Torgau (epd). Im nordsächsischen Torgau ist am 25. Januar der Opfer der Wehrmachtsjustiz gedacht worden. Sachsens Kunst- und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) betonte in ihrer Gedenkrede die Bedeutung des Erinnerns an die Gräuel der NS-Zeit. "Das Gedenken und auch die oft schmerzhaften und langwierigen Versöhnungsprozesse sind ein wesentlicher Pfeiler unserer heutigen europäischen Friedensarchitektur", sagte Stange, die auch Vorsitzende des Rates der Stiftung Sächsische Gedenkstätten ist, laut Vorab-Mitteilung. Der zentrale, bundesweite Gedenktag für die der Opfer des Nationalsozialismus, auch Holocaust-Gedenktag genannt, findet am Sonntag statt.
Stange erklärte, Europa bewahre die Erinnerung an die Diktaturen des 20. Jahrhunderts und dieses Wissen sei "ein steter Ansporn, das friedliche Miteinander in Europa zu stärken und für die Zukunft zu sichern". Gedenkkultur und das aufgeklärte Geschichtsbewusstsein im vereinten Europa seien ein schützenswertes Kulturerbe, das auch 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs aktiv gelebt werden wolle. "Wir müssen entschieden jeder Form des Antisemitismus und des Rassismus entgegentreten und uns gegen jeden Versuch wehren, unsere den demokratischen Werten verpflichtete Erinnerungskultur zu verunglimpfen", betonte die Ministerin.
Nach der Veranstaltung am früheren Torgauer Wehrmachtsgefängnis Fort Zinna war ein Empfang im Dokumentations- und Informationszentrum DIZ Torgau geplant. Dort sollte auch ein Ausstellungsprojekt eines Torgauer Gymnasiums über einen Häftling des einstigen Gefängnisses präsentiert werden. Das Projekt sei in Zusammenarbeit mit dem DIZ und der Offizierschule des Heeres in Dresden entstanden, hieß es.
Torgau war während des Zweiten Weltkriegs den Angaben zufolge ein Zentrum der Wehrmachtsjustiz. Das Fort Zinna war zwischen 1939 und 1945 das größte Gefängnis der Wehrmacht im Deutschen Reich. Nach dem Umzug des Reichskriegsgerichts von Berlin nach Torgau im August 1943 fanden hier auch Verhandlungen des obersten Gerichts der Wehrmacht statt. Zahlreiche deutsche und ausländische Soldaten und Zivilisten wurden hier inhaftiert, verurteilt und zum Teil auch hingerichtet.