Unter dem Titel "Van Eyck - eine optische Revolution" zeigt das Museum der Schönen Künste Gent seit dem 1. Februar 13 der 23 weltweit noch vorhandenen Gemälde des spätmittelalterlichen flämischen Malers. Voller Stolz bezeichnen die Veranstalter dieses außergewöhnliche Kunst-Angebot als die "größte van Eyck-Ausstellung aller Zeiten". Sie umfasst insgesamt mehr als 100 Bilder, Zeichnungen und Skulpturen aus dem Umfeld Jan van Eycks (ca. 1390 - 1441). Im Mittelpunkt aber stehen die Tafeln des weltberühmten Genter Altars, bekannt unter dem Titel "Die Anbetung des Lamm Gottes".

Seit 2012 wird dieser Flügelaltar Bild für Bild restauriert. 2,5 Millionen Euro wurden bislang für diese Arbeit investiert, die Kunstexperten teils Jan van Eyck allein, teils ihm und seinem Bruder zuschreiben. In vier Jahren soll die Restaurierung endgültig abgeschlossen sein.

Optische Revolution

Das Besondere der jetzt beginnenden Ausstellung ist, das wohl niemals mehr Besucher ähnlich nah an Tafel-Bilder des Genter Altars treten können, der ansonsten seit 1986 nur auf Abstand und durch dickes Panzerglas in der St. Bavo-Kathedrale zu bewundern ist. Während der Schau werden die originalen Innentafeln überwiegend in St. Bavo, die originalen Außentafeln sowie die Innentafeln Adam und Eva aber im Museum zu sehen sein. Entsprechend werden in der flämischen Metropole mehr als 250.000 Besucher erwartet. Bis zum 30. April ist die Ausstellung geöffnet.

Die "optische Revolution", auf die die Ausstellung aufmerksam machen will, bezieht sich auf drei wesentliche Talent-Facetten des Künstler-Genies und Begründers der altniederländischen Malerei: Erstens hat Jan van Eyck die Ölfarbe mit selbst entwickelten Trocknungstechniken quasi für seine Zeit "salonfähig" gemacht. Zweitens wurde er für seine detailgenauen Natur- und Menschenbetrachtungen schon zu Lebzeiten begeistert gefeiert. Und drittens gelten seine Wiedergabe optischer Lichtphänomene auf den Bildern von perfekter Brechung bis zu verblüffend stimmigen Reflexionen als unbedingt wegweisend weit über seine kunsthistorische Zeit hinaus.

"Oh mein Gott! - Jan van Eyck war hier"

"Oh mein Gott! - Jan van Eyck war hier" ist das komplette Genter Kunst- und Kulturjahr überschrieben. Dazu gehört neben der durchaus als epochal einzustufenden Ausstellung auch ein neues Besucherzentrum samt gläsernem Aufzug an und in der Kathedrale von Gent, das Anfang Oktober eröffnet wird. Mit einem Aufwand im deutlich zweistelligen Millionenbereich soll es allen logistischen und vor allem sicherungstechnischen Anforderungen für die kommenden Jahrzehnte genügen.

Die Genter St. Nikolaus-Kirche präsentiert vom 28. März bis 1. November eine computergesteuerte Licht- und Klang-Installation, die die berühmtesten Werke von van Eyck buchstäblich in ein neues Licht rückt und auch akustisch für einen Gänsehaut-Faktor sorgen will. In einem eigens geschaffenen Kunst-Laden setzen sich derweil mehr als 70 belgische Designer und Kunsthandwerker mit dem kreativen Vermächtnis van Eycks auseinander und bieten dazu hochwertige Souvenirs in Form von Taschen, Hüten, Stoffen, Keramiken und anderem mehr an.

Im Rahmen einer "Sieben-Sinne-Tour" können die Besucher Gents ab Ende April zu Fuß oder per Boot auf den Kanälen die Stadt im Zeichen Jan van Eycks entdecken. Schokoladenmanufakturen haben besondere Geschmacksvarianten ihrer Produkte entwickelt; es gibt van Eyck-Bier, in vielen Restaurants besonders kreierte Menü-Varianten nach Rezept-Vorgaben des Mittelalters, Duft-Angebote mit Kerzen und Seifen. Geplant sind zudem eine im Sinne van Eycks farblich abgestimmte Sonderausstellung im Genter Design-Museum sowie am 22. September die Welturaufführung eines Werkes des zeitgenössischen Komponisten Arvo Pärt - über das Lamm Gottes in thematischer Anlehnung an den Genter Altar.