Frankfurt a.M. (epd). In Eritrea sind nach Angaben der Schriftstellervereinigung PEN mehrere Publizisten seit Jahren in Geheimgefängnissen ohne Anklage und Urteil eingesperrt. So befinde sich der eritreisch-schwedische Autor und Journalist Dawid Isaak (54) seit 2001 in Isolationshaft, sagte der Writers-in-Prison-Beauftragte des österreichischen PEN, Wolfgang Martin Roth, am 20. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse. Die eritreische Diktatur verweigere sämtliche Informationen dazu: "Da beißen wir auf Granit." Für die Familie bedeute dies "Folter durch Ungewissheit".
Nach Angaben der Tochter des Autors, Betlehem Isaak, gab es seit 2005, als ihr Vater wenige Tage in Freiheit war, kein Lebenszeichen mehr von ihm. "Ich glaube immer noch, dass er lebt, aber ich weiß überhaupt nichts", sagte sie. Dawit Isaak hatte in Schweden gelebt. Als Eritrea 1993 unabhängig wurde, kehrte er in sein Land zurück und gründete die erste unabhängige Zeitung "Selit". Im Jahr 2001 wurde er verhaftet, wie viele andere.
"Ein abgeschottetes Land"
Die in München lebende eritreische Autorin Yirgalem Fisseha Mebrahtu, die selbst von 2009 bis 2015 inhaftiert war, berichtete von Folter, ständigen Verhören und großer Angst. "Wie kann man als Mensch in einem zwei mal zwei Meter großen Raum überleben?" fragte sie. "Eritrea ist ein abgeschottetes Land, wir wissen nicht, was vor sich geht", fügte sie hinzu. Niemand wisse, was erlaubt sei und was nicht.
Der schwedische Journalist und Menschenrechtler Björn Thunbäck beklagte einen politischen Stillstand in Eritrea unter dem Regime von Präsident Isaias Afewerki. Auch mehr als ein Jahr nach dem Friedensabkommen mit Äthiopien "ändert sich in Eritrea nichts". Anders als in Äthiopien seien keine Gefangenen freigelassen und keine unabhängigen Medien zugelassen worden. Eritrea liegt derzeit in der Rangliste der Pressefreiheit von 180 Ländern auf Platz 178.
Thunbäck appellierte an die EU, sich stärker für die Freilassung Isaaks und die Menschenrechte in Eritrea einzusetzen. Bislang habe die schwedische Regierung Ermittlungen in Schweden gegen eritreische Offizielle abgelehnt, obwohl UN-Gremien Verbrechen gegen die Menschlichkeit beklagten, die international verfolgt werden können. Aber man werde weiter mit den schwedischen Stellen sprechen. Auch Roth plädierte dafür, trotz der hoffnungslos scheinenden Situation nicht aufzugeben.