Die früheren Führungskräfte des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frankfurt am Main haben nach einem vorläufigen Bericht der neuen Leitung einen Schaden von 4,5 Millionen Euro angerichtet. In dem Zeitraum 2015 bis 2019 seien allein an überhöhten Gehältern und überteuerten Dienstwagen 1,6 Millionen Euro verschwendet worden, teilte Pressesprecher Johannes Frass am 26. Juni mit. An den AWO-Kreisverband Wiesbaden seien ungerechtfertigte Spenden in Höhe von 900.000 Euro geflossen. In Frankfurt war Jürgen Richter Geschäftsführer gewesen, in Wiesbaden seine Frau Hannelore, gefolgt von Sohn Gereon.

Im Zusammenhang mit dem Betrieb zweier Flüchtlingsheime in Frankfurt wurde nach bisherigen Kenntnissen ein Schaden in Höhe von zwei Millionen Euro angerichtet. Der Schaden durch die 2017 gegründete Firma AWO Protect gGmbH, die im vergangenen Frühjahr Insolvenz anmeldete, sei noch nicht ermittelt. Die früheren Führungskräfte hätten die AWO Frankfurt "ausgeplündert und sich bereichert", zitierte Frass die Präsidiumsvorsitzende Petra Rossbrey. Wenn der neue Vorstand im vergangenen März nicht sofort gehandelt hätte, wäre der AWO-Kreisverband von der Insolvenz bedroht gewesen, so Rossbrey.

"Abnick-Gremium"

Als Verantwortliche benennt der Bericht die frühere Geschäftsführung und die von ihr eingesetzten Führungskräfte, aber auch den früheren Vorstand und das frühere Präsidium. Der Ex-Vorstand habe die Geschäftsführung nicht kontrolliert, sondern sei ein "Abnick-Gremium" gewesen. Die neue Leitung habe für dieses Jahr bereits Sparmaßnahmen in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro veranlasst. Gegenüber den früheren Verantwortlichen würden Schadensersatzansprüche geprüft. Die Zahlungsfähigkeit für dieses Jahr sei gesichert.

Gegenüber Forderungen des Sozialdezernats der Stadt Frankfurt, die AWO solle rund 600.000 Euro im Zusammenhang mit dem Betrieb der zwei Flüchtlingsheime zurückzahlen, gab sich die neue Leitung abweisend. Die Stadt hatte der AWO vorgeworfen, weniger Personal eingesetzt zu haben als abgerechnet. Der Wohlfahrtsverband hielt dagegen, dass es keinen gültigen Vertrag gebe, so dass zu hohe Abrechnungen nicht bestätigt werden könnten. Auch bei dem Betrieb der 18 Kindertagesstätten habe es keine Doppelabrechnung von Personal gegeben, die Darstellung in den Verwendungsnachweisen sei fehlerhaft gewesen. Das Bildungsdezernat bereite derzeit auch ein Rückforderungsverfahren vor, sagte ein Sprecher der Stadt.