Die diesjährige Frankfurter Buchmesse soll nach den Worten von Direktor Juergen Boos als "Sonderedition mit eigenem Format" stattfinden. Sie werde vom 14. bis 18. Oktober auf dem Messegelände, dezentral in der Stadt und zeitgleich virtuell stattfinden und ein "europäisches Gepräge" haben, sagte Boos am 28. Mai in Frankfurt am Main. Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) begrüßte die Entscheidung wie bereits am Vorabend auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und politische Repräsentanten der Stadt Frankfurt.

Boos sagte, alle europäischen Verlagsgruppen bereiteten ihre Messeauftritte vor, auch die aus Spanien, Italien und Frankreich. Dagegen werde es wegen der Corona-Pandemie keine Teilnehmer aus Lateinamerika, Asien und den USA geben.

Mit dem Gastland Kanada würden derzeit intensive Gespräche über seinen Auftritt geführt, sagte Boos. Er gehe derzeit stark von einem virtuellen Konzept des Landes aus. Falls eine zweite Corona-Welle komme, würden alle Präsenzveranstaltungen abgesagt.

Breite Gänge

Der Aufsichtsrat der Buchmesse hatte entschieden, dass die Messe coronabedingt mit einem besonderen Gesundheits- und Hygienekonzept stattfinden soll. So sollen etwa die Stände größer und die Gänge breiter werden. Außerdem soll auf große Bühnen verzichtet werden. Genutzt werden nur die Hallen 3, 4 und 6. Bei Bedarf kann die Buchmesse auch weitere Flächen kostenlos nutzen.

Im vergangenen Jahr waren 7.450 Aussteller aus 104 Ländern nach Frankfurt gereist. Insgesamt lockte die weltweit größte Bücherschau rund 300.000 Besucher an. "In diesem Jahr rechnen wir nur mit einem Drittel der Aussteller", sagte Boos. Auch aus Deutschland hätten bereits große Verlagsgruppen wie Holtzbrinck, Bonnier und Random House ihre Teilnahme abgesagt. Zu den weiteren wichtigen Verlagen, die nicht kommen werden, gehören unter anderen Rowohlt, S. Fischer, Droemer Knaur, Kiepenheuer & Witsch, Carlsen, Piper, Ullstein sowie Goldmann, Heyne, Luchterhand und Penguin.

Am 17. und 18. Oktober wird es laut Boos zwei Publikumstage geben. Der Einlass erfolge kontaktlos nach Vorabregistrierung und Selbstauskunft über den Gesundheitszustand. Zeitgleich dürften sich etwa 20.000 Besucher auf der Messe bewegen.

Das digitale Rahmenprogramm der Frankfurter Buchmesse wolle mit vielen Angeboten die Anforderungen sowohl der Teilnehmer vor Ort als auch der virtuell zugeschalteten Gäste aus der ganzen Welt abbilden, sagte der Buchmessedirektor. Es werde ein virtuelles Konferenzprogramm mit Interaktionsmöglichkeiten geben, und die großen Publikumsveranstaltungen würden ins Fernsehen verlagert. Dazu gebe es schon Gespräche mit den deutschen Fernsehanstalten und Arte.

Der Branche eine Perspektive bieten

Der Hauptgeschäftsführer der Buchmesse, Alexander Skipis, sagte, die abgespeckte Frankfurter Buchmesse wolle nach den ausgefallenen Messen von Leipzig und London der Buchbranche eine Perspektive bieten und wie in den Jahren zuvor gesellschaftliche Impulse setzen. Dort solle zum Beispiel über die gesellschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie diskutiert werden. Weitere Themen seien das Auseinanderdriften der Gesellschaft und der zunehmende Nationalismus.

Allerdings sei jetzt schon klar, dass die Buchmesse ein "enormes Defizit" einfahren werde, sagte Skipis. Da sei es schon eine große Hilfe, dass etwa die Stadt Frankfurt Räume und Sicherheitskräfte kostenlos zur Verfügung stellen wolle.

Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs, zeigte sich erleichtert, dass die Messe stattfinden kann. Die Veranstaltung trotz Corona auszurichten, sei eine "mutige und wegweisende Entscheidung". Sie wünsche sich, dass im Herbst die "Buchbegeisterung" in die ganze Welt getragen werde, sagte Schmidt-Friderichs.

Grütters erklärte, die Buchbranche sei durch die Absage der Leipziger Messe und anderer europäischer Treffs und durch den wochenlangen Lockdown schwer getroffen: "Sie braucht deshalb Perspektiven und einen starken Anker wie ihre Buchmesse in Frankfurt." Die Aussicht auf den größten Branchentreff sei daher "ein echter Lichtblick in dieser Zeit", sagte Grütters.