Die Hilfsorganisation Care beklagt mangelnde Aufmerksamkeit der Medien für humanitäre Krisen in Afrika. Neun der zehn vergessenen Krisen im vergangenen Jahr seien auf dem afrikanischen Kontinent geschehen, heißt es in dem Bericht "Suffering in Silence" (Leiden in Stille), der am 28. Januar in Berlin veröffentlicht wurde. Ganz oben auf Platz 1 der Liste steht Madagaskar, wo 2,6 Millionen Menschen durch klimatische Veränderungen hungern.

Es folgt die Zentralafrikanische Republik, wo wegen eines brutalen Bürgerkriegs 2,6 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen sind. Sambia landete auf dem dritten Platz, weil dort wegen wiederholter Ernteausfälle etwa 2,3 Millionen Menschen dringend Nahrungsmittelhilfe brauchen.

"Das müssen wir ändern"

"Wir beobachten seit langem einen Zusammenhang zwischen der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung und der Länge und Komplexität von humanitären Krisen", erklärt Karl-Otto Zentel, Generalsekretär von Care Deutschland. "Obwohl das gesteigerte öffentliche Bewusstsein für die Klimakrise Mut macht, ist es gleichzeitig schockierend, wie wenig über ihre Auswirkungen im globalen Süden berichtet wird."

Für Krisen, über die am wenigsten berichtet werde, gebe es auch oft die geringste Finanzierung. "Das müssen wir ändern", sagte Peter Felten, Leiter des Referats für Multilaterale Gestaltung der Humanitären Hilfe im Auswärtigen Amt. "Es ist unsere Aufgabe, auch dorthin zu schauen, wo es keine Medienschlagzeilen und keine einfachen Antworten gibt."

Naturkatastrophen, Mangelernährung und Vertreibung

Laut den Vereinten Nationen werden im Jahr 2020 insgesamt rund 26 Milliarden Euro benötigt, um humanitäre Hilfe für knapp 109 Millionen Menschen in Krisenregionen weltweit zu leisten.

Auf der Liste der zu wenig beachteten Krisen stehen auch Hunger in Burundi, Eritrea, Nordkorea, Kenia sowie die Gewalt in Burkina Faso. Es folgen Naturkatastrophen, Mangelernährung und Vertreibung in Äthiopien und in der Tschadseeregion. Care hat für die Liste das internationale Medienbeobachtungsunternehmen Meltwater beauftragt.

Dafür wurden den Angaben mehr als 2,4 Millionen Online-Meldungen in englischer, deutscher, französischer, spanischer und arabischer Sprache im Zeitraum vom 1. Januar bis 15. November 2019 ausgewertet. Im Blick waren 40 Krisen und Katastrophen, die mehr als eine Million Menschen betreffen. Davon wurden die zehn Krisen ermittelt, über die am wenigsten berichtet wurde.