Die diesjährigen Ruhrfestspiele mit Theater, Lesungen, Ausstellungen und Tanz drehen sich um Macht und Mitgefühl. Auch heute sei ein politischer Blick auf die Welt mit den Mitteln der Kunst wichtig, erklärte Intendant Oliver Kröck am 28. Januar in Recklinghausen bei der Programmvorstellung. Dabei erinnerte er an die Gründungsgeschichte der Ruhrfestspiele, die mit ihrem Akt der Solidarität vor über 70 Jahren eine außergewöhnliche Verbindung von Kunst und Arbeit, von Kultur und Gesellschaft geschaffen habe. "Mit unserem diesjährigen Programm wollen wir die verschiedenen Aspekte des Politischen und Privaten in ein Verhältnis bringen."

90 Produktionen und eine Weltpremiere

Den Bühnenauftakt der Festspiele macht am 3. Mai die Deutschlandpremiere des Bühnenstücks "Tao of Glass" von Philip Glass und Phelim McDermott in Zusammenarbeit mit dem Manchester International Festival. Insgesamt wartet das Programm vom 1. Mai bis 13. Juni mit 90 Produktionen auf. In rund 220 Veranstaltungen sind unter anderem eine Weltpremiere, drei Uraufführungen und sieben Deutschlandpremieren zu sehen.

Zu den Höhepunkten der diesjährigen Ruhrfestspiele mit über 760 Künstlern aus 20 Ländern zählt Intendant Kröck die Deutschlandpremieren "Why?", die neue Arbeit von Peter Brook aus dem Théâtre des Bouffes du Nord in Paris, "Die Jakobsbücher" nach dem Roman der Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk in der Regie von Ewelina Marciniak vom Teatr Powszechny in Warschau, und die neue choreographische Arbeit von Dimitris Papaioannou, eine Koproduktion mit Onassis Stegi, Athen.

In der Sparte Literatur sind in diesem Jahr Sasa Stanisić, Christoph Ransmayr und Judith Schalansky eingeladen. Mit Lesungen sind die Schauspieler Barbara Nüsse, Caroline Peters, André Jung und Devid Striesow zu Gast. Die Kunstausstellung der Ruhrfestspiele 2020 präsentiert die Bildende Künstlerin Mariechen Danz in der Kunsthalle Recklinghausen.

Gedenken an Befreiung vom Nationalsozialismus vor 75 Jahren

Als Weltpremiere präsentieren die Ruhrfestspiele im Rahmen des Genres Neuer Zirkus die neue Arbeit des Circa Contemporary Circus aus Australien mit dem Titel "Sacre". Außerdem gehen die Ruhrfestspiele eine Kooperation mit Fidena, dem Figurentheaterfestival aus Bochum, ein und präsentieren drei Produktionen.

Unter dem Titel "Nie wieder! Erinnern für heute und morgen" gedenken die Ruhrfestspiele am 7. Mai zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund dem 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Auf einem "Festspielcampus" begleiten in der Pfingstwoche Studierende und Lehrende das Programm der Ruhrfestspiele. Auf einen längeren Zeitraum angelegt ist zudem das Projekt "Lernpark" mit Schülern aus Recklinghäuser Schulen.

Die Ruhrfestspiele wurden vor über 70 Jahren unter dem Motto "Kunst gegen Kohle" gegründet. Hamburger Theaterleute waren im Winter 1946/47 ins Ruhrgebiet gereist, um Kohle für ihre Spielstätten zu besorgen. Nachdem die Bergleute halfen, die Kohle an der englischen Besatzung vorbei nach Hamburg zu schleusen, bedankten sich die Künstler im folgenden Sommer mit Gastspielen.