Düsseldorf (epd). In den Wintermonaten gibt es in Nordrhein-Westfalen offenbar immer weniger typische Wintervögel. Andererseits bleiben dank des milden Winterwetters immer mehr Zugvögel im Land, bilanzierte der Naturschutzbund (Nabu) am 28. Januar in Düsseldorf aus den Ergebnissen der Zählung "Stunde der Wintervögel" für NRW. Das Trio aus Haussperling beziehungsweise Spatz sowie Kohlmeise und Blaumeise führt wieder die Rangliste an und legte zwischen 15 und 17 Prozent zu. Auch die Zunahme aller Spechtarten nannte der Nabu erfreulich.
Die sonst üblichen Schwarmvögel der Wintermonate machten sich allerdings den Zählungsergebnissen zufolge rar. Aus den Meldungen der winterlichen Garten- und Parkzählungen durch Freiwillige machte der Nabu für NRW nach eigenen Angaben einen Rückgang bei Buchfinken um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, bei Bergfinken sogar um 74 Prozent. Erlenzeisige wurden um 44 Prozent weniger gesichtet, die Wacholderdrossel verzeichnet einen Rückgang um 61 Prozent.
Schwarmvögel machen sich rar
"Auffällig waren auch die Meldungen von Zugvögeln wie Zilpzalp, Mönchgrasmücke, Hausrotschwanz und Rotmilan, die eigentlich erst im Frühjahr und Sommer in NRW wieder anzutreffen sind", erklärte der Nabu-Vogelexperte Heinz Kowalski. Diese Vögel ersparten sich dank des milden Winterwetters die mühevolle und gefährliche Reise in südliche Winterquartiere.
Die allmähliche Zunahme von Altholz in den Wäldern sowie Totholz durch Dürre und "Borkenkäferkalamitäten" hat sich offenbar positiv ausgewirkt. Fast alle Spechtarten wie Buntspecht, Mittelspecht, Schwarzspecht sowie Grün- und Grauspecht hätten wegen der reichlichen Käfernahrung zugelegt, hieß es. Auch Eichelhäher (plus 86 Prozent), Star (plus 35 Prozent) und Amsel (zehn Prozent) konnten im Vergleich zum Vorjahr deutlich zulegen. Auch verbesserte sich der Trend bei "Jägern" wie Turmfalke (plus 80 Prozent) und Mäusebussard (plus 27 Prozent).
Insgesamt zeige die Wintervogelzählung deutlich eine starke Abhängigkeit vieler Vogelarten vom Wetter in Mitteleuropa, hieß es. Mittel- und langfristig erwarteten sich die Ornithologen des Nabu von den Daten der jährlichen Zählungen Rückschlüsse auf die Veränderung des Klimas und dessen Wirkungen auf die heimische Vogelwelt sowie deren Anpassungsstrategien. In diesem Jahr zählten vom 10. bis 12. Januar über 26.000 Freiwillige in NRW über 3,5 Millionen Vögel.