Wiesbaden/Bonn (epd). Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte am 29. März in Wiesbaden, Schäfers Tod stehe offenbar in Zusammenhang mit der Krise um das Coronavirus und die finanziellen Folgen. "Wir müssen heute davon ausgehen, dass er sich große Sorgen machte", sagte der sichtlich erschütterte Regierungschef. Diese Sorgen hätten Schäfer erdrückt. "Er wusste offenbar keinen Ausweg, er war verzweifelt und ging von uns", fügte Bouffier hinzu.
Bouffier: Schäfer von Sorgen um Corona-Folgen "erdrückt"
Der 54 Jahre alte Schäfer war am 28. März an einer Bahnstrecke tot aufgefunden worden. Polizei und Staatsanwaltschaft erklärten, alles deute darauf hin, dass er sich das Leben genommen habe. Der Minister soll nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auch einen Abschiedsbrief hinterlassen haben. Der CDU-Politiker war seit zehn Jahren hessischer Finanzminister und galt als wahrscheinlicher Nachfolger Bouffiers, wenn dieser sich als Ministerpräsident zurückziehen sollte. Erst am 25. März hatte Schäfer im Hessischen Landtag einen milliardenschweren Nachtragshaushalt eingebracht, der vor allem Hilfen für Wirtschaft und Selbstständige zur Bewältigung der Folgen der Viruskrise vorsah.
Bouffier sagte, der Minister habe buchstäblich bis zuletzt an dieser großen Herausforderung gearbeitet. Er habe sich große Sorgen gemacht, vor allem, ob es gelingen könnte, die riesigen Erwartungen der Bevölkerung insbesondere zu der finanziellen Hilfe zu erfüllen. Sein Tod "erschüttert uns, erschüttert mich", fügte der Ministerpräsident hinzu. Schäfer habe sich um das Land Hessen höchste Verdienste erworben. Der Minister lebte im mittelhessischen Biedenkopf. Er hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder.
Fürbitte im Gottesdienst
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung zeigte sich tief betroffen über den Tod Schäfers. "Die Nachricht vom Tod Thomas Schäfers hat mich geschockt und sehr erschüttert", sagte Jung in Darmstadt. Schäfer sei ein kompetenter und sachorientierter Politiker gewesen. "Ich habe ihn und die Gespräche mit ihm immer sehr geschätzt. Er wird sehr fehlen", sagte Jung. Im ZDF-Fernsehgottesdienst am 29. März aus Ingelheim, den der Kirchenpräsident hielt, wurde eine Fürbitte für den verstorbenen Minister und seine Familie aufgenommen.
Auch der neue Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich traurig und fassungslos über den Tod des hessischen Finanzministers. "Der Tod von Thomas Schäfer kommt überraschend und unvorhersehbar. Er trifft uns alle", sagte der Limburger Bischof. Für ihn sei Schäfer immer ein besonnener, kompetenter, humorvoller und verlässlicher Gesprächspartner gewesen.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer twitterte: "Die Nachricht vom plötzlichen Tod von Thomas Schäfer hat mich, hat uns alle in der CDU schockiert. Sie trifft uns und macht uns traurig und fassungslos. Jetzt sind alle unsere Gedanken und Gebete bei seiner Familie."
Die Vorsitzende der Finanzministerkonferenz und rheinland-pfälzische Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) würdigte Schäfer als leidenschaftlichen und fachkundigen Politiker. Er sei für seine Überzeugungen eingestanden und über die Parteigrenzen hinaus sehr geschätzt worden, sagte Ahnen in Mainz.