Hamburg (epd). Barfuß standen die Pastoren in der Elbe und tauften. Babys, Kinder, Jugendliche und Erwachsene - rund 500 Täuflinge waren angemeldet zu einem der größten Tauffeste in der Geschichte der evangelischen Kirche. Mancher Talar wurde nass im knöcheltiefen Wasser - oder ziemlich sandig: Auch auf dem Strand am Rissener Ufer gab es Stehtische mit Taufschalen, um die sich die Eltern, Familien und Freunde gruppierten. 92 Pastorinnen und Pastoren von 65 Kirchengemeinden aus Hamburg und dem Umland waren aktiv - begrüßt von einem 20-köpfigen Posaunenchor aus Groß Flottbek, der das Eintreffen der Besucher begleitete.
Etwa 5.000 Menschen feierten das Mega-Tauffest an der Elbe und behalten damit ein unvergessliches Erlebnis. So ähnlich beschrieb es auch Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs: "Lass dich von deinen Eltern und deinen Paten an diesen besonderen Elbtauf-Tag erinnern, wenn ihr später einmal hier am Strand spazieren geht", sagte sie in ihrer Predigt.
"Reise durch die Stürme des Lebens"
Zuvor erinnerte die Bischöfin an die Bedeutung der christlichen Taufe und des Wassers: Ohne Wasser gebe es kein Leben, keine Pflanzen, keine Tiere und keine Menschen, sagte sie. Und bei der Taufe gehe es darum, sein Leben Gott anzuvertrauen: "Gott verspricht in der Taufe, dass die Reise durch die Stürme des Lebens gelingt."
Für das Gelingen des Tauffestes unter dem Motto "Moin Welt!" sorgten 180 ehrenamtliche Helfer, zumeist in hellblauen T-Shirts mit dem aufgedruckten Motto samt einer Friedens-Möwe. Sie hatten 500 Biertischgarnituren aufgestellt und für 500 Portionen Gebäck, Erdbeeren und Getränkekisten gesorgt. Farbige Tafeln auf riesigen Zeltleinwänden wiesen den Weg zur Gottesdienstbühne, zum Fahrradparkplatz, zum Baby-Wickeltisch oder zur DLRG-Station. Es gab einen Kinderspielbereich, einen Service für Rollstuhlfahrer und ein eigenes Pastoren-Zelt zum Umkleiden.
Kurz vor Beginn des Gottesdienstes blinzelte sogar die Sonne durch den verhängten Himmel. Etwas windig war's - aber es blieb trocken. In der Nacht zuvor hatte sich ein Sommergewitter über Hamburg abgeregnet. "Perfektes Wetter", kommentierte Propst Karl-Heinrich Melzer, der gemeinsam mit Pröpstin Ulrike Murmann die Liturgie im Gottesdienst hielt. "Hochsommer mit 35 Grad im Schatten hätte hier kaum jemand unterm Talar ausgehalten", sagte Melzer.
"Open Air" wie am Jordan
Die Bischöfin verglich die Festgemeinde der 5.000 versammelten Besucher mit der Taufe Jesu vor 2000 Jahren. Sehr viel munterer als hier an der Elbe könne es damals am Jordan auch nicht gewesen sein: "Taufe open air - so ging es ja los", sagte sie. Zwar werde niemand ganz ohne Probleme durchs Leben kommen. Doch mit dem Segen der Taufe werde den Menschen die Kraft Gottes zugesprochen, Höhen und Tiefen zu bestehen. Sie wünschte den Täuflingen, dass "auch nicht eine deiner Hoffnungen je verloren geht und der Himmel dein Herz weit macht."
Initiatoren der Elbufer-Taufe waren die beiden Hamburger Kirchenkreise. Bereits 2011 hatte Hamburg-West/Südholstein ein Tauffest mit 243 Kindern am Elbstrand gefeiert - diesmal war auch der City-Kirchenkreis Hamburg-Ost dabei. Für den Autoverkehr war das Gebiet am Rissener Ufer jetzt weiträumig abgesperrt. Doch die Menschen kamen trotzdem: Zur Taufe, dem Fest des Lebens.