Das Interesse an einem Besuch der Thüringer Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora bleibt weiter hoch und wächst sogar. Mit geschätzt weit über 500.000 Besuchern allein im ehemaligen KZ Buchenwald liege man inzwischen "sowohl was die Kapazitäten des Personals und der Räume, als auch die des historischen Ortes betrifft, an der Grenze dessen, was möglich ist", sagte der Kommunikationschef der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Rikola-Gunnar Lüttgenau, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Weimar. Genaue Zahlen sollen nach seinen Angaben bis Ende des Monats vorliegen.

Eine Umfrage des epd zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar hatte steigende Besucherzahlen in fast allen deutschen KZ-Gedenkstätten ergeben. So gingen Hochrechnungen für Dachau bei München von mehr als 900.000 Besuchern aus, in Sachsenhausen bei Berlin wurde ein Zuwachs auf über 700.000 Gäste prognostiziert. Während im niedersächsischen Bergen-Belsen bei 250.000 Besuchern von "stabilen Zahlen" die Rede war, geht man im brandenburgischen Frauen-KZ Ravensbrück von einem leichten Rückgang auf 110.000 Gäste aus. Insgesamt sollen 2018 mehr als 2,5 Millionen Menschen die ehemaligen Konzentrationslager besucht haben, ergab die Umfrage.

Dabei greife ein Blick allein auf die Zahlen zu kurz, hieß es seitens der KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Daher stehe man auch Pflichtbesuchen von Schülern skeptisch gegenüber. "Es sind nicht die verordneten, sondern die gut vorbereiteten Besuche, die eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und gegenwärtigen Ausgrenzungsprozessen befördern", sagte Lüttgenau. Es wäre aus seiner Sicht dennoch nur begrüßenswert, wenn an diesen elementaren außerschulischen Lernorten innerhalb der häufig eng gesteckten Lehrpläne mehr Zeit und Raum für die Schüler zu bekommen wäre.

Die Erfahrung, auch mit den Pflichtbesuchen in der Zeit der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte der DDR, sei: "Das Mittel gelungener historischer Bildung ist nicht der moralische Zeigefinger, sondern das forschende Lernen, in dem die Schüler ihre eigene Fragen mit dem historischen Ort verknüpfen können", so der Stiftungssprecher. Ein reflektierendes Geschichtsbewusstsein könne man nicht verordnen; es entstehe im Dialog, in der intensiven Vor- und Nachbereitung eines Gedenkstättenbesuches, fügte Lüttgenau hinzu.

Das KZ auf dem Ettersberg bei Weimar wurde 1937 errichtet. Bis zu seiner Befreiung am 11. April 1945 waren hier fast 280.000 Menschen inhaftiert. Die SS zwang die Häftlinge zur Arbeit für die deutsche Rüstungsindustrie. Mehr als 56.000 Menschen starben.