Ein kleines Stück laminiertes Papier ist alles, was von dem jungen Deutschen geblieben ist. Am 11. September 2001 starb der Bankmitarbeiter beim Anschlag auf das New Yorker World Trade Center. Heute erinnert der zerfetzte Dienstausweis zusammen mit einem verbogenen Stück Stahlträger an den Terroranschlag, der auch für Deutschland gravierende Folgen hatte. "Für mich gehört es zu den berührendsten Ausstellungsstücken", sagt der Präsident der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Hans Walter Hütter. "Über die Geschichte eines Menschen kann man große Geschichte am eindrucksvollsten erzählen."

Große Ereignisse im Alltäglichen einzufangen und greifbar zu machen, war von Beginn an das Konzept des Hauses der Geschichte. Diese vor 25 Jahren noch recht neue Herangehensweise an museale Ausstellungsarbeit, hat sich bezahlt gemacht. Fast 20 Millionen Besuche registrierte das Haus seit seiner Eröffnung am 14. Juni 1994. Es zählt zu den drei beliebtesten Museen Deutschlands. Während sich die chronologische Dauerausstellung der deutschen Nachkriegsgeschichte widmet, griffen die bislang insgesamt 140 Wechselausstellungen immer wieder aktuelle Themen auf.

Zeitzeugen-Gespräche stehen im Mittelpunkt

Ob es um die Muslime in Deutschland ging, das deutsch-amerikanische Verhältnis, die Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten der Deutschen oder die sich wandelnde Sexualmoral: Nie speist das Haus der Geschichte seine Besucher mit trockener Chronologie oder langweilig aneinandergereihten Exponaten ab. Zentrales Element der Ausstellungen sind die Erzählungen von Zeitzeugen, die die Besucher an Audio- oder Touch-Screen-Stationen abrufen können. Immer sind die Ausstellungen reich an Film- und Tondokumenten.

Dies dürfte ganz im Sinne des Initiators des Museums sein, des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl. Er gab 1987 für das künftige Haus der Geschichte die Marschroute aus: "Die deutsche Geschichte soll so dargestellt werden, dass sich die Bürger darin wiedererkennen."

Das Haus hat weit mehr zu bieten als die rund 7.000 Objekte auf 4.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche sowie Wechselausstellungen auf 800 Quadratmetern. Über das Sammeln und Dokumentieren hinaus widmet sich das Museum vor allem der Geschichtsvermittlung durch Veranstaltungen, Publikationen und inzwischen auch über digitale Medien.

Entscheidend für den Erfolg des Museums sei gewesen, dass die Ausstellungsmacher von Anfang an die breite Bevölkerung als Zielgruppe im Fokus gehabt hätten, sagt Hütter. Es sollte kein Museum für Experten oder besonders historisch bewanderte Besucher werden, sondern für den Alltagsmenschen. "Geschichte durch Geschichten erzählen" sei von Beginn an das Motto gewesen.

Diese Nähe zur Alltagskultur brachte dem Museum allerdings auch gelegentlich Kritik ein. Schnäppchenjagd nach effekthaschenden Objekten und Profanisierung der Geschichte wurde dem Haus bisweilen vorgeworfen. Das Konzept, Geschichte erlebnisorientiert zu vermitteln, kam hingegen beim Publikum an. Rund 800.000 Besuche pro Jahr kann das Haus verbuchen. Schnell wurde es deshalb zum Vorbild. 1996 empfahl der Europarat allen Mitgliedsstaaten, historische Museen nach dem Muster des Hauses der Geschichte zu gründen. In Wien ist das zum Beispiel schon geschehen. Auch das vor zwei Jahren in Brüssel eröffnete Haus der europäischen Geschichte orientierte sich an dem Bonner Museum.

Die Geschichte zweier Staaten

Das Bonner Haus der Geschichte wird sich jedoch immer durch eine Besonderheit von vergleichbaren nationalen Geschichts-Museen abheben: Es erzählt stets die Geschichte zweier Staaten. Von Anfang an sei geplant gewesen, die Geschichte der DDR miteinzubeziehen, sagt Hütter. Als nur Wochen nach dem ersten Spatenstich für das Museum, der am 21. September 1989 stattfand, die Berliner Mauer fiel, warf das deshalb die inhaltlichen Pläne nicht komplett über den Haufen. Man habe das Konzept lediglich anpassen müssen, sagt Hütter. Inzwischen gehören zur Museums-Stiftung auch Außenstellen in Leipzig und Berlin.

Auch wenn die Bonner Republik inzwischen Geschichte ist: Das Haus der Geschichte bleibt weiterhin ein Ort der aktuellen Diskussion in der früheren Bundeshauptstadt. Zuletzt sprach dort am 15. Mai Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anlässlich von 70 Jahren Grundgesetz mit Studierenden. Beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen am 14. Juni wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Festansprache halten.