"Es ist gut, hier zu sein", sagt Major Sumner. Die Gebeine seiner Vorfahren hätten eine lange Reise hinter sich. Der australische Ureinwohner vom Volk der Ngarrindjeri steht am 28. November barfuß, mit nackten Beinen und entblößtem Oberkörper im schneidenden Wind im Hof des Leipziger Grassi Museums für Völkerkunde. Körper und Gesicht sind mit roten und weißen Streifen bemalt.

Zuvor hat er Blätter in einer Schale angezündet und gesungen, um die Vorfahren aller Anwesenden einzuladen zu der Zeremonie. Immer wieder schlägt er zwei Bumerangs klappernd gegeneinander. Dann werden die Kisten mit den sterblichen Überresten ins Museumsinnere getragen.

Es ist das dritte Mal, dass der Freistaat Sachsen Gebeine von Ureinwohnern an Vertreter aus den Herkunftsländern zurückgibt. Am Donnerstag waren es die sterblichen Überreste von 45 australischen Ureinwohnern, die 1880 zur Kolonialzeit infolge von Grabplünderungen oder gewaltsamen Konflikten nach Sachsen gelangt waren. Im April waren schon einmal Gebeine nach Australien zurückgegeben worden, beim ersten Mal vor zwei Jahren nach Hawaii. 2020 sind weitere Restitutionen geplant. Man stehe auch in Kontakt mit Neuseeland und Namibia, hieß es.

"Überfälliger Schritt"

Die australische Botschafterin in Berlin, Lynette Wood, erklärte, die Rückführungen der menschlichen Überreste "zu ihren Familien und ihrem Herkunftsland ist für indigene Australier enorm wichtig". Die australische Regierung begrüße daher das Engagement und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, zu denen das Leipziger Völkerkundemuseum gehört.

Sachsens Kunstministerin Eva-Maria Stange (SPD), die sich wegen des Kunstdiebstahls in Dresden am Montag entschuldigen ließ, teilte mit, die Rückgabe sei "ein längst überfälliger Schritt". Der Freistaat Sachsen bekenne sich zu seiner "als Pflicht empfundenen Bereitschaft zur Rückgabe menschlicher Überreste", erklärte sie.

Die Direktorin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen, Léontine Meijer-van Mensch, sagte, sie wolle ihrer Verantwortung gerecht werden und sei dankbar, die Rückgabe begleiten zu dürfen. Es tue ihr leid, dass es so lange gedauert habe, erklärte sie in Richtung der Indigenen.

"Heilung für die Community"

Dann sprach noch einmal Major Sumner. Mit bewegenden Worten erinnerte er daran, was seinem Volk passiert sei. Vor gut 200 Jahren habe noch gar niemand gewusst, "dass wir da unten leben", seit Jahrtausenden, erklärt er und betont: "Unsere Ahnen nach Hause zu bringen, zurück zu ihrem Land, bringt Heilung für die gesamte Community und das Land."

In Deutschland wird seit einiger Zeit verstärkt über koloniales Unrecht und seine Auswirkungen diskutiert. Bundesweit sind Museen, Sammlungen und Universitäten angehalten, ihre Bestände auf Gebeine und Objekte aus Kolonialzeiten zu prüfen und den weiteren Umgang damit zu klären.