Stuttgart (epd). Laue Sommernächte bekommen in diesem August einen besonderen Begleiter: den „Blue Moon“. Am 1. August gegen halb neun Uhr abends steht der Vollmond über Deutschland - zugleich ein sogenannter „Super Moon“, weil er sich in dieser Phase extrem nah an der Erde befindet. Am 31. August zeigt sich der Mond dann in den Morgenstunden um kurz nach halb vier ebenfalls in voller Pracht. Der zweite Vollmond in einem Monat firmiert unter dem Begriff „Blue Moon“. Weil so ein Ereignis nur selten vorkommt, gibt es im englischen Sprachgebrauch die Wendung „once in a blue moon“, was man wohl am besten mit „alle Jubeljahre einmal“ übersetzt.
Die Worte „Mond“ und „Monat“ hören sich nicht zufällig ähnlich an. Der Mond gibt mit seinem 29,5-Tage-Zyklus den Takt für die Zeitrechnung vor. Zwölf Mondzyklen im Jahr dauern zusammen 354 Tage. Da das Jahr aber 365 Tage hat, sind noch elf Tage übrig. Ausgeglichen wird das vor allem über längere Monate mit 30 oder 31 Tagen. Dieser Ausgleich sorgt dafür, dass der Januar immer im Winter liegt und der August immer im Sommer - andernfalls käme es zu verwirrenden Verschiebungen.
In früheren Jahrhunderten war es üblich, die drei Vollmonde einer Jahreszeit klar zu bezeichnen: etwa Frühsommermond, Mittsommermond, Spätsommermond. Kam es innerhalb einer Jahreszeit zu einem vierten Vollmond, erhielt der dritte Vollmond bei den Farmern in den USA den Namen „Blue Moon“. Die Definition war eindeutig und half, den anderen Vollmonden ihr Etikett zu belassen. Historisch gesehen kommt es beim „Blue Moon“ also nicht auf die Zahl der Vollmonde in einem Monat an, sondern in einem Quartal.
Amateurastronom lag falsch
Diese Unterscheidung hat sich dann aber verwischt, was vermutlich durch ein Missverständnis ausgelöst wurde. Der US-amerikanische Amateurastronom James Hugh Pruett hatte die Definition falsch interpretiert und 1946 in einem Artikel für die Zeitschrift „Sky & Telescope“ den „Blue Moon“ irrtümlich als den zweiten Vollmond in einem Kalendermonat bezeichnet.
Warum dem Vollmond das Etikett „blue“ - zu deutsch „blau“ oder auch „traurig“ - angeheftet wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Zu den Spekulationen über den Ursprung des Begriffs gehört ein antiklerikales Gedicht aus dem 16. Jahrhundert, in dem es heißt, wenn die Kirchenmänner sagten, der Mond sei blau, müssten die Menschen das glauben.
In bläulicher Farbe zu sehen ist der Mond jedenfalls so gut wie nie. Allenfalls bei großflächigen Waldbränden oder Vulkanausbrüchen verändert sich die Atmosphäre so, dass andere Farbanteile des Mondes herausgefiltert werden und ein bläulicher Schimmer übrigbleibt. Aber das ist sehr selten.
Es gibt übrigens auch Zeiten, in denen ein Monat keinen einzigen Vollmond sieht. Dabei kann es sich natürlich nur um den 28-tägigen Februar handeln, weil der kürzer als der Mondzyklus ist. Der nächste vollmondlose Februar erwartet uns erst wieder im Jahr 2037 - mit der Konsequenz, dass in jenem Jahr sowohl der vorausgehende Januar also auch der nachfolgende März einen „Blue Moon“ zeigen werden.