vorgesehen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sprach von einer „neuen Phase im Wasserstoffmarkthochlauf“. Für Kritik sorgt, dass übergangsweise auch die Nutzung von blauem Wasserstoff aus Erdgas unterstützt wird.
Der Einsatz von Wasserstoff ist insbesondere in der Stahl- und Chemieindustrie, bei besonders schweren Nutzfahrzeugen, im Schiffsverkehr sowie bei Kurz- und Mittelstreckenflügen geplant. Die für den Wasserstoffmarkt nötigen Anlagen, Speicher und Leitungen werden demnach in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut und neue Technologien gefördert. Deutschland solle bis 2030 Leitmarkt für Wasserstofftechnologien werden, heißt es. Der Gesamtwasserstoffbedarf wird dann auf 95 bis 130 Terawattstunden geschätzt. Aktuell beträgt der durch grauen Wasserstoff gedeckte Bedarf etwa 55 Terawattstunden.
Erstmals hatte die große Koalition aus Union und SPD unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Jahr 2020 eine Wasserstoffstrategie vorgelegt. Diese wurde nun von der Ampel-Regierung aktualisiert. Bis spätestens 2028 soll ein deutsches Wasserstoffnetz von mehr als 1.800 Kilometern Leitungen entstehen. Europaweit sind den Angaben nach in dem Zeitraum rund 4.500 Kilometer vorgesehen, davon 3.000 Kilometer umgenutzte Erdgasleitungen. Weil vor allem aus Norwegen erhebliche Mengen Wasserstoff importiert werden sollen, ist auch der Betrieb von Pipelines geplant. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kündigte indes den Aufbau eines Wasserstofftankstellennetzes an.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) versprach den Ländern des globalen Südens, aus denen Deutschland ebenfalls Wasserstoff importieren will, eine faire Beteiligung. „Wo Wind- und Sonnenstrom für Wasserstoff produziert wird, wird gleichzeitig die Energiewende vor Ort vorangetrieben und die lokale Bevölkerung mit Strom versorgt. Und wo Meerwasser für Wasserstoff entsalzt wird, wird auch die nächste Stadt mit Trinkwasser versorgt“, erklärte sie. Aktuell unterstützt ihr Ministerium nach eigenen Angaben bereits Marokko, Brasilien, Tunesien, Algerien und Südafrika beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft mit mehr als 200 Millionen Euro.
Klimaschutzorganisationen forderten derweil striktere Vorgaben. Die geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland, Christiane Averbeck, kritisierte die vorgesehene Förderung von blauem Wasserstoff als ein Festhalten an alten, fossilen Strukturen. Diese setze kurzfristig falsche Anreize. Wasserstoff werde zudem trotz größter Anstrengungen ein weltweit knappes Gut bleiben. Daher sei eine klare Priorisierung der Anwendungsbereiche notwendig. Der Umweltverband WWF Deutschland vermisste strikte Regeln „für den Einsatz lediglich grünen Wasserstoffs“. Wasserstoff müsse dort eingesetzt werden, wo er alternativlos sei, etwa in der Stahl- oder Chemieindustrie, nicht aber in PKW oder in privaten Heizungssystemen.
Berlin (epd). Antisemitische Einstellungen sind unter Muslimen stärker verbreitet als im Rest der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Demnach stimmen im Bevölkerungsschnitt vier Prozent der Aussage zu, dass Juden „hinterhältig“ seien. Unter Musliminnen und Muslimen lag die Zustimmung bei zwölf Prozent. Rund ein Viertel (26 Prozent) der Muslime bejahen demnach die Aussage, dass reiche Juden „die eigentlichen Herrscher der Welt“ seien (Bevölkerungsdurchschnitt: sechs Prozent). Sieben Prozent akzeptieren Gewalt gegen Juden (Bevölkerungsdurchschnitt: zwei Prozent).
Die Gründe für diesen Befund könnten vielschichtig sein und seien vermutlich so heterogen wie die Gruppe selbst, heißt es im Fazit der Studie. Sie regt darin für eine sachliche Debatte weiterführende Analysen unter Berücksichtigung von Sozialisation, Lebensrealität und Herkunftsregion an.
Für die Studie wurden zwischen Ende 2021 und im Frühjahr 2022 rund 5.500 Menschen ab 16 Jahren in Deutschland befragt. In der Stichprobe sollten mindestens 500 Personen islamischen Glaubens enthalten sein. Konfrontiert wurden die Befragten nach Angaben der Studie anders als bei ähnlichen Studien mit bewusst harten Aussagen, um den „extremistischen Kern“ der Bevölkerung zu messen. Gefragt wurde etwa nach der Zustimmung zu der Aussage „Juden müssen sich nicht wundern, wenn sie einen drauf bekommen“. Zustimmung wurde dabei als Akzeptanz antisemitischer Gewalt gewertet.
Insgesamt lehne eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung antisemitische Aussagen entschieden ab, schreibt Studienautor Dominik Hirndorf mit Blick auf die Werte des Bevölkerungsdurchschnitts. Zugleich bedeuteten die Ergebnisse im Bereich der Gewaltakzeptanz eine nicht zu unterschätzende Zahl von potenziellen Gefährderinnen und Gefährdern. „Jedes Prozent ist eins zu viel“, sagte Hirndorf dem epd.
Hirndorf analysierte auch, wie andere extremistische Einstellungen, demografische Faktoren, Bildungsniveau und Parteienpräferenz mit antisemitischen Einstellungen zusammenhängen. Dabei zeigte sich nach Angaben seiner Studie, dass judenfeindliche Aussagen auch bei Personen mit niedrigem formalen Bildungsabschluss, Migrationshintergrund und innerhalb der AfD-Anhängerschaft stärker auf Zustimmung stoßen.
Jeder fünfte AfD-Sympathisant stimmt demnach der Aussage zu, dass Juden „die eigentlichen Herrscher der Welt“ seien. Bei Anhängern von SPD, Union und FDP liegen den Angaben zufolge die Zustimmungswerte im Bevölkerungsdurchschnitt. Potenzielle Wählerinnen und Wähler von Grünen und Linken stimmen antisemitischen Aussagen seltener zu als der Durchschnitt.
Auch Personen mit rechts- oder linksextremistischen Einstellungen stimmen antisemitischen Aussagen häufiger zu, wobei der Studie zufolge der Effekt bei Rechtsextremen größer ist. Auch Menschen, die einem Verschwörungsglauben anhängen, bejahen antisemitische Aussagen demnach stärker.
Wiesbaden (epd). Die Lebenserwartung in Deutschland ist während der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Im Vergleich zum letzten Vorpandemiejahr 2019 verringerte sich die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2022 sowohl bei Männern als auch bei Frauen um 0,6 Jahre, wie das Statistische Bundesamt am 25. Juli in Wiesbaden mitteilte. Für Frauen betrug sie demnach noch 82,9 Jahre und für Männer 78,2 Jahre.
Bei den Frauen habe es im Vergleich zum Jahr 2021 im vergangenen Jahr einen weiteren Rückgang um 0,2 Jahre gegeben, während die Lebenserwartung bei Geburt der Männer im Jahr 2022 im Vorjahresvergleich nahezu konstant geblieben sei.
In Ostdeutschland stieg die Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2022 nach starken Rückgängen in den beiden Vorjahren dagegen wieder an, wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte. Der Zuwachs habe hier bei Frauen 0,2 Jahre und bei Männern 0,6 Jahre gegenüber 2021 betragen. Im Vergleich zu 2019 sei die Lebenserwartung bei Geburt in Ostdeutschland allerdings trotz des jüngsten Anstiegs im Jahr 2022 bei den Frauen um 0,7 und bei den Männern um 0,8 Jahre geringer.
Anders als in Ostdeutschland sei die Lebenserwartung im Jahr 2022 in Westdeutschland weiter zurückgegangen. Die Differenz zu 2019 sei in den westdeutschen Bundesländern über den gesamten Zeitraum betrachtet dennoch geringer als in Ostdeutschland und habe im Jahr 2022 - wie in Deutschland insgesamt - 0,6 Jahre bei beiden Geschlechtern betragen. Die Lebenserwartung bei Geburt fasst die Sterblichkeit über alle Altersjahre hinweg in einem Wert zusammen.
Maßnahmen und Verhaltensänderungen im Zuge der Pandemie könnten dafür gesorgt haben, dass vor allem 2020 und 2021 weniger Sterbefälle durch andere Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Grippe verursacht wurden, erklärte das Statistische Bundesamt. Im Jahr 2022 hätten zudem der außergewöhnlich warme Sommer sowie eine starke Grippewelle zum Jahresende eine sichtbare Auswirkung auf den Jahresverlauf der Sterbefallzahlen gehabt.
Volkach (epd). Entertainer Harald Schmidt (65) setzt sich „in großer Heiterkeit und Entspanntheit“ mit dem eigenen Sterben auseinander. Es wäre „naiv in meinem Alter“, dies nicht zu tun, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am liebsten würde er sich verbrennen und danach seine Asche verstreuen lassen, erläuterte er. Leider sei das in Deutschland aber nicht so leicht möglich wie etwa in der Schweiz oder Belgien: „Für mich als alten Traumschiff-Fahrer käme da vielleicht auch eine Seebestattung infrage.“
Der Entertainer wird am 29. August unter dem Titel „Warum Harald Schmidt noch nie in Volkach war“ beim Kabarettsommer im bayerischen Volkach (Landkreis Kitzingen) einen Talkabend mit Live-Musik bestreiten - gemeinsam mit dem Fürther Komödianten Volker Heißmann. Ein festes Programm gibt es nicht, alles soll spontan ablaufen. Dabei werden der Katholik Schmidt und der Protestant Heißmann sicher auch über Kirche und Glauben sprechen: „Auch hier gibt’s ja Rekorde zu vermelden, zumindest was die Kirchenaustrittszahlen angeht, auf beiden Seiten.“
Dass er in den vergangenen Wochen in Interviews vermehrt zu tages- und gesellschaftspolitischen Themen wie etwa der Rammstein-Debatte oder dem Erfolg der AfD befragt wurde, findet Schmidt logisch: „Neben mir sehe ich da eigentlich nur noch Henry Kissinger, der einen ähnlichen Informationsstand hat.“ Der sei aber 100 Jahre alt und könne nicht alle Anfragen übernehmen, erläuterte der Entertainer: „Womit es vollkommen auf der Hand liegt, mich zu fragen, wie ich die Weltlage einordnen würde.“
Stuttgart (epd). Laue Sommernächte bekommen in diesem August einen besonderen Begleiter: den „Blue Moon“. Am 1. August gegen halb neun Uhr abends steht der Vollmond über Deutschland - zugleich ein sogenannter „Super Moon“, weil er sich in dieser Phase extrem nah an der Erde befindet. Am 31. August zeigt sich der Mond dann in den Morgenstunden um kurz nach halb vier ebenfalls in voller Pracht. Der zweite Vollmond in einem Monat firmiert unter dem Begriff „Blue Moon“. Weil so ein Ereignis nur selten vorkommt, gibt es im englischen Sprachgebrauch die Wendung „once in a blue moon“, was man wohl am besten mit „alle Jubeljahre einmal“ übersetzt.
Die Worte „Mond“ und „Monat“ hören sich nicht zufällig ähnlich an. Der Mond gibt mit seinem 29,5-Tage-Zyklus den Takt für die Zeitrechnung vor. Zwölf Mondzyklen im Jahr dauern zusammen 354 Tage. Da das Jahr aber 365 Tage hat, sind noch elf Tage übrig. Ausgeglichen wird das vor allem über längere Monate mit 30 oder 31 Tagen. Dieser Ausgleich sorgt dafür, dass der Januar immer im Winter liegt und der August immer im Sommer - andernfalls käme es zu verwirrenden Verschiebungen.
In früheren Jahrhunderten war es üblich, die drei Vollmonde einer Jahreszeit klar zu bezeichnen: etwa Frühsommermond, Mittsommermond, Spätsommermond. Kam es innerhalb einer Jahreszeit zu einem vierten Vollmond, erhielt der dritte Vollmond bei den Farmern in den USA den Namen „Blue Moon“. Die Definition war eindeutig und half, den anderen Vollmonden ihr Etikett zu belassen. Historisch gesehen kommt es beim „Blue Moon“ also nicht auf die Zahl der Vollmonde in einem Monat an, sondern in einem Quartal.
Diese Unterscheidung hat sich dann aber verwischt, was vermutlich durch ein Missverständnis ausgelöst wurde. Der US-amerikanische Amateurastronom James Hugh Pruett hatte die Definition falsch interpretiert und 1946 in einem Artikel für die Zeitschrift „Sky & Telescope“ den „Blue Moon“ irrtümlich als den zweiten Vollmond in einem Kalendermonat bezeichnet.
Warum dem Vollmond das Etikett „blue“ - zu deutsch „blau“ oder auch „traurig“ - angeheftet wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Zu den Spekulationen über den Ursprung des Begriffs gehört ein antiklerikales Gedicht aus dem 16. Jahrhundert, in dem es heißt, wenn die Kirchenmänner sagten, der Mond sei blau, müssten die Menschen das glauben.
In bläulicher Farbe zu sehen ist der Mond jedenfalls so gut wie nie. Allenfalls bei großflächigen Waldbränden oder Vulkanausbrüchen verändert sich die Atmosphäre so, dass andere Farbanteile des Mondes herausgefiltert werden und ein bläulicher Schimmer übrigbleibt. Aber das ist sehr selten.
Es gibt übrigens auch Zeiten, in denen ein Monat keinen einzigen Vollmond sieht. Dabei kann es sich natürlich nur um den 28-tägigen Februar handeln, weil der kürzer als der Mondzyklus ist. Der nächste vollmondlose Februar erwartet uns erst wieder im Jahr 2037 - mit der Konsequenz, dass in jenem Jahr sowohl der vorausgehende Januar also auch der nachfolgende März einen „Blue Moon“ zeigen werden.
Gambach (epd). Heidrun holt aus dem Nebenraum Wasser und Apfelsaftschorle, die anderen packen schon mal Notenständer und Instrumente aus. Der kleine Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde im hessischen Gambach probt immer montags. Die Mitglieder lachen und scherzen, sie machen seit vielen Jahren zusammen Musik. „Anfangs sind zwar nicht gleich Freundschaften entstanden“, sagt Heidrun, „aber inzwischen sind wir zu Freunden geworden. Wir treffen uns auch außerhalb des Chores, laden uns gegenseitig ein.“
Sich regelmäßig sehen, die gemeinsame Liebe zur Musik pflegen, über die kleinen und großen Sorgen des Alltags reden - ein Chor ist ein guter Ort, um Freunde zu finden. Doch heutzutage hätten viele Menschen Schwierigkeiten, echte Freundschaften aufzubauen, sagt die Frankfurter Psychologin Ruth Habermehl, die Workshops und Kurse zum Thema gibt - und selbst in einem Chor singt.
Einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2019 zufolge sagten 40 Prozent der Deutschen, dass sie nur ein bis zwei enge Freunde hätten. Elf Prozent gaben an, sie hätten gar keine. Um den Wert der Freundschaft - zwischen Menschen, aber auch zwischen Kulturen und Ländern - zu stärken, haben die Vereinten Nationen im Jahr 2011 den 30. Juli zum Internationalen Tag der Freundschaft ausgerufen.
„Ein großes Problem ist, dass man sich nicht die Zeit für Freunde nimmt“, erklärt Habermehl. „Wir machen Dinge, die Menschen früher gemeinschaftlich taten, heute allein, Kochen zum Beispiel oder Gärtnern.“ Natürlich sei nicht jeder ein Herzensfreund geworden, der mit auf dem Feld gearbeitet habe. „Aber die Wahrscheinlichkeit war größer, jemanden zu treffen, mit dem man eine größere Bandbreite an Themen teilt.“
Die Psychologin rät, sich diese Lebensweise wieder ein Stück zurückzuerobern: Leute zum Beispiel nicht nur zum Essen nach Hause einladen, sondern vorher schon zusammen kochen. Im Gemeinschaftsgarten gärtnern, mit den Nachbarn die Gartengeräte austauschen.
Die US-amerikanische Theologin Jennie Allen schlägt vor, eine Liste anzulegen mit Menschen aus der Gemeinde, der Uni, dem Job oder der Nachbarschaft: „Mit wem von ihnen bist du gern zusammen? Wer von ihnen scheint echtes Interesse an dir zu haben?“ Da alle rund um die Uhr beschäftigt seien, fordert sie in ihrem Buch „Gemeinsam“ dazu auf: „Sei du die Person, die auf andere zugeht, auch wenn es sich unangenehm anfühlt oder dir peinlich ist.“ Man müsse schon aus seiner Komfortzone raus, empfiehlt auch Habermehl.
Nicht nur die Älteren finden schwer Freunde, wie etwa Diskussionen auf Twitter zeigen. „Jeder hat schon gefühlt seinen Freundeskreis, und wenn man irgendwo neu hinzieht, ist es wirklich so schwer, Anschluss zu finden“, schreibt Nutzer „Marius“ in einem Tweet. Als Antworten kommen Vorschläge wie Konzertbegleitungen, Mitgliedschaft im Sportverein und die Dating-App Bumble.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann rät beim Thema Freundschaften über das Internet eher zu Nachbarschaftsnetzwerken wie „nebenan.de“ oder „nachbarschaft.net“. „Echte Freundschaft kann nur durch Begegnung, gemeinsames Erleben, Gespräche, ein wechselseitiges Herantasten entstehen“, bemerkt Käßmann in ihrem Buch „Freundschaft“.
In einer Phase großer Verlassenheit suchte der Schriftsteller Daniel Schreiber - ausgerechnet - die Einsamkeit. Er zog für eine Weile auf die Kanareninsel Fuerteventura, wanderte die Küste entlang, mit Blick auf die stürmische See, machte nachmittags Yoga, hielt zu seinen Freunden losen Kontakt über E-Mails und Social Media. „Erst hier wurde mir klar, dass ich die vielleicht einzige Grundregel der Freundschaft missachtet hatte“, schreibt er im Buch „Allein“: Freundschaften beruhten auf Freiheit. „Freundinnen und Freunde müssen den eigenen Wünschen, Erwartungen und Ansprüchen nicht entsprechen, man muss ihnen nichts abverlangen.“
Sich selbst zurücknehmen, den Blick auf den anderen und die andere richten: In Gambach probt der kleine Posaunenchor ein Stück aus dem Film „Herr der Ringe“. Weil sie so wenige seien, dürfe man die Treffen nicht schwänzen, erzählt Werner. „Man kann die anderen nicht im Stich lassen.“ Das bedeutet Freundschaft.
Berlin (epd). Giselle Heimann Ratain steht vor einem Wohnhaus in einer Berliner Straße neben einem Mann mit breitkrempigem Hut, der kniend zwei Steine in den Gehweg verlegt. Die sogenannten Stolpersteine erinnern an ihre Tante Gisela Finder und deren Sohn Leo, der nur acht Jahre alt wurde. Beide wurden 1941 nach Litauen deportiert und wenige Monate später ermordet. Im Messingblech auf der Oberseite der Steine sind ihre Namen und Lebensdaten eingeschlagen. „Ich weiß nicht, ob es eine Erlösung ist“, sagt die Frau im blauen Kleid und weißen Jackett. Es gebe keinen Grabstein für ihre Tante und deren Sohn. Jetzt gebe es aber ein Denkmal.
Rund 100.000 Stolpersteine erinnern in rund 30 Ländern Europas an Opfer des Nationalsozialismus. Anfangs fertigte sie Gunter Demnig, der Urheber des Projekts selbst. Der Künstler verlegte auch die Steine für die Finders. Seit 2005 produziert jedoch Michael Friedrichs-Friedlaender einen Großteil der Steine. Mit seinem Mitarbeiter stellt er bis zu 140 Exemplare pro Woche in 28 Sprachen her.
In der Werkstatt am Stadtrand von Berlin schlägt der gelernte Bildhauer Buchstaben und Zahlen für die Namen und Lebensdaten der Opfer in das Messingblech. Mit Gehörschutz auf den Ohren steht der 73-Jährige an der Werkbank, in einer Hand den Hammer, in der anderen den Handschlagstempel. „Wenn man Buchstabe für Buchstabe einschlägt, nagelt sich das in den Kopf ein“, sagt er in sachlichem Ton. Die beiden neben dem Text übrig bleibenden Teile nennt Friedrichs-Friedlaender Schwalbenschwänze. Mit langsamen, ruhigen Bewegungen biegt er diese nach innen, legt sie mit der Schriftseite nach unten in eine Form und gießt sie mit Beton aus, sodass die Schwalbenschwänze wie eine Klammer fest im Beton sitzen.
Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter hat er mittlerweile mehr als 86.000 Steine hergestellt. Wenn nötig, helfe auch seine Frau. Sie ist ebenfalls Künstlerin und arbeitet im Atelier neben der Werkstatt.
Er sei unter Menschen aufgewachsen, „die sich einen Dreck um das Dritte Reich geschert haben, weil sie es vergessen wollten“, sagt Friedrichs-Friedlaender. Sein Großvater habe vermutlich jüdische Wurzeln gehabt. Dessen Sohn sei als Musiker aus Breslau nach Berlin gegangen und habe sich Friedrichs genannt, um in einem Klima des Antisemitismus leichter an Engagements zu kommen. So sei sein eigener Doppelname entstanden, sagt Friedrichs-Friedlaender.
Vor diesem Hintergrund begrüßt er die große Nachfrage nach Stolpersteinen: „An diese Geschichte immer wieder zu erinnern und die Verantwortung zu fühlen, ist wichtig.“ Für ihn geht es nicht um Schuld, sondern darum zu verhindern, dass sich Geschichte wiederholt.
Die Stolpersteine erinnern nicht nur an Juden, sondern auch an Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programme, Widerstandskämpfer, Sinti und Roma sowie Zeugen Jehovas. Jeden Tag Dutzende Schicksale einzustempeln, mit dem Hammer einzuschlagen, müsse man aushalten, wenn man an dem Projekt arbeitet, sagt der 73-Jährige. Wenn es etwa um Fälle wie ein Waisenhaus mit 30 Kindern gehe, kommen ihm noch heute die Tränen: „Acht bis zehn Stunden am Tag die Schicksale zu ertragen, da muss man wissen, wofür.“
Seine eigene künstlerische Arbeit hat der Metallbildhauer vorerst aufgegeben. Aber jeder Stolperstein sei ein Teil des weltweit flächenmäßig größten Holocaust-Mahnmals, sagt er und erzählt, wie Schüler in der Werkstatt zunächst mit großen Augen auf den goldenen Glanz der Messingplatten reagieren. Beim Lesen der Inschriften auf den Steinen verändere sich dann ihr Gesichtsausdruck. Wenn sie selbst das Schicksal eines Kindes recherchierten, das ihre Schule besucht habe und dann Opfer der Verfolgung geworden sei, bekämen sie einen echten Bezug zur Geschichte: „Das ist viel besser als die nackten Zahlen, die wir uns nicht vorstellen können.“
Berlin (epd). Die einen wollen eigene Pläne, die anderen sehen die Kommunen in der Pflicht: Beim Thema Hitzeschutz gehen die Bundesländer unterschiedliche Wege. Wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den Gesundheitsministerien der Länder ergab, sieht die Hälfte der 16 Bundesländer zunächst die Kommunen in der Verantwortung.
Hitzeaktionspläne seien „nur dann effizient, wenn sie auf die Situation vor Ort angepasst sind“, sagte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dem epd. So sieht es auch das Ministerium in Baden-Württemberg: „Hitzeschutz muss in Stuttgart anders ausgestaltet werden als in Mannheim oder Heidelberg“, erklärte ein Sprecher.
Ähnlich äußerten sich die zuständigen Landesministerien in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Zugleich betonten viele, die Kommunen bei der Erstellung von Plänen unterstützen zu wollen. Hitzeschutzpläne sollen insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Kinder, Ältere und Kranke vor temperaturbedingten Gesundheitsfolgen schützen.
Als einziges Bundesland hat bislang Hessen einen umfassenden Hitzeschutzplan. Das im Februar vorgelegte Konzept beinhaltet ein Hitzewarnsystem, das über eine landeseigene App Hinweise des Wetterdienstes verbreitet. Zudem wurden nach Ministeriumsangaben Informationen an Kliniken und Praxen sowie Empfehlungen für die Pflege zu Hause verschickt. Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerium hat im Juni einen Musterhitzeaktionsplan zum Schutz älterer und pflegebedürftiger Menschen erstellt.
Sechs weitere Bundesländer arbeiten an Hitzeschutzplänen oder planen dies. Das Saarland will seinen im September, Bremen bis spätestens Jahresende vorlegen. Hamburgs Hitzeschutzplan soll bis zum Herbst 2024 fertig sein. Rheinland-Pfalz, Berlin und Thüringen geben als Zielmarke für einen landeseigenen Hitzeschutzplan das Jahr 2025 aus.
Zu den angedachten Maßnahmen gehören mehr öffentliche Trinkwasserbrunnen, die Förderung von Verschattungen in Kindergärten oder öffentlichen Einrichtungen oder die Schaffung von kühlen Räumen. Städte setzen auch auf die Entsiegelung von Flächen. Mehr Wasser und Grünflächen sollen für kühlere Luft sorgen. Hamburg und andere Städte haben in diesem Sommer ein „Hitze-Telefon“ eingerichtet.
Der Deutsche Städtetag hat auf seiner Internetseite Best-Practice-Beispiele für Vermeidung von Hitzeschäden veröffentlicht. Die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des kommunalen Spitzenverbands, Verena Göppert, sagte dem epd, für die Städte sei Hitzeschutz eine Daueraufgabe: „Das bedeutet einen kompletten Umbau der Städte: Weg von der autogerechten Stadt mit vielen versiegelten Flächen hin zu grünen und blauen Städten.“ Sie forderte mehr Unterstützung der Kommunen durch den Bund.
Das verlangt auch der Deutsche Landkreistag. Es sei eine Aufgabe, „die uns noch viele Jahre beschäftigen wird“, sagte der Beigeordnete des Landkreistages, Jörg Freese, dem epd. Er findet es richtig, dass ein Teil der Aufgaben bei den Kommunen liegt und hält auch nichts von einem Musterplan für die Landkreise. Doch trügen auch die Länder „Verantwortung für vielerlei fachliche, vor allem auch gesundheitspolitische Fragen und natürlich auch für die finanzielle Untersetzung des Ganzen“, betonte Freese.
Die Stiftung Patientenschutz kritisierte ein mangelndes Engagement der Bundesländer, die doch die Verantwortung für die Investitionen in Krankenhäuser und Pflegeheime hätten. Zum Nulltarif werde es weder einen Hitzeschild noch Klimaschutz geben, erklärte Vorstand Eugen Brysch.
Frankfurt a. M. (epd). Anna „Fee“ Franken trägt ein türkisfarbenes Kleid. Mit schwarzen Streifen, buntem Blumen- und Vogel-Print, V-Ausschnitt. Darunter verläuft ein langer Reißverschluss mit großem, rundem Zipper zum leichten Öffnen. Das ist praktisch, vor allem für Menschen wie Franken, die Rollstuhlfahrerin ist. Seit ihrem zweiten Lebensjahr lebt die 28-jährige Bitburgerin und studierte Modedesignerin mit einer neuromuskulären Erkrankung. Das heißt, ihre Muskeln werden schwächer. Inzwischen kann sie nicht mehr laufen, ihre Finger nicht mehr bewegen, ist oft auf Hilfe angewiesen.
Vor zwei Jahren gründete Franken ein Label für inklusive Mode: „Wundersee Fashion“. Das heißt, sie entwirft Mode für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. „Mich hat es gestört, dass inklusive Mode nie besonders weiblich war“, erinnert sich die junge Gründerin. Gerade im Rollstuhl sähen viele Kleidungsstücke unvorteilhaft aus.
Anna Frankens Kollektionen sind mit vielen Reißverschlüssen versehen, es gibt Greifhilfen, Magnet-Verschlüsse. Die Designerin setzt auf dehnbare Stoffe. Ihre Kundinnen sind hauptsächlich Rollstuhlfahrerinnen im Alter von 16 bis 65 Jahren, wie sie erzählt. Aktuell manage sie noch alles selbst - außer die Produktion, bei der ihr eine nachhaltige Anfertigung innerhalb Deutschlands wichtig sei.
Inklusive oder auch adaptive Mode ist ein Markt: Längst haben Unternehmen wie Tommy Hilfiger, Nike und die Online-Plattform Zalando den Geschäftszweig für sich entdeckt. Seit einigen Jahren kommen außerdem Firmen dazu, die sich vollständig auf inklusive Mode konzentrieren, wie „mob-industries“ aus Österreich und das spanische Label „FreeFormStyle“, das seine Kollektion auf der diesjährigen Fashion Week in Barcelona präsentierte. „Auf Augenhöhe“ ist ein Label, bei dem nach eigenen Angaben ein Team aus Nicht-Kleinwüchsigen und kleinwüchsigen Menschen rund um Gründerin Sema Gedik Mode für kleinwüchsige Frauen konzipiert.
Nach Statistiken der Europäischen Kommission lebten im vergangenen Jahr etwa 87 Millionen Menschen innerhalb der EU mit einer Form von Behinderung - alles potenzielle Kundinnen und Kunden für adaptive Mode. Auf Instagram zeigen schon lange Frauen mit Behinderung ihre Outfits, wie die Rollstuhlfahrerinnen Tess Daly und „rockahontaz“. Einer weiteren Influencerin, April Lockhart, fehlt eine Hand. 58.000 Followerinnen und Follower lassen sich von ihrem Stil inspirieren.
Trotzdem gibt es noch viel zu tun in Sachen Inklusion, findet Anna Flemmer. Die Modedesignerin aus Berlin entwirft ebenfalls barrierefreie Mode, besonders für Menschen mit Sehbehinderung. Darüber hinaus berät Flemmer Modeunternehmen bei der Frage, wie sie ganzheitlich inklusiver werden können. Die Anfragen seien noch zurückhaltend, berichtet die 34-Jährige. Einige Labels würden Inklusion zudem als reines Marketing-Instrument nutzen, kritisiert sie.
Inklusion in der Modebranche gehe über die Kleidung hinaus. Auch die Läden müssten barrierefrei sein. Das bedeute nicht, fernab vom Haupteingang eine Rampe für Rollstuhlfahrende bereitzustellen, betont Flemmer. So fühlten sich Menschen ausgeschlossen. Auch die Etiketten auf der Kleidung müssten für jede und jeden gut lesbar sein. Oft seien die Schilder völlig überfrachtet, die Schrift viel zu klein. Wichtig außerdem: Die Firmen sollten Menschen mit Behinderung ins Team holen, fordert sie.
„Menschen mit Behinderung sind kaum sichtbar“, kritisiert Flemmer und ergänzt noch: „Viele von ihnen legen großen Wert auf Mode, aber finden sich nicht wieder.“ Beide Designerinnen, Anna Franken und Anna Flemmer, sehen nach wie vor das Problem der Stigmatisierung von Menschen mit Behinderung. Für TV-Formate wie „Germanys next Topmodel“, bei der Gastgeberin Heidi Klum seit Jahren „Diversity“ predige, sei es nach Ansicht von „Wundersee Fashion“-Chefin Franken immer noch undenkbar, dass etwa eine Teilnehmerin im Rollstuhl dabei wäre. „Wir müssen immer noch darum kämpfen, uns schön und weiblich zu fühlen“, sagt sie. „Funktionale und modische Kleidung dürfen sich nicht ausschließen.“
Düsseldorf (epd). Die nach dem gescheiterten Sterbehilfegesetz unklare Situation belastet laut Diakonie-Vorstand Christian Heine-Göttelmann auch diakonische Einrichtungen. Der rechtliche Rahmen, wann und wie Sterbehilfe zulässig sei, bleibe weiterhin uneindeutig, sagte der Theologische Vorstand der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Frage, wie mit einem Wunsch von Bewohnern oder Patienten auf Sterbehilfe umgegangen werden soll, „belastet nicht nur die Einrichtungen, sondern auch deren Mitarbeitenden“.
Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeute das Recht auf selbstbestimmtes Sterben auch, dass auf die Unterstützung Dritter, auch wenn diese geschäftsmäßig betrieben werde, zurückgegriffen werden könnte, erläuterte Heine-Göttelmann. Für die Gesundheitseinrichtungen der Diakonie bedeute das, „dass sie sich in einer rechtlichen Grauzone befinden“, wenn etwa der Wunsch bestehe, in ihren Räumen Suizidbeihilfe stattfinden zu lassen. Ein neues Bundesgesetz, das die Suizidbeihilfe und ein von den Richtern vorgeschlagenes Schutz- und Beratungskonzept neu regele, könnte hier helfen.
Bislang gebe es in den Einrichtungen der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe keine einheitliche Praxis, sagte Heine-Göttelmann. Es gebe Einrichtungen, die unter bestimmten Rahmenbedingungen assistierten Suizid zulassen würden. Viele versuchten, „eine Haltung zu entwickeln“. Laut dem Bundesverfassungsgericht könne niemand zur Hilfe am Suizid gezwungen werden, betonte er.
Der Gesetzgeber müsse Freiheiten gestalten und begrenzen sowie zugleich Leben schützen. „Es sollte alles unternommen werden, Menschen das Leben zu ermöglichen und ihnen eine gute Versorgung und Suizidprävention zukommen zu lassen“, unterstrich Heine-Göttelmann. Die Selbsttötung sei eine Ausnahme und ein Sonderfall. Die Würde des Menschen komme gerade in solchen Situationen zum Ausdruck, in denen der Mensch seine Freiheit gestalte - in der Regel lebensdienlich. „Wir sind aber auch der Überzeugung, dass es ein würdiges Sterben geben kann und sollte“, erklärte der Theologische Vorstand.
Am 6. Juli waren zwei Vorschläge für ein neues Sterbehilfe-Gesetz im Bundestag gescheitert. Das Parlament stimmte gegen die aus den Reihen des Parlaments vorgelegten Entwürfe, die Hilfe bei der Selbsttötung rechtssicher ermöglichen, gleichzeitig aber unterschiedlich strenge Bedingungen und Verfahren für die Abgabe tödlich wirkender Mittel festschreiben wollten. Damit bleibt es dabei, dass Suizidassistenz in Deutschland grundsätzlich erlaubt ist, teilweise aber rechtliche Unsicherheiten birgt.
Frankfurt a. M. (epd). Im vergangenen Jahr haben rund 52.100 Frauen und Männer eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Wie das Statistische Bundesamt am 27. Juli in Wiesbaden mitteilte, sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Pflege damit gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent. Über alle Ausbildungsjahre hinweg befanden sich zum Jahresende 2022 rund 143.100 Menschen in der Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Der Bundesverband privater Pflegeanbieter (bpa) nannte die Zahlen ein „Drama“.
2022 schlossen 38.600 Frauen und 13.500 Männer einen neuen Ausbildungsvertrag in der Branche ab, die über Fachkräftemangel klagt. Der Anteil von Frauen in der Pflegeausbildung blieb damit zwar hoch, sank aber im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 74 Prozent.
Mit dem Pflegeberufereformgesetz von 2017 waren die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie Altenpflegerin zum Berufsbild Pflegefachfrau/-mann zusammengeführt worden. Der Ausbildungsberuf wird seit 2020 angeboten, die Ausbildung dauert drei Jahre.
Der Verband der privaten Pflegedienste bpa sieht angesichts der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt die Versorgung der Pflegebedürftigen „immer weniger gesichert“. Schon jetzt fehlten Zehntausende Pflegekräfte in Deutschland und viele gingen bald in Rente. „Wenn nun die Zahlen bei den Auszubildenden in der Pflege einbrechen, klafft bald eine noch viel größere Personallücke“, warnte bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote.
Für Grote ist der Rückgang „hausgemacht und von der Politik zu verantworten“. Vor der Zusammenlegung der Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflegeausbildung habe es einen Aufwuchs der Ausbildungszahlen gegeben. Daher müsse die neue generalistische Pflegeausbildung „ehrlich und ideologiefrei auf den Prüfstand“.
Sandra Postel, die Präsidentin der Pflegekammer NRW in Düsseldorf, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), zwar sei die Vergütung der Azubis verbessert worden, aber der Beruf werde nicht ausreichend anerkannt. Daher bleibe das Image der Branche schlecht. Außerdem werde die Ausbildung in der Pflege im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen besonders häufig abgebrochen.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte: „Der Bundesregierung gelingt es offenkundig nicht, den Pflegeberuf attraktiv zu machen.“
Frankfurt a. M. (epd). Dass Lydia Dietz arbeitssüchtig war, hat sie lange Zeit nicht wahrhaben wollen. Als ihre Therapeutin einmal den Verdacht äußerte, lachte Dietz und entgegnete: „Auf keinen Fall. So gerne arbeite ich doch gar nicht.“ Lydia Dietz heißt eigentlich anders. Da Suchterkrankungen schambehaftet seien, wolle sie ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen, sagt sie.
Die Pädagogin habe sich stets über die Arbeit definiert, erzählt sie. Bereits in ihrer Kindheit sei ihr Selbstwert stark von ihrer Leistung abhängig gewesen. „Ich wurde gelobt für gute Noten in der Schule. Daher wurde es wichtig, gut zu sein. Dann hatte ich etwas, worauf ich stolz sein konnte“, sagt sie. Sie studierte Germanistik und Anglistik. „Ich war sehr ehrgeizig und perfektionistisch“, erinnert sie sich. Bis zu ihrer Pension vor rund sechs Jahren arbeitete sie als Lehrerin in Wien.
Ihr Arbeitspensum sei oft enorm gewesen. „Ich habe viel gearbeitet, um mich nicht selbst zu spüren“, sagt die 65-Jährige. Im Fokus stand für sie immer der Druck, auch der zeitliche. „Ich hatte immer diesen Drang, Neues auszuprobieren, und habe viele Aufgaben angehäuft.“ Sie habe sich regelrecht nach Überforderung gesehnt.
Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung vom April arbeitet jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland „suchthaft“. Betroffene hätten häufig mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie arbeiteten nicht nur bis spät in die Nacht, sondern auch mit hohem Druck und an unterschiedlichen Aufgaben gleichzeitig und könnten oft nicht abschalten oder entspannen.
Der Diplom-Psychologe Stefan Poppelreuter beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dem Thema Arbeitssucht. Der Experte für Abhängigkeitserkrankungen stellt klar: „Bei der Arbeitssucht geht es mitnichten nur um eine 'Erwerbsarbeitssucht'.“ Es handele sich vielmehr um eine „Tätigkeitssucht“. Diese kann von Betroffenen auch außerhalb des Arbeitslebens, beispielsweise in der Freizeit oder auch bei der Garten- oder Hausarbeit ausgelebt werden.
In der Böckler-Studie werden vor allem Führungskräfte als arbeitssuchtgefährdet benannt. Nach Poppelreuters Einschätzung weisen auch helfende Berufe, etwa in der Pflege oder im Sozialwesen, eine erhöhte Gefährdung auf.
Lydia Dietz sieht Forderungen der jungen Generation nach einer besseren Work-Life-Balance und nach flexiblen Arbeitszeitmodellen wie der Vier-Tage-Woche positiv. „Die Arbeitswelt steht kopf, vieles ändert sich aktuell. Aber in meiner Generation war das leider noch anders.“ Damals sei viel Arbeit als etwas Gutes und viel Freizeit als etwas Schlechtes angesehen worden. Viele hätten sich kaum Pausen erlaubt, aus Angst als faul abgestempelt zu werden.
Hilfe suchte Dietz bei den Anonymen Arbeitssüchtigen, kurz AAS. Die Treffen der Anonymen Arbeitssüchtigen gibt es seit den 1980er Jahren. Sie orientieren sich an dem Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker aus den USA.
Dietz ging oft zu den Meetings in München oder nahm online teil. Der zweite der zwölf Schritte sei für sie hierbei zentral. „Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben konnte“, zitiert sie.
Bei den Treffen der AAS habe sie durch andere Betroffene mitbekommen, welche körperlichen Folgen Arbeitssucht haben könne: Herzprobleme, Rückenschmerzen, Burn-out, Depressionen. Auch Dietz erkrankte schwer. Mit 57 Jahren erhielt sie eine Krebsdiagnose, war ein Jahr lang krank. Danach folgte ein Herzinfarkt. Sie zog einen Schlussstrich und ging in Frühpension.
Während ihrer Pension habe sie gelernt, allein zu sein und Spaß zu haben. „Heute tue ich, was mir guttut und höre auf meinen Körper“, sagt sie.
Frankfurt a.M. (epd). Die Chefin der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg, Andrea Nahles, hat auf die Chancen Künstlicher Intelligenz (KI) für die Arbeitswelt hingewiesen. An vielen Stellen sei die Frage gar nicht mehr: „Automatisierung oder Entlassung? Sondern: Mit der Automatisierung können wir einen Teil der Menschen, die wir gar nicht mehr bekommen, ersetzen“, sagte die ehemalige SPD-Vorsitzende und Bundesarbeitsministerin dem evangelischen Magazin „chrismon“ (August-Ausgabe/Online) mit Blick auf den aktuellen Fachkräftemangel.
Die Bundesagentur für Arbeit habe 113.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verliere in den nächsten zehn Jahren 40.000 unter anderem durch Fluktuation und den Wechsel in den Ruhestand, fügte Nahles hinzu: „In einigen Jobcentern in Großstädten können wir jetzt schon viele Stellen nicht mehr besetzen.“ Eine Antwort auf die Fachkräftelücke sei - neben Frauen, Älteren, Zugewanderten und dem erfolgreichen Berufseinstieg von Jungen - die Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse.
Der Blogger und Kolumnist Sascha Lobo sieht im „chrismon“-Gespräch mit Nahles Aufholbedarf in der Debatte. „Automatisierung galt einem Teil der Bevölkerung übers 20. Jahrhundert als etwas Schlechtes. Das nimmt mir den Job weg! Und es gehörte auch zur Erzählung der Sozialdemokratie, dass Automatisierung nur dosiert, zu menschenwürdigen Bedingungen zugelassen wird“, sagte der Digitalexperte. Dass Automatisierung anders verstanden werden könne und auch andere Menschen betreffe als Facharbeiter, sei noch nicht in allen Köpfen angekommen.
Bei der Digitalisierung der Arbeitswelt müsse man Härten abfedern, „deswegen ist ein starker Sozialstaat wichtig“, erklärte Lobo. Wenn aber eine Rechtsabteilung in einem mittelständischen Unternehmen mit ChatGPT aus zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vier machen kann, mache er sich wegen des Fachkräftemangels wenig Sorgen um die verbleibenden acht, „weil für jeden von ihnen 27 offene Stellen in der Region vorhanden sind.“ Dies könne sie für die meisten Regionen in Deutschland bestätigen, fügte Nahles hinzu.
München (epd). Trotz der geltenden Pflicht zur Arbeitszeiterfassung müssen Angestellte nach Auffassung der Münchner Fachanwältin für Arbeitsrecht, Alexandra Callies, kein Bußgeld befürchten, wenn sie ihre Arbeitszeit nicht aufzeichnen. „Die Verpflichtung zur Durchführung einer korrekten Arbeitszeiterfassung betrifft den Arbeitgeber“, sagte Callies dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hatte in einer Entscheidung vom September 2022 die Pflicht zur systematischen Arbeitszeiterfassung festgelegt. Das sieht nun auch ein Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums aus diesem April vor.
Selbst wenn der Arbeitgeber eine korrekte Arbeitszeiterfassung anordne, drohe dem Arbeitnehmer kein Bußgeld, sagte Callies. Jedoch könnten andere Konsequenzen erfolgen. „Wenn ein Arbeitnehmer diese Pflicht nach einer entsprechenden Weisung verletzt, indem er seine Arbeitszeit nicht erfasst, kann der Arbeitgeber ihn abmahnen und im Wiederholungsfalle sogar kündigen“, erklärte die Anwältin der Münchner Kanzlei Kupka & Stillfried.
„Voraussichtlich müssen zur Arbeitszeiterfassung digitale Systeme verwendet werden“, sagt die Anwältin. Die Bereitstellung der technischen Möglichkeiten obliege dem Arbeitgeber. Nach dem Referentenentwurf zum Arbeitszeitgesetz sei beabsichtigt, grundsätzlich eine Pflicht zur elektronischen Erfassung einzuführen. Darunter würde auch die Nutzung einer Excel-Tabelle fallen. Für Betriebe mit weniger als zehn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern solle eine nichtelektronische Zeiterfassung weiterhin zulässig bleiben.
Auch für den Abbau von Überstunden habe der Gesetzentwurf Folgen. „Wer die Aufzeichnung der Arbeitszeit als Beweismittel nutzen möchte, um Überstunden abzubauen, muss neben den exakten Arbeitszeiten zusätzlich nachweisen, dass der Arbeitgeber die Überstunden angewiesen oder zumindest bewusst toleriert hat“, sagte Callies. Wer die Arbeitszeit noch mit Papier und Stift erfasst, sollte die Aufzeichnungen vom Vorgesetzten gegenzeichnen lassen. „Bei einer digitalen Erfassung kann man sich dagegen meist darauf berufen, dass der Chef die Arbeitszeiten im System sehen konnte und damit die geleisteten Überstunden zumindest stillschweigend toleriert hat“, erklärte die Expertin.
Das geplante Gesetz werde auch für Berufe gelten, bei denen viel Arbeit außerhalb eines Büros geleistet werde. Es könne eine Handy-App verwendet werden, mit der Arbeitnehmer von überall Beginn und Ende ihrer Arbeitszeit dokumentierten. „Die Pflicht zur Bereitstellung eines entsprechenden Diensthandys liegt beim Arbeitgeber“, sagt Callies.
Frankfurt a.M. (epd). „Schriftsteller von Weltrang“ und „streitbarer Geist“: Der Tod von Martin Walser hat Betroffenheit und Trauer ausgelöst. Neben der Würdigung seiner literarischen Größe wurde auch an die bisweilen umstrittene Rolle in gesellschaftlichen Debatten des im Alter von 96 Jahren gestorbenen Autors erinnert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Walser einen „großartigen Menschen und einen Schriftsteller von Weltrang“. Sein Werk „umspannt mehr als sechs Jahrzehnte, und er hat die deutsche Literatur in dieser Zeit entscheidend geprägt“, betonte Steinmeier in einem Kondolenzschreiben.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb: „Seine Bücher haben Generationen gelesen.“ Walsers „Freude am Argument“ habe für viele lebhafte Debatten gesorgt. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte: „In seinen literarischen Werken hat er die bürgerlichen Fassaden des Nachkriegsdeutschland als hohlen Schein entlarvt und ist dem Seelenleben der Deutschen auf den Grund gegangen.“
Walser war nach Angaben des Rowohlt-Verlags am 28. Juli gestorben. Der Autor von Werken wie „Ein fliehendes Pferd“, „Ehen in Philippsburg“ oder „Dorle und Wolf“ bekam alle großen deutschen Literaturpreise und galt international als einer der Hauptvertreter der deutschen Literatur nach 1945.
Bei der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998 sorgte Walser für einen Eklat, als er in seiner Dankesrede sagte, Auschwitz eigne sich nicht dafür, „Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung“. Der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, sprach daraufhin von „geistiger Brandstiftung“.
Vier Jahre später sorgte Walser für Diskussionen mit seinem Roman „Tod eines Kritikers“, der als eine Abrechnung mit dem Kritiker Marcel Reich-Ranicki gelesen wurde, die sich antisemitischer Klischees bedient. Politisch stand Walser, der 1927 in Wasserburg am Bodensee zur Welt kam, jahrzehntelang auf der linken Seite. So protestierte er in den 60er Jahren mit der Studentenbewegung gegen den Vietnamkrieg.
Staatsministerin Roth betonte, Walser habe sich nie mit der Rolle des beobachtenden Erzählers begnügt: „Er scheute auch nicht davor zurück, Position in gesellschaftlichen Debatten zu beziehen, auch mit der Lust zur Provokation.“ Seine Anmerkungen zum Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit 1998 hätten zu Recht heftigen Widerspruch ausgelöst.
Das Internationale Auschwitz Komitee betonte, Auschwitz sei „eine der großen Herausforderungen“ in Walsers Leben gewesen. „Trotz mancher Fehlinterpretationen und Missverständnisse bei öffentlichen Auftritten schulden wir ihm Dank für seine Liebe zum Leben und sein Anschreiben gegen die Vergesslichkeit der ewig Gestrigen und ihren Hass“.
Bundespräsident Steinmeier erklärte, Walser habe als „streitbarer und eigenwilliger politischer Geist“ weder Auseinandersetzungen noch Kritik gefürchtet. „Alle Versuche, Martin Walser in eine politische oder weltanschauliche Ideologie einordnen zu wollen, verkannten, was diesen Schriftsteller im Innersten antrieb: den eigenen Empfindungen so wahrhaftig wie möglich Ausdruck zu verleihen.“
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach von einem „scharfen, tiefgründigen, immer wieder auch streitbaren Beobachter und Kommentator“. Die tiefe Verbundenheit mit der Heimat habe Walser zeitlebens begleitet. Der Schriftsteller lebte bis zu seinem Tod in Nußdorf am Bodensee.
Der Rowohlt-Verlag erklärte, Walser habe „als Schriftsteller und Homo politicus über Jahrzehnte die deutsche Kultur geprägt“.
Hamburg/Husum (epd). Der Journalist und ehemalige Bibel-TV-Geschäftsführer Henning Röhl ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Röhl starb bereits am 15. Juli, wie Bibel TV am Montag in Hamburg mitteilte. Vor seiner Zeit bei dem christlichen Sender war Röhl unter anderem Chefredakteur von ARD aktuell und Fernsehdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Zuletzt lebte er mit seiner Frau in Husum.
Röhl wurde 1943 in Töstrup als Sohn eines evangelischen Pastors geboren. In Wien und Freiburg studierte er Philosophie, Geschichte und Germanistik. Röhl volontierte beim Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden, wurde dort 1978 Politik-Journalist und 1989 stellvertretender Hörfunk-Chefredakteur. 1981 wechselte er zum Norddeutschen Rundfunk, der ihn 1983 zum Direktor des NDR-Landesfunkhauses Schleswig-Holstein in Kiel berief.
1988 übernahm Röhl die Chefredaktion von ARD aktuell beim NDR in Hamburg und verantwortete fortan „Tagesschau“ und „Tagesthemen“. 1991 baute er als Fernsehdirektor den neu gegründeten MDR in Leipzig mit auf. Zwischen 1992 und 1999 arbeitete er als Koordinator des ARD-Familien- und Unterhaltungsprogramms. Nach seiner öffentlich-rechtlichen Laufbahn baute er gemeinsam mit dem Bonner Verleger Norman Rentrop Bibel TV auf, dessen Geschäftsführer er von 2001 bis 2012 war.
Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), das unter anderem die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) trägt, hält 12,75 Prozent der Anteile von Bibel TV.
München (epd). In der Debatte über sprachliche Änderungen in älteren Kinderbüchern hat sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dafür ausgesprochen, „Probleme auf jeden Fall sichtbar zu machen in Vor- und Nachworten und mit Hinweisen im Text“. Es sollte deutlich gemacht werden, „was so heute nicht mehr in Ordnung ist“, sagte Scholz der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende).
„Wenn es sich um pädagogisches Material für Kinder handelt, sollte es klar unseren heutigen Vorstellungen entsprechen“, forderte der Bundeskanzler. Kritik hat es etwa am rassistischen N-Wort in den „Pippi Langstrumpf“-Bänden gegeben oder an stereotypen Darstellungen von Kulturen in der Comic-Reihe „Tim und Struppi“ („Tintin“).
In dem Gespräch über Bücher und seine Lesegewohnheiten sagte Scholz auch, er lese „ab und an“ Comics und auch schon mal Krimis. In seiner Zeit als stellvertretender Juso-Vorsitzender habe er zudem eine „intensive Science-Fiction-Phase“ gehabt - „da waren gute dabei, aber auch sehr viele schlechte“.
„Ich lese einfach sehr gerne“, sagte der Bundeskanzler. „Mal mehr, mal weniger, mal sind es mehr Romane - dann wieder mehr Sachbücher.“ In seiner Juso-Zeit habe er sich „selbstverständlich durch die Gesamtheit der marxistischen Literatur gewühlt“, Ende der 1980er-Jahre dagegen fast ausschließlich Romane gelesen - „von Christa Wolf, Elfriede Jelinek, Mario Vargas Llosa, Isabel Allende, Gabriel García Márquez, Tom Wolfe, Bruce Chatwin, Paul Bowles und, von ihm angeregt, vieles aus Nordafrika. Ich las kreuz und quer, ohne System.“
Er rede auch mit anderen Staats- und Regierungschefs über Bücher. „Gerade in jüngster Zeit habe ich mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über Mohamed Mbougar Sarrs 'Die geheimste Erinnerung der Menschen' gesprochen, ein ganz tolles Buch“, sagte der Kanzler. „Macron äußerte sich gleichermaßen begeistert.“
Hamburg (epd). Annika Lindgren, Enkelin der weltberühmten Schriftstellerin Astrid Lindgren (1907-2002), bescheinigt ihrer Großmutter antirassistisches Denken. Im Gespräch mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ sagte das Mitglied der Familienfirma Astrid Lindgren Company, „dass Astrid niemals rassistisch gedacht hat. Im Gegenteil, sie hat es verachtet, wenn Menschen Macht über andere missbraucht haben.“ In seiner aktuellen Ausgabe widmet sich das Hamburger Blatt dem Umgang der Enkelin mit als rassistisch empfundenen Passagen im Werk Astrid Lindgrens, wie die Zeit-Verlagsgruppe am 26. Juli vorab berichtete.
Kritik hatte es in den zurückliegenden Jahren vor allem am rassistischen N-Wort in den „Pippi Langstrumpf“-Bänden gegeben. „Vielleicht wird der Tag kommen, an dem wir den zweiten und dritten Band von 'Pippi Langstrumpf' nicht mehr drucken“, räumte Annika Lindgren ein, die innerhalb der Familienfirma verantwortlich für das literarische Erbe ihrer Großmutter ist. „Aber so weit sind wir heute noch nicht“, fügte sie hinzu.
Die Nachfahren der Schriftstellerin hatten sich dazu entschlossen, das N-Wort aus den neuaufgelegten Büchern zu entfernen. Annika Lindgren lehnte es in dem Interview ab, die Bücher ihrer Großmutter mit Hilfe sogenannter Sensitivity-Reader auf verletzende Begriffe hin durchzusehen. Dabei handelt es sich um Menschen, die Texte beispielsweise auf diskriminierende Ausdrucksweisen hin lesen. „Unser Ziel ist immer, so wenig wie möglich am Original zu verändern und Astrids Sprache zu erhalten. Deshalb streichen wir lieber ein Wort, eine Passage oder ganze Kapitel“, anstatt den Text zu verändern, sagt die Enkelin der „Zeit“.
Dennoch sei nicht auszuschließen, dass sich Menschen von der Darstellung kolonialer Stereotype in den Pippi-Langstrumpf Büchern verletzt fühlten. „Und das können wir nicht ändern oder korrigieren, indem wir ein Wort streichen. Wer weiß, vielleicht werden die Pippi-Bücher irgendwann nicht mehr gelesen“, sagte Annika Lindgren.
Im Herzen jung
15 Jahre ist es her, dass sich Shauna (Fanny Ardant) und Pierre (Melvil Poupaud) im Krankenhaus begegneten. Schon damals war die Anziehung da, die sich nun beim erneuten Aufeinandertreffen in Liebe verwandelt. Doch die Umstände sprechen eigentlich dagegen. Shauna ist ein Vierteljahrhundert älter als Pierre und dieser eigentlich glücklich verheiratet. Sensibel setzt Regisseurin Carine Tardieu die von Widrigkeiten geprägte Liebesbeziehung in Szene und schafft es, alle Figuren zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Im Herzen jung (Frankreich/Belgien 2021). R: Carine Tardieu. B: Sólveig Anspach, Agnès de Sacy, Carine Tardieu. Mit: Fanny Ardant, Melvil Poupaud, Cécile de France, Florence Loiret Caille, Manda Touré. 112 Min.
Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik
2013 war die Geschichte um den Bären Ernest und der Maus Célestine in Frankreich ein großer Erfolg, blieb in Deutschland aber eher unter dem Radar. Die Fortsetzung des Animationsfilms startet nun auch hier im Kino. Die beiden Freunde reisen in Ernests Heimat, um dessen kaputtgegangene Geige reparieren zu lassen. Dort müssen sie allerdings feststellen, dass Musik mittlerweile größtenteils verboten ist. Kurzerhand schließen sich Ernest und Célestine dem Widerstand an, um Musik und Freude in Ernests Heimat zurückzubringen. Mit seinem liebevoll gezeichneten Stil eine schöne Abwechslung zu den vielen computergenerierten Animationsfilmen.
Ernest & Célestine: Die Reise ins Land der Musik (Frankreich 2022). R: Julien Chheng, Jean-Christophe Roger. B: Guillaume Mautalent, Sébastien Oursel, Didier Brunner, Agnès Bidaud. Stimmen (Original): Sophie Wilde, Alexandra Jensen, Joe Bird, Otis Dhanji, Miranda Otto, Zoe Terakes, Chris Alosio, Marcus Johnson. 80 Min.
Welcome Venice
Zwei Brüder stehen im Mittelpunkt von Andrea Segres Auseinandersetzung mit seiner Heimatstadt Venedig. Pietro (Paolo Pierobrom) arbeitet als Krabbenfischer und lebt allein im alten Familienhaus. Alvise (Andrea Pennacchi) wiederum möchte das Haus an Touristen vermieten und erhofft sich so schnelles Geld. Die unterschiedlichen Vorstellungen der Brüder wachsen sich zum großen Familienstreit aus, in dem sich beide starrsinnig verrennen und in dem zugleich das traditionelle Leben Venedigs mit der Tourismusmoderne kollidiert.
Welcome Venice (Italien 2021). R: Andrea Segre. B: Marco Pettenello, Andrea Segre. Mit: Paolo Pierobron, Andrea Pennacchi, Anna Bellato, Giuliana Musso, Sara Lazzaro. 100 Min.
Berlin (epd). Die Diakonie Katastrophenhilfe befürchtet einen „Kahlschlag“ bei der staatlichen humanitären Hilfe. Die Präsidentin der evangelischen Hilfsorganisation, Dagmar Pruin, wies am 27. Juli in Berlin auf die hohe Zahl hungernder Menschen weltweit hin und auf die Auswirkungen des Klimawandels. Mit Blick auf den Entwurf des Bundeshaushalts für 2024 sagte sie: „Die geplanten Kürzungen der Bundesregierung bei der humanitären Hilfe sind in Anbetracht der aktuellen Lage rückwärtsgewandt und kurzsichtig.“ Sie fügte angesichts vorgesehener Kürzungen bei den Hilfsmaßnahmen im Ausland um fast eine Milliarde Euro hinzu: „Wer ein so wichtiges Budget um ein Drittel reduziert, kürzt nicht, sondern betreibt Kahlschlag.“
Beim Haushalt hat der Bundestag das letzte Wort. Dort wird Anfang September erstmals über die Einzelpläne für den Etat des kommenden Jahres beraten. Die humanitäre Hilfe ist im Budget des Auswärtigen Amtes veranschlagt, das nach dem aktuellen Entwurf des Bundesfinanzministeriums um fast 18 Prozent schrumpfen soll. Allerdings haben die Bundestagsabgeordneten im Haushaltsausschuss die Möglichkeit, hier noch deutliche Aufschläge zu beschließen.
Pruin betonte, dass das internationale humanitäre System chronisch unterfinanziert sei. Von den rund 50 Milliarden Euro, die in diesem Jahr nötig seien, um die weltweiten humanitären Krisen zu bewältigen, sei aktuell erst rund ein Viertel finanziell gesichert. „Was das zur Folge hat, konnten wir in den vergangenen Monaten beobachten: In Bangladesch wurden mehrfach die Hilfsleistungen für Geflüchtete in den Rohingya-Camps gekürzt. Im Südsudan musste das Welternährungsprogramm im vergangenen Jahr trotz einer drohenden Hungersnot die Nahrungsmittellieferungen zusammenstreichen. Und erst diese Woche musste die Hilfe für syrische Geflüchtete in Jordanien gekürzt werden. Der Grund jeweils: Es war kein Geld da.“
Zugleich würdigte sie die hohe Spendenbereitschaft der Menschen in Deutschland. Dank dieser Spenden hat die Diakonie Katastrophenhilfe 2022 nach eigenen Angaben erstmals bei den Gesamtausgaben für Hilfsprojekte die Marke von 100 Millionen Euro überschritten. Vor allem im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine sei viel gespendet worden. So stiegen die Einnahmen durch Spenden um fast die Hälfte von gut 66 Millionen Euro 2021 auf mehr als 97 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Auch zweckungebundene Spenden, die für schnelle Nothilfe oder für Katastrophen fernab medialer und politischer Aufmerksamkeit genutzt werden, seien um mehr als 20 Prozent auf gut 18 Millionen Euro angewachsen.
Zur Unterstützung der Ukraine sind dem Hilfswerk zufolge 68 Millionen Euro an Spenden eingegangen. Dadurch seien mehr als 30 Projekte in der Ukraine sowie in zwölf Ländern ermöglicht worden, in die viele Menschen aus dem von Russland überfallenen Land geflohen seien. Im Juni dieses Jahres, als der Kachowka-Staudamm im Süden der Ukraine zerstört wurde, sei es indes einer lokalen Partnerorganisation gelungen, binnen weniger Stunden Schlauchboote und Hilfsgüter zu organisieren.
Neben den Spenden erhielt das Hilfswerk laut Jahresbericht 2022 öffentliche Mittel in Höhe von fast 27 Millionen Euro vor allem aus den Budgets des Auswärtigen Amtes und des Bundesentwicklungsministeriums. Insgesamt betrugen die Einnahmen der Diakonie Katastrophenhilfe knapp 135 Millionen Euro. Gut 104 Millionen Euro seien in 125 Hilfsprojekte in 41 Ländern geflossen.
Kampala/Niamey (epd). Nach dem Putsch im Niger haben die Staatschefs der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) der Militärregierung ein Ultimatum gesetzt. Sie habe eine Woche Zeit, um den gestürzten Präsidenten Mohamed Bazoum wieder an die Macht zu bringen. Ansonsten würden alle Optionen in Betracht gezogen werden, einschließlich einer militärischen Intervention, erklärte Ecowas am 30. Juli nach Beratungen im nigerianischen Abuja.
Darüber hinaus wurden sofortige finanzielle Sanktionen angekündigt und der tschadische Übergangspräsident Mahamat Idriss Déby Itno zum Gesandten für Niger ernannt, wie die Nachrichtenseite „Jeune Afrique“ meldete.
In Nigers Hauptstadt kam es derweil zu Protesten. Tausende Demonstranten versammelten sich unter anderem vor der französischen Botschaft zu antifranzösischen Protesten und um ihre Unterstützung für die Militärregierung auszudrücken.
Am 29. Juli hatte die neue Regierung die Nachbarländer vor einem militärischen Eingreifen gewarnt. Wie die Nachrichtenseite „ActuNiger“ meldete, sprachen die Machthaber davon, dass ein „Aggressionsplan gegen Niger vorbereitet“ werde. General Abdourahmane Tchiani, der sich selbst zum neuen starken Mann Nigers ernannt hat, kündigte in einem Tweet an, dass das Land in einem solchen Fall gezwungen sei, sich „bis zur letzten Kraft“ zu verteidigen. Am 26. Juli hatten Militärs die gewählte Regierung abgesetzt.
Die Europäische Union stellte derweil die Zusammenarbeit mit Niger ein. Wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am 29. Juli in Brüssel mitteilte, werden neben den Budgethilfen auch alle Maßnahmen der Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich mit sofortiger Wirkung und auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Borrell forderte die vollständige Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung.
Frankfurt a.M., Phnom Phen (epd). Nach fast vier Jahrzehnten an der Macht hat Kambodschas Premierminister Hun Sen seinen Rücktritt angekündigt. Seinen Rückzug aus dem Amt gab der seit 1985 regierende Langzeitherrscher am 26. Juli - und damit wenige Tage nach der Parlamentswahl - in einer im Fernsehen übertragenen Rede bekannt, wie die Zeitung „Khmer Times“ berichtete. Demnach soll sein Sohn Hun Manet neuer Regierungschef des südostasiatischen Landes werden.
Dem Bericht zufolge plant der 70-jährige Hun Sen seinen Rückzug zum 22. August. Er wolle jedoch Vorsitzender der Volkspartei (CPP) bleiben. Zudem plane er, im Februar 2024 die Präsidentschaft des Senats zu übernehmen. Am Sonntag hatte die CPP-Partei die Parlamentswahl in Kambodscha deutlich gewonnen und damit den Weg für eine weitere Amtszeit Hun Sens freigemacht.
Menschenrechtler hatten die Wahl als demokratische Farce kritisiert. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, berichtete am Mittwoch, Oppositionelle, Gewerkschafter, Journalisten und Mitglieder der Zivilgesellschaft seien eingeschüchtert, bedroht und vereinzelt körperlich attackiert worden. Restriktive Gesetze und Verordnungen hätten die Registrierung und Beteiligung von Oppositionsparteien und deren Kandidaten an den Wahlen am vergangenen Sonntag unterdrückt.
Die Übertragung der Macht an Hun Manet hatte sich bereits angekündigt. Der 45-jährige Sohn Hun Sens kandidierte bei der Wahl erstmals für ein politisches Amt. Der hochdekorierte Armeegeneral besuchte mehrere westliche Eliteuniversitäten und gilt als bescheiden und zugänglich.
Hun Sen regiert Kambodscha seit 38 Jahren und ist damit einer der am längsten amtierenden Regierungschefs der Welt. Unter seiner Führung hat das Land eine beachtliche wirtschaftliche Entwicklung vollzogen. Doch der Preis dafür ist hoch: Seit Jahren unterdrückt Hun Sens Regierung die Opposition, lässt unliebsame Politiker und Aktivisten verhaften und kritische Medien verbieten. Zudem ist das südostasiatische Königreich geprägt von Korruption, große Teile der ländlichen Bevölkerung leiden unter Armut und mangelnden Bildungschancen. Auch bei der Wahl am Sonntag durfte die einzige große Oppositionspartei nicht teilnehmen.
30.-31.8. Evangelische Akademie zu Berlin
40 Jahre Kirchenasyl - Ultima Ratio und widerständige Praxis für das Grundrecht auf Asyl Zum 40. Jahrestag der Bewegung diskutieren Gäste aus Kirchen, Politik und Verwaltung aktuelle Fragen des Kirchenasyls: Wie haben sich das Verständnis von Kirchenasyl und die damit verbundene Praxis im Laufe der Zeit gewandelt? Welche Akteure kommen neu in den Blick, welche geraten aus dem Fokus? Wo steht die Bewegung heute? Wie geht es weiter?
1.-3.9. Evangelische Akademie Loccum
Macht. Glaube. Politik? Ein Dialogversuch zwischen theologischer Ethik und politischer Praxis Das Verhältnis von Glaube und Politik ist seit jeher umstritten. Sehen sich kirchliche Akteure auf der einen Seite heute mit der Forderung nach politischer Positionierung konfrontiert, wird diese auf der anderen Seite gerade kritisiert. Die Tagung fragt, wie theologisch-ethische Begleitung politischer Willensbildung gelingen kann. Sie fragt nach Chancen der Berührung von Glaube und Politik ebenso wie nach Rollenkonflikten und will zur Klärung des Verständnisses öffentlicher Theologie beitragen.
5.-6.9. Evangelische Tagungsstätte Haus Villigst
Dialogtagung von Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Kirche und Diakonie Diskussion aktueller Themen des Asylverfahrens aus der Perspektive von Behörden und NGOs.