Greta Thunbergs Gesicht zeigt keine Regung, ihre jugendliche Stimme verharrt auf derselben Tonlage und ihr Körper ist starr. Nur ihre Augen funkeln. An diesem Tag in Madrid, auf der 25. Weltklimakonferenz, hat die Ikone der globalen Protestbewegung eine Botschaft der Hoffnung auf den schmalen Lippen: "Wir können die Veränderung jetzt starten, wir, die Menschen", sagt sie.

Doch Gretas Worte, die Appelle von Millionen demonstrierender Menschen rund um den Planeten sowie die Mahnungen der Wissenschaft nach mehr Klimaschutz wurden in Madrid allenfalls zu Kenntnis genommen: Das Abschlussdokument der Mammutkonferenz, über das die mehr als 190 Delegationen bis zm 15. Dezember feilschten, birgt so gut wie keine greifbaren Resultate.

Australien, Brasilien, USA

Madrid wird nicht als entscheidende Wegmarke in Kampf für den Klimaschutz eingehen. Dabei stand die Veranstaltung in den riesigen Messehallen nahe des Madrider Flughafens unter dem Motto: "Zeit zum Handeln". Tragisch ist, dass die Konferenz der langen Verhandlungsnächte einen Ausstoß von rund 65.000 Tonnen des klimaschädlichen Kohlenstoffdioxids verursacht.

Das magere Ergebnis lag vor allem an den großen Verschmutzern, die sich einer ökologischen Wende verweigern: Australien, Brasilien, Indien, Saudi-Arabien und die USA. "Die Blockadehaltung einzelner Länder torpedierte in Madrid in dramatischer Weise den Konsens der internationalen Staatengemeinschaft für ambitionierten Klimaschutz", schimpfte Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.

"Fantastisches Signal"

Von den Großen demonstrierte allein die Europäische Union, dass sie eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten anstrebt. Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen war die einzige Führungspersönlichkeit aus der Riege der Schwergewichte, die sich auf den Weg nach Madrid machte. Sie kam am ersten Tag der Konferenz, und am ersten Tag ihrer Amtszeit. Schon in Madrid skizziert sie ihren Europäischen "Grünen Deal" mit der Kernbotschaft: "Unser Ziel ist es, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu sein."

Die klare Ansage beeindruckte in Madrid sogar die sonst so notorisch skeptischen Nichtregierungsorganisationen: "Das ist ein fantastisches Signal", betonte Vanessa Perez Cirera vom WWF. Doch die EU musste sich auch kritische Fragen gefallen lassen: Kann die EU tatsächlich die versprochenen Milliarden Euro für den ökologischen Umbau mobilisieren?

Neben der EU zeigte eine Koalition von mehr als 70 meist kleineren Staaten, dass sie den Ernst der Lage erkennen. Sie verpflichteten sich, im nächsten Jahr verbesserte Klimaschutzpläne zu präsentieren. Nur wenn alle Staaten das tun, können die Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 eingehalten werden: Danach soll die Welt die Erderwärmung auf ein erträgliches Maß begrenzen. Anderenfalls droht der Menschheit unsägliches Leid durch Dürren, Stürme, Überschwemmungen und andere Folgen des Temperaturanstiegs.

Blick auf 2020

Die Vertreter der vielen kleinen und armen Staaten des Südens machten klar, dass die Zeit zum Handeln endgültig gekommen ist. So schilderte der Umweltminister des mittelamerikanischen Küstenstaates Belize, Omar Antonio Figueroa, wie Klimawandel mit "höllischen Stürmen" sein Land in tiefe Not stürzte. Und Marieme Elizabeth Bekaye, Umweltministerin aus Mauretanien, erinnerte an das tragische Schicksal Afrikas: Der ohnehin arme Kontinent ist nun auch noch derjenige, den der Klimawandel am brutalsten heimsucht.

Angesichts des überschaubaren Ertrages der Weltklimakonferenz 2019 richteten viele Politiker wie Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ihren Blick auf 2020. Es gebe bereits jetzt große "Erwartungen an Deutschland", sagte Schulze. Denn die Bundesrepublik übernimmt im zweiten Halbjahr 2020 die Ratspräsidentschaft der EU. Es wird die Zeit, in der die Europäer beginnen müssen, ihren "Grünen Deal" einzulösen. Und in dieser Zeit wird auch die nächste Weltklimakonferenz stattfinden. Dann wird Großbritannien den 26. Kongress in Glasgow ausrichten.