Der deutsche Wissenschaftsrat empfiehlt eine grundlegende Neuordnung der 1957 gegründeten Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Das Potenzial der Sammlungen und Bestände von Weltrang werde derzeit nicht hinreichend ausgeschöpft, sagte die Vorsitzende der Gutachtergruppe, Marina Münkler, bei der Vorstellung der Empfehlungen am 13. Juli in Berlin. Die Handlungsspielräume müssten erweitert werden. Erforderlich sei auch eine "deutlich bessere finanzielle Ausstattung", sagte Münkler.

Die bisherige von Bund und Ländern getragene Dachstruktur sollte aufgelöst und in vier eigenständige Organisationen für die Staatlichen Museen, die Berliner Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv und das Ibero-Amerikanische Institut überführt werden, empfiehlt der Wissenschaftsrat. Träger der Einrichtungen solle künftig der Bund sein.

"Unklare Entscheidungsprozesse"

Die Weiterentwicklung der Stiftung werde derzeit durch "tief gestaffelte Hierarchien und unklare Entscheidungsprozesse" behindert, sagte Münkler. Bei den Museen drohe der Anschluss an die internationale Entwicklung verloren zu gehen. Bei der Digitalisierung der Bestände gebe es großen Aufholbedarf.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte das knapp 300 Seiten starke Gutachten einen wichtigen Schritt, "um die SPK zukunftsfest zu machen". Für die Stiftung beginne damit "ein mittelfristiger Reformprozess", der in drei bis fünf Jahren veränderte Strukturen zum Ergebnis haben solle, sagte Grütters: "Das wird kein Sprint, das wird eher ein Marathon." Ziel sei, Arbeitsbedingungen und Arbeitsabläufe zu verbessern. Arbeitsplätze seien nicht gefährdet, Verschlechterungen seien nicht zu befürchten.

Die Museen der vor allem vom Bund finanzierten Stiftung seien derzeit "finanziell und personell unzureichend ausgestattet", sagte Münkler. Genauere Angaben zum zusätzlichen Finanzbedarf wurden nicht gemacht. "Den haben wir nicht beziffert", sagte Münkler. Es sei jedoch "sicher keine kleine Summe". Das Gutachten wurde 2018 von Grütters in Auftrag gegeben. Der Haushaltsplan für 2020 hat nach Stiftungsangaben einen Umfang von rund 336 Millionen Euro. 2019 waren es nach Angaben des Wissenschaftsrates rund 357 Millionen Euro.

"Bereit zur Veränderung"

Der Präsident der Stiftung, Hermann Parzinger, bezeichnete das Gutachten als guten Ausgangspunkt für weitere Diskussionen und "riesige Chance". Die SPK als größte deutsche Kulturstiftung sei bereit "zu einer radikalen Veränderung". Der Schlüssel für die Weiterentwicklung liege in einer größeren Autonomie und Verantwortung der einzelnen Häuser sowie in flacheren Hierarchien. Ziel müsse sein, mit der künftigen Struktur die Entwicklungspotenziale zu stärken und "das nationale und internationale Renommee und die Strahlkraft nicht zu beschädigen", sagte Parzinger. Eine Auflösung nur um der Auflösung willen sei jedoch nicht praktikabel.

Zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören unter anderen 15 Museumssammlungen, darunter die Antikensammlung, das Ägyptische Museum, die Museen für asiatische, islamische und byzantinische Kunst, das Kupferstichkabinett und die Gemäldegalerie. Der Archäologe Parzinger ist seit 2008 Präsident der Stiftung mit derzeit etwa 2.000 Beschäftigten.