Der frühere sächsische Oberlandeskirchenrat Harald Bretschneider (77) hat die Rolle der Kirchen für die friedliche Revolution unterstrichen. Die Ereignisse 1989 seien "maßgeblich von Menschen mitgeprägt worden, die aus dem Glauben heraus den Mut zur Zivilcourage hatten", sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Kirche sei nicht nur eine Institution, sondern zu ihr gehörten einzelne Christen.

"Ich kann nicht verstehen, dass die christlichen Impulse heute zum Teil bestritten werden", sagte Bretschneider. Die friedliche Revolution sei "nicht vom Himmel gefallen, sie hatte einen langen Vorlauf", fügte er hinzu. Der Mut zur Zivilcourage sei aus dem christlichen Glauben gewachsen. Dabei habe das Bibelwort "Schwerter zu Pflugscharen" die Diktatur ins Wanken gebracht. Er sei dankbar "für das Wunder der Freiheit und der Einheit". Es sei erstaunlich, was diejenigen, die an den Runden Tischen und in den Parlamenten gesessen haben, aus der Geschichte gemacht hätten.

Zugleich mahnte Bretschneider Dialog in der Gesellschaft an. "Wir sollten uns erinnern, dass es der Dialog war, der zu einer völligen Veränderung der Gesellschaftsordnung geführt hat", sagte er. Auch heute sei das Gespräch zwingend notwendig. Gerade Kirche müsse in der Mitte der Gesellschaft sein.

Bretschneider ist einer der bedeutendsten Vertreter der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR und Erfinder des christlichen Symbols "Schwerter zu Pflugscharen". Während der friedlichen Revolution war er Landesjugendpfarrer in Sachsen.