Am 12. Juni wäre Anne Frank 90 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass hat der WDR ein weiteres Kapitel für seine neue Augmented-Reality-App "1933-1945" realisiert, das ab dem 12. Juni abrufbar ist. In "Meine Freundin Anne Frank" sind die zwei engsten Freundinnen Anne Franks, Jacqueline van Maarsen und Hannah Goslar, zu sehen, die von ihrer gemeinsamen Zeit mit Anne erzählen. Die App, die für den Schulunterricht entwickelt wurde, verwendet eine spezielle Technik aus dem Bereich der "Augmented Reality", die zwischen realem Raum und virtuellen Bildern eine Verbindung schafft.

So nimmt die Kamera des Smartphones oder Tablets dabei die Umgebung des App-Nutzers auf, wie etwa den Klassenraum. In diese Umgebung setzt die App dann eine Holografie: ein Interview mit den Zeitzeuginnen van Maarsen und Goslar. "Für mich ist es sehr wichtig zu erzählen, was damals passiert ist," sagte die 90-jährige Niederländerin van Maarsen am 5. Juni bei der Vorstellung der App in Köln. "Der Antisemitismus ist noch immer da."

"Geschichte wird zugänglich"

Van Maarsen ist die einzige, an die Anne Frank nach ihrem Untertauchen in Amsterdamer Hinterhaus einen Abschiedsbrief geschrieben hat, in ihrem Tagebuch. "Sie war sehr lebendig, ich habe nie wieder einen Menschen getroffen, der so das Leben genoss", sagte van Maarsen. Ob Anne Frank tatsächlich Schriftstellerin geworden wäre, hätte sie den Krieg und das Konzentrationslager überlebt, weiß sie nicht. "Aber ich hätte ihr sehr gern gesagt, dass sie berühmt geworden ist."

Die neue Technik ist van Maarsen etwas fremd: "Aber ich verstehe, dass das bei jungen Menschen gut ankommt." Ihrem 18 Jahre alten Enkelsohn Joop gefällt die App: "Für meine Generation wird Geschichte so sehr zugänglich und echt," sagte er. "Man hat das Gefühl, man sei wirklich mit dabei." Die App mache Geschichte greifbar, sagte auch Autorin Stefanie Vollmann , die das neue Kapitel für den WDR umsetzte: "Ich habe Anne Frank vorher immer als Mythos wahrgenommen. Durch die Begegnung mit ihren Freundinnen wurde sie für mich zum Mädchen." Und dieses Gefühl wolle die App für alle erfahrbar machen.

Anne Frank starb Anfang März 1945 im KZ Bergen-Belsen. Ihr Tagebuch wurde später von ihrem Vater Otto Frank veröffentlicht, der als einziger der Familie überlebte. Es wurde in 70 Sprachen übersetzt.