Arbeitslose Menschen mit Behinderung brauchen im Durchschnitt genau ein Jahr, um einen Job zu finden. Das sind 104 Tage mehr als bei Menschen ohne Beeinträchtigung, wie aus Zahlen des am 29. November veröffentlichten "Inklusionsbarometers Arbeit" der Aktion Mensch hervorgeht. Dabei habe sich die Situation im vergangenen Jahr bereits leicht verbessert, teilte die Hilfsorganisation in Bonn mit. 2016 seien Menschen mit Handicap im Durchschnitt noch 377 Tage auf Jobsuche gewesen.

Ein weiteres Problem ist den Angaben zufolge ein hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen unter Behinderten. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Erwerbslosen insgesamt lag bei Behinderten im Jahr 2017 bei 44,4 Prozent und damit rund neun Prozentpunkte über dem Anteil bei Menschen ohne Behinderung. Die Dauer der Arbeitslosigkeit sei neben dem Lebensalter und der Schwerstbehinderung ein zusätzliches Hindernis bei der Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt, erklärte die Aktion Mensch.

Arbeitsmarktzahlen dafür konstant

Behinderte Menschen profitierten nicht im gleichen Maß von der guten Konjunktur wie die Allgemeinheit, sagte Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute, das für das "Inklusionsbarometer Arbeit" Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Integrationsämter auswertete. Die Arbeitslosenquote Schwerbehinderter sei zwar von 12,4 Prozent im Jahr 2016 auf 11,7 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Gleichzeitig habe sich allerdings der Abstand zur allgemeinen Arbeitslosenquote, die im Jahr 2017 bei 5,7 Prozent lag, erstmals wieder vergrößert.

Es gebe aber auch positive Veränderungen: "Insgesamt entwickelt sich der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung seit sechs Jahren konstant positiv", sagte Rürup. So sank die Zahl der Arbeitslosen mit Handicap zwischen 2016 und 2017 von 170.500 auf 162.400 und erreichte damit ein neues Rekordtief.

Ab einer Größe von 20 Mitarbeitern ist ein Unternehmen verpflichtet, Menschen mit Behinderung einzustellen. 2017 seien das in Deutschland mehr als 160.000 Betriebe gewesen. Wachsende Firmen wählten allerdings häufig die Möglichkeit, eine Ausgleichsabgabe zu zahlen. "Gerade kleinere Unternehmen, die erstmals unter die Beschäftigungspflicht fallen, wissen zu wenig über Fördermöglichkeiten und Mitarbeiter mit Behinderung", sagte Armin von Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch.