Die Gesellschaft für Risikoberatung in Detmold hat gemeinsam mit weiteren Fachleuten ein Corona-Fehlermeldesystem entwickelt. "Covid-19 Special" soll Kliniken, Pflegeheime und Arztpraxen helfen, aus Fehlern im Umgang mit Infizierten oder Verdachtsfällen zu lernen, um diese künftig zu vermeiden, wie Geschäftsführer Peter Gausmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläuterte. Jeder Arzt oder Pfleger, aber auch jeder Patient und jeder Bürger könne in dem Online-Portal kritische Ereignisse, Versäumnisse, Sicherheitslücken und Fehler melden und sich über gemeldete Fehler informieren.

"Wir stellen das als Akt der Solidarität allen Einrichtungen kostenlos zur Verfügung, um allen, die corona-infizierte Patienten versorgen, Hilfestellung zu bieten", sagte Gausmann. Es gehe bei dem System nicht darum, Menschen zu denunzieren oder Kliniken an den Pranger zu stellen, betonte er. Das System setze auf Transparenz sowie die Mitarbeit und das Risikobewusstsein der Mediziner und Pflegeexperten.

Online-Portal frei verfügbar

Sie sollen sich auf der Homepage regelmäßig informieren und so auf potenzielle eigene Fehlerquellen stoßen. "Das Ganze beruht auf der Grundphilosophie, dass Ärzte und Pflegende sich die Meldungen anschauen und überlegen: Könnte das auch bei uns passieren?", erläuterte Gausmann. Das Portal ist online über das allgemeine Fehlermeldesystem Cirs (Critical Incident Reporting System - Meldesystem für kritische Ereignisse) verfügbar.

Alle Meldungen werden den Angaben zufolge vor der Veröffentlichung anonymisiert. Für jeden einzelnen Fall werden Empfehlungen abgegeben, wie künftig Fehler oder kritische Ereignisse vermieden werden können und wie sich derjenige verhalten soll, der das Ereignis gemeldet hat. Auch diese Empfehlungen sind einsehbar.

Der Erfolg des Systems hänge stark davon ab, wie ernst Kliniken und Arztpraxen das Thema Patientensicherheit nähmen, betonte Gausmann. Vor allem seit der Verabschiedung des Patientenrechtegesetzes 2014 gewinne das Thema an Bedeutung. "Für immer mehr Krankenhäuser ist das eines ihrer Unternehmensziele", sagte der Gesundheitsökonom und Pädagoge. Dort würden in regelmäßigen Fallkonferenzen Todesfälle und Komplikationen untersucht. Auch die Medizinstudenten müssten sich mittlerweile mit Patientensicherheit auseinandersetzen.