Bonn (epd). Gerade kleinere und mittlere Unternehmen kümmern sich laut Experten nicht genug um die digitale Qualifizierung ihres Personals. "In diesen Betrieben kommt der digitale Wandel in der Aus- und Weiterbildung meist zu kurz", sagte Stephan Dietrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung in Bonn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gründe seien neben den geringen personellen Ressourcen in den Betrieben auch zu wenig Zeit.
"Durch die Digitalisierung werden nicht nur neue Kenntnisse erforderlich, bestimmte Kompetenzen werden auch wichtiger als früher", sagte Dietrich. Beispielsweise gewinne die Fähigkeit, selbstständig zu lernen, sowie eine ausgeprägte Teamkompetenz an Bedeutung. Um ein Unternehmen für den digitalen Wandel zu rüsten, brauche es flexibles und lernbereites Personal.
"Keine Branche unberührt"
Es reiche nicht, traditionelle Lernarten wie Vorträge oder Gruppenarbeit ins Digitale zu übertragen, sagte Dietrich, der am Förderprogramm "Jobstarter plus" für kleine und mittlere Unternehmen des Bundesbildungsministeriums beteiligt ist. "Der digitale Wandel fordert neue Lernformen." Lernen und Arbeiten müssten enger verzahnt werden. So brauche es Möglichkeiten, am Arbeitsplatz zu lernen. Selbstgesteuertes Lernen müsse durch digitale Medien und Technologien unterstützt werden. Tablets und Smartphones spielten dabei eine große Rolle. Insgesamt sei es wichtig, eine Lernkultur zu etablieren, die in eine Digital-Strategie für das gesamte Unternehmen eingebettet sei.
"Nach unseren Erfahrungen bleibt keine Branche unberührt", sagte Dietrich. Zum einen gebe es Wirtschaftszweige wie die Elektro- oder die Automobilbranche, die traditionell eng mit der Digitalisierung verbunden seien. Aber auch Branchen wie die Landwirtschaft, die häufig nicht mit der Digitalisierung in Verbindung gebracht werden, müssten sich massiv umstellen. Grundsätzlich stünden besonders kleinere Unternehmen, zum Beispiel Zulieferbetriebe in der Automobilindustrie, vor großen Herausforderungen.
Gerade die kleineren und mittleren Unternehmen brauchen daher laut Dietrich bei der Entwicklung einer digitalen Strategie Unterstützung. Dafür gebe es Förderprogramme des Bundes und der Länder. Der digitale Wandel verlange zudem hohe Investitionen und stelle neue Anforderungen an die IT-Sicherheit. Ein weiteres Hindernis sei gerade in ländlichen Regionen der fehlende Breitbandanschluss.