Josef Schuster bleibt für weitere vier Jahre Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der 64-jährige Mediziner wurde vom Präsidium des Zentralrats in Frankfurt am Main einstimmig im Amt bestätigt, wie eine Sprecherin am 25. November mitteilte. Die beiden großen Kirchen gratulierten Schuster zur Wiederwahl. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte Schusters klare Positionierung gegen Rechtspopulismus und Sachlichkeit in der Integrationsdebatte.

Schuster kündigte nach seiner Wiederwahl an, der Zentralrat werde sich weiterhin für eine sichere jüdische Zukunft in Deutschland einsetzen und seine Stimme gegen bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen erheben. "Auch in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus lassen wir uns nicht entmutigen", sagte er. "Wir werden unseren Beitrag zu einem toleranten und weltoffenen Deutschland leisten."

"Starke und kluge Stimme"

Kardinal Marx würdigte Schuster als einen geschätzten Kooperationspartner der Kirchen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz bescheinigte Schuster, mit Differenzierung und Sachlichkeit auf Integrationsprobleme hinzuweisen, ohne die Flüchtlinge oder die Muslime als Gruppe anzugreifen. Er kritisiere muslimischen Antisemitismus ebenso wie Islamfeindlichkeit und positioniere sich klar gegen Rechtspopulismus.

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, lobte die gute Zusammenarbeit mit Schuster. "Er ist ein Glücksfall nicht nur für das Judentum in Deutschland, sondern auch für unser ganzes Land", erklärte er. "Ich freue mich darauf, seine starke und kluge Stimme in der Öffentlichkeit auch zukünftig zu hören."

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hob Schusters Sachkenntnis und Fingerspitzengefühl hervor. In den schwierigen Zeiten, da Judenhass in Gesellschaft und Politik wieder aufflamme, sei Schusters Wiederwahl das richtige Signal, erklärte sie. Knobloch war von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats.

Rabbiner bei der Bundeswehr

Als seine Ziele für den Zentralrat hatte Schuster vor seiner Wahl unter anderem die Einführung von Rabbinern bei der Bundeswehr, ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle und die Realisierung der Pläne für eine Jüdische Akademie genannt. Der Zentralrat vertritt die politischen und gesellschaftlichen Interessen von rund 98.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Das oberste Gremium, die Ratsversammlung mit knapp 100 Delegierten, war am Sonntag in Frankfurt zusammengetreten.

Schuster wurde 1954 wurde im israelischen Haifa geboren. Seine Familie hat jahrhundertealte Wurzeln in Unterfranken. Sein Vater David stammt aus Bad Brückenau. 1938 zwangen die Nazis die Familie dazu, Deutschland zu verlassen, 1956 kehrten sie zurück nach Würzburg. In den 60er Jahren war David Schuster treibende Kraft für den Neubau der 1970 eingeweihten Würzburger Synagoge.

Josef Schuster studierte Medizin in Würzburg. Seit 1988 hat der verheiratete Vater von zwei Kindern eine eigene internistische Praxis. Seit vielen Jahren schon übernimmt er an christlichen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern regelmäßig ärztliche Not- oder Bereitschaftsdienste.

Als Vizepräsidenten des Zentralrats wurden Mark Dainow (Offenbach) und Abraham Lehrer (Köln) in ihren Ämtern bestätigt. Neu in das Präsidium Zentralrats gewählt wurden: Küf Kaufmann (Leipzig), Ran Ronen (Düsseldorf), Milena Rosenzweig-Winter (Berlin), Harry Schnabel (Frankfurt/Main), Vera Szackamer (München) und Barbara Traub (Stuttgart).