Frankfurt a. M. (epd). Im vergangenen Jahr haben rund 52.100 Frauen und Männer eine Ausbildung zur Pflegefachkraft begonnen. Wie das Statistische Bundesamt am 27. Juli in Wiesbaden mitteilte, sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Pflege damit gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent. Über alle Ausbildungsjahre hinweg befanden sich zum Jahresende 2022 rund 143.100 Menschen in der Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Der Bundesverband privater Pflegeanbieter (bpa) nannte die Zahlen ein „Drama“.

2022 schlossen 38.600 Frauen und 13.500 Männer einen neuen Ausbildungsvertrag in der Branche ab, die über Fachkräftemangel klagt. Der Anteil von Frauen in der Pflegeausbildung blieb damit zwar hoch, sank aber im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 74 Prozent.

„Hausgemacht und von der Politik zu verantworten“

Mit dem Pflegeberufereformgesetz von 2017 waren die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie Altenpflegerin zum Berufsbild Pflegefachfrau/-mann zusammengeführt worden. Der Ausbildungsberuf wird seit 2020 angeboten, die Ausbildung dauert drei Jahre.

Der Verband der privaten Pflegedienste bpa sieht angesichts der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt die Versorgung der Pflegebedürftigen „immer weniger gesichert“. Schon jetzt fehlten Zehntausende Pflegekräfte in Deutschland und viele gingen bald in Rente. „Wenn nun die Zahlen bei den Auszubildenden in der Pflege einbrechen, klafft bald eine noch viel größere Personallücke“, warnte bpa-Hauptgeschäftsführer Norbert Grote.

Für Grote ist der Rückgang „hausgemacht und von der Politik zu verantworten“. Vor der Zusammenlegung der Ausbildungen in der Kranken- und Altenpflegeausbildung habe es einen Aufwuchs der Ausbildungszahlen gegeben. Daher müsse die neue generalistische Pflegeausbildung „ehrlich und ideologiefrei auf den Prüfstand“.

Sandra Postel, die Präsidentin der Pflegekammer NRW in Düsseldorf, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), zwar sei die Vergütung der Azubis verbessert worden, aber der Beruf werde nicht ausreichend anerkannt. Daher bleibe das Image der Branche schlecht. Außerdem werde die Ausbildung in der Pflege im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen besonders häufig abgebrochen.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisierte: „Der Bundesregierung gelingt es offenkundig nicht, den Pflegeberuf attraktiv zu machen.“