Mit einer spektakulären Ausstellung will die Bremer Kunsthalle in den kommenden Monaten zeigen, was Menschen anbeten - im wörtlichen und im übertragenen Sinn. Für das Projekt wurde das gesamte Haus auf rund 4.500 Quadratmetern leergeräumt, um es nun ausschließlich mit der Schau unter dem Titel "Ikonen, Was wir Menschen anbeten" bespielen zu können. "In 60 Räumen zeigen wir jeweils nur ein bedeutendes Werk oder eine Werkgruppe", sagte am 17. Oktober Museumsdirektor und Kurator Christoph Grunenberg. Die Ausstellung läuft bis Anfang März.

Die Kunstwerke werden in sechs thematischen Kapiteln präsentiert - von der russischen Ikone über Werke von Caspar David Friedrich, Wassily Kandinsky, Piet Mondrian, Andy Warhol, Niki de Saint Phalle bis zu Andreas Gursky. Weltberühmte Leihgaben stammen aus bedeutenden Museen wie dem San Francisco Museum of Modern Art, der Tretjakow-Galerie in Moskau, der Tate in London und dem Van-Gogh-Museum in Amsterdam. Von dort kommt van Goghs "Selbstbildnis mit grauem Filzhut", das 1887 entstanden ist und zu den Ikonen der Kunstgeschichte gehört.

"Alltags-Ikonen"

Dazu kommen "Alltags-Ikonen" aus der Markenwelt, der Popkultur oder Blicke auf ikonische Persönlichkeiten wie Muhammad Ali, Beyoncé, Youtuberin Bibi und Karl Marx. Hausaltäre dokumentieren, was oder wen Menschen gegenwärtig verehren. Ein weiterer Raum thematisiert die Welt der Influencer und Social-Media-Stars und will so zeigen, dass sich heute über das Internet theoretisch jeder selbst ikonenhaft inszenieren kann.

"Die Ausstellung geht anhand von Kunstwerken aus neun Jahrhunderten der Frage nach, wie sich auch heute noch mit dem Begriff der Ikone kultische Verehrung und die Idee des Übersinnlichen verbinden", erläuterte Grunenberg. Durch die Inszenierung bestehe die Möglichkeit, die spirituelle Kraft von Kunst in konzentrierten Begegnungen unmittelbar zu erfahren.

"Es ist die größte und spektakulärste Ausstellung, an der wir je gearbeitet haben", bilanzierte Grunenberg. Vor zehn Jahren sei die Idee geboren, über mehrere Jahre seien Leihgaben eingeworben worden. In der Ausstellung werde das Museum selbst zum Ort der intensiven Begegnung durch Entschleunigung, Kontemplation und Reflexion.

Ein Teil der Dauerausstellung, die in der Kunsthalle für die Ikonen abgebaut wurde, ist zwischenzeitlich nach Spanien gereist: Vom 25. Oktober an bis zum 16. Februar sollen 130 Meisterwerke - von Eugène Delacroix über Max Beckmann bis zu Paula Modersohn-Becker - im Guggenheim-Museum Bilbao gezeigt werden. Ab Mitte Mai kommenden Jahres sind sie dann wieder in Bremen zu sehen - in neuer Hängung.