Bonn, Köln (epd). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert von den 27 deutschen Bistümern schnelle Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal. Die Aufarbeitung sei eine "Nagelprobe", die zeige, ob die Institution Kirche diese moralische Krise bewältigen könne, heißt es in einer am 23. November bei der Vollversammlung in Bonn beschlossenen Erklärung. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, sprach sich unterdessen für eine offenen Diskurs innerhalb der katholischen Kirche auch zu Sexualmoral und Zölibat aus.
In der Erklärung wendet sich die katholische Laienorganisation gegen einen Generalverdacht gegenüber Seelsorgern. Aber nur ein Aufbrechen von Machtstrukturen werde zu einer notwendigen und grundlegenden innerkirchlichen Reform führen, hieß es. Diejenigen, die Täter gedeckt und Taten vertuscht hätten, müssten zudem persönliche Konsequenzen ziehen.
"Strukturen verändern"
ZdK-Präsident Thomas Sternberg betonte, dass nun ein entschiedenes und einheitliches Vorgehen notwendig sei, um die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen. "Ich glaube, wenn jetzt nicht Veränderungen kommen, dann ist der Vertrauensverlust nicht mehr aufzuhalten", sagte er. So forderte er unter anderem eine unabhängige Kommission zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Zudem müssten Strukturen innerhalb der Kirche verändert werden, die Missbrauch Vorschub leisteten, verlangte Sternberg.
Ein wichtiger Punkt sei auch die konsequente Verfolgung von Straftaten innerhalb der Kirche, sagte Sternberg. Das Zentralkomitee setze sich seit langem für eine kirchliche Verwaltungsgerichtsbarkeit ein. "Judikative und Legislative in der Kirche müssen endlich getrennt werden", betonte der Präsident. Fälle von Missbrauch müssten künftig ausnahmslos der Staatsanwaltschaft gemeldet werden. In der Vergangenheit sei zu oft der Schutz der Institution über die Aufklärung und den Opferschutz gestellt worden.
Die katholische Kirche müsse auch ihre Sexualmoral neu definieren, sagte der Präsident der katholischen Laienorganisation. Zu den notwendigen Veränderungen gehöre auch eine Abkehr vom Klerikalismus in der Kirche. "Wir wollen eine wirkliche Beteiligung von Männern und Frauen in allen Ebenen der Kirche und auch in den Ämtern." In ihrer Erklärung fordert die Laienorganisation auch eine Abschaffung des Pflichtzölibats für katholische Priester. Der Zölibat verpflichtet katholische Priester zur Ehelosigkeit.
"Blick von außen"
Der Trierer Bischof Ackermann erklärte bei einer Fachtagung zur Prävention von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche in Köln, dass mehr Offenheit und Diskurs innerhalb der katholischen Kirche nötig seien. "Wir wollen in einen offenen, transparenten Gesprächsprozess eintreten", sagte der Theologe. Das gelte auch bei den Themen Zölibat und Sexualmoral.
Ackermann betonte, das man sich mit den Präventionsmaßnahmen auf einen stetigen und dauerhaften Prozess begeben habe. Er sei dankbar für einen "Blick von außen", da die Kirche in der Gefahr stehe, sich auf die "Binnenperspektive" zu beschränken. "Wir brauchen die Hilfe von Experten. Alleine schaffen wir das nicht", betonte der Bischof.
Ende September hatten Wissenschaftler auf der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda eine Studie zum sexuellen Missbrauch durch katholische Amtsträger zwischen 1946 und 2014 veröffentlicht. Demnach wurden 3.677 Minderjährige Opfer sexuellen Missbrauchs, 1.670 Kleriker sind der Taten beschuldigt.