Magdeburg/Halberstadt (epd). Auf dem städtischen Friedhof von Halberstadt (Sachsen-Anhalt) ist am 27. Januar eine neu angelegte Begräbnisstätte für 121 Opfer des Nationalsozialismus eingeweiht worden. Die zumeist aus Polen und Italien stammenden Opfer waren zwischen Februar und April 1945 als Gefangene in einer Turnhalle am Reichsbahnausbesserungswerk Halberstadt unter unmenschlichen Bedingungen interniert und starben nach Angaben des Magdeburger Innenministeriums an Entkräftung, Auszehrung oder Tuberkulose.
An der Einweihung der Begräbnisstätte anlässlich des Holocaust-Gedenktages nahmen den Angaben zufolge unter anderem die Botschafter Polens und Italiens, Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU), Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) und Angehörigen der Opfer teil. Stahlknecht bezeichnete die Grabanlage als ein Ort der Trauer und ein Ort des Gedenkens für alle Opfer des Nationalsozialismus, denen im Namen des deutschen Volkes furchtbares Unrecht zugefügt worden sei. An diesem Ort könne man erkennen, wohin es führe, wenn die Demokratie beseitigt und die Menschen- und Freiheitsrechte mit Füßen getreten werden, erklärte der Minister.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurden die Opfer 1945 zunächst in Halberstadt begraben. 1953 wurden die sterblichen Überreste dann exhumiert, eingeäschert und in zwei großen Urnen beigesetzt. Die Grabstelle und die Geschichte gerieten in Vergessenheit.
Ein Angehöriger eines der polnischen Opfer machte 2015 auf die Geschichte der vergessenen Grabstelle aufmerksam. Auf Anregung des Innenministeriums wurde Begräbnisstätte daraufhin neu gestaltet und die Opfer namentlich bekannt gemacht. Demnach handelt es sich um 71 polnische, 42 italienische und acht NS-Opfer unbekannter Nationalität. Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln des Bundes.