Büchel (Eifel) (epd). Die christliche Friedensbewegung hat am 7. Juli bei einem Aktionstag vor dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel ein Atomwaffenverbot und mehr zivile Konfliktlösungen gefordert. "Im Zeitalter von Massenvernichtungswaffen kann niemand mehr Krieg als ein Werkzeug Gottes sehen", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, vor den rund 1.000 Teilnehmern. Auch der amtierende EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm machte sich für eine Ächtung der Atomwaffen stark. In Büchel sollen sich die letzten US-Atomwaffen auf deutschem Boden befinden.
Käßmann kritisierte in einem ökumenischen Gottesdienst, dass Deutschland zu einer Rüstungsexportnation aufgestiegen sei, die auch in Krisengebiete Waffen liefere. Mehr Rüstung bringe aber nicht mehr Frieden, sondern mache Krieg wahrscheinlicher. "Wenn heute von mehr internationaler Verantwortung die Rede ist, kann es doch nicht um mehr militärische Verantwortung Deutschlands gehen, sondern allein um mehr Friedensverantwortung", betonte die ehemalige hannoversche Landesbischöfin.
"Wir können nicht die Kriege dieser Welt beklagen, die Menschen, die aus diesen Kriegen zu uns flüchten, abweisen - und gleichzeitig verdient unsere Wirtschaft an genau diesen Kriegen", fügte Käßmann hinzu. Stattdessen müssten zivile Methoden der Konfliktbearbeitung gestärkt werden. Christen hätten den biblischen Auftrag, sich für die Überwindung von Hass und Krieg einzusetzen. Die Kirchen hätten aus dem Grauen der beiden Weltkriege gelernt, dass Krieg nach Gottes Willen nicht sein solle.
Grußwort des Ratsvorsitzenden
Besorgt zeigte sich Käßmann über die Aufkündigung des INF-Abrüstungsvertrags für atomare Mittelstreckenraketen durch die USA. Das habe die Welt unsicherer gemacht. Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm kritisierte, die weltweiten Atomwaffenbestände würden gegenwärtig mit hohem Milliardenaufwand modernisiert. "Angesichts ihrer ungeheuren Zerstörungsgewalt ist das absurd", schrieb der Theologe in einem Grußwort, das bei dem Aktionstag verlesen wurde.
Er unterstütze ausdrücklich die UN-Initiative zur weltweiten Ächtung der Atomwaffen, erklärte Bedford-Strohm. Zwar führe ein solches gesetzliches Verbot nicht automatisch zum Abbau der Arsenale. "Aber das Chemiewaffenverbot hat gezeigt, dass von einer solchen völkerrechtlichen Ächtung ein Delegitimationseffekt ausgeht, der den Druck zum Abbau dieser schrecklichen Waffen erhöht."
Zu den Protesten mit Reden, Kulturprogramm und Gottesdienst hatte ein christliches Aktionsbündnis aus mehreren evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensorganisation Pax Christi aufgerufen. Erklärtes Ziel war, ein deutliches Signal für Frieden und nukleare Abrüstung an Politik, Kirche und Gesellschaft auszusenden. Die Bewegung fordert unter anderem, dass Deutschland den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnet und im Grundgesetz ein Verbot von Atomwaffen verankert wird.
Vorab hatten die internationale Kampagne für das Verbot von Atomwaffen (ICAN) und die Organisation "Ärzte gegen Atomwaffen" (IPPNW) ein dreitägiges Festival mit Konzerten, Workshops und Protesten organisiert. An einem ersten christlichen Aktionstag vor dem Fliegerhost Büchel vor einem Jahr hatten rund 500 Menschen teilgenommen.