Ressourcenverbrauch, Abfall, Recycling - all das sind keine neuen Themen. Und so verwundert es wenig, dass sich auch viele der rund 20 Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeiten derzeit im Leipziger Bildermuseum ausgestellt werden, schon seit vielen Jahren mit genau diesen Themen beschäftigen.

Etwas jüngere Phänomene sind da schon Nachhaltigkeit oder Minimalismus, also das aktive Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens. Die Ausstellung "Zero Waste", die aus der Programmreihe "Kunst und Umwelt" des Umweltbundesamtes in Dessau-Roßlau entstand, möchte beide Bereiche zusammenbringen - und dabei auch Lösungen aufzeigen.

Global bedeutendes Thema

Um die globale Bedeutung des Themas zu verdeutlichen, sei es den Machern besonders wichtig gewesen, "dass die Künstler Verschiedenes mitbringen und ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in verschiedenen Ländern der Welt haben", erklärt Kuratorin Hannah Beck-Mannagetta. Denn: "Immer mehr Menschen verstehen, dass ihr Handeln auch Auswirkungen auf Menschen auf anderen Kontinenten hat."

Zum Beispiel bei Verpackungsmüll und Plastikverbrauch - denn da steht Deutschland, wenn auch bei Recyclingtechniken weltweit führend, im Vergleich ziemlich mies da, wie Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt erklärt. Um das zu verdeutlichen, hat der Künstler Raul Walch die Plastikfetzen, die in Südspanien jeden Tag von Gemüseplantagen ins Meer geweht werden, gesammelt und daraus ein Mobile gebaut. Es weht nun für die nächsten Monate auf einer Terrasse des Museums. Swaantje Güntzel indes hat Plastikteile aus den Mägen verendeter Albatrosse in durchsichtige Plastikkugeln gepackt: In der Ausstellung werden sie in einem Spielzeugautomaten präsentiert.

Malfarbe aus Feinstaub

Erik Sturm beschäftigt sich mit Luftverschmutzung: Er kratzt den Feinstaub von den Fensterbänken an stark befahrenen Straßen und stellt daraus die Malfarbe für seine Bilder her. Vibha Galhotra nähert sich dem Thema ähnlich plastisch und macht den Smog in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi als "Black Cloud" sichtbar: eine Wolke aus schwarzen Papierdrachen. Der Fotograf Tue Greenfort indes will mit Abbildungen der Großfeuer in Verbrennungsanlagen den Prozess der Müllentsorgung hinterfragen.

Auch Konsumverhalten und Ressourcenverbrauch sind Themen der Ausstellung. So hat sich der Südafrikaner Alexander Oelofse mit Fotografien von Großplantagen der Frage genähert, warum ein Apfel vom anderen Ende der Welt in hiesigen Märkten günstiger angeboten werden kann als ein heimischer. Die Leipziger Künstlerin Klara Meinhardt fertigt Betonabdrücke der Styroporverpackungen von Haushaltsgeräten.

Dani Ploeger wiederum hat ein "Labor der Obsoleszenz" ins Museum gestellt: einen motorgetriebenen Blechkasten, der unentwegt von einem Ende aufs andere gedreht wird, drinnen poltert ein Rasierapparat herum. Mit solchen Maschinen testet die Industrie, nach dem wievielten Herunterfallen ein Gerät kaputt ist - oder kaputt sein soll.

Kritischer Blick auf eigene Ressourcen

Nicht zuletzt werfen die Ausstellungsmacher auch einen kritischen Blick auf den eigenen Ressourcenverbrauch. Bei der Entstehung von "Zero Waste" habe man versucht, den Materialaufwand zu reduzieren, weite Transporte und Anreisen allein zur Eröffnung seien vermieden worden. Über die kommenden Monate soll zudem der CO2-Fußabdruck errechnet werden, den die Ausstellung selbst verursacht. Diesen wollen die Macher dann über Baumpflanzungen kompensieren.

So bietet die Ausstellung eine Reihe interessante und individuelle Blickwinkel auf ein weltumspannendes Thema - und verfolgt damit nicht zuletzt auch einen erzieherischen Ansatz. Immerhin sei ein Arbeitsfeld des Bundesamtes, das Bewusstsein zu schärfen und für einen anderen Umgang mit Produkten zu werben, sagt Mitarbeiterin Rechenberg. Für das Verständnis der einzelnen Werke hätte dabei indes eine klarere Zuordnung der jeweiligen Texte nicht geschadet.

Die Ausstellung ist bis zum 8. November zu sehen.