Frankfurt a.M./Düsseldorf (epd). Leitende Geistliche der evangelischen und katholischen Kirche haben an Pfingsten zu einer klaren Haltung gegen Demokratiefeindlichkeit und Populismus aufgerufen. Derzeit werde die Demokratie als Grundlage des Gemeinwesens infrage gestellt und untergraben, sagte der Berliner Bischof Markus Dröge im Pfingstgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Er forderte dazu auf, sich Lügen und politisch-ideologischen Tatsachenverdrehungen entgegenzustellen.
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erneuerte seine Kritik an der Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung schiffbrüchiger Flüchtlinge im Mittelmeer. Es sei "eine Schande", wenn Menschen ertrinken, weil die zivile Seenotrettung unter Strafandrohung gestellt wird, sagte der bayerische Landesbischof am 10. Juni in einer Predigt auf dem bayerischen evangelischen Kirchentag auf dem Hesselberg.
Präses Rekowski: Kirche muss Gottes Frieden in Welt tragen
Nach Worten des rheinischen Präses Manfred Rekowski erinnert das Pfingstfest an den Auftrag der Kirche, den Frieden Gottes in die Welt zu tragen. "Kirche ist keine heile Welt, aber sie verspricht der Welt Heil: Sie verkündet den Frieden Gottes", erklärte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Pfingstbotschaft. Dieser Frieden sei "ganz handfest und alltäglich zu verstehen als ein Zustand, in dem Menschen sich gegenseitig das geben, was sie für sich und für ein gutes Zusammenleben benötigen".
Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad appellierte die Europäer, gegen Populismus und Nationalismus zusammenzustehen. Der "Pfingstgeist gegenseitiger Achtung" könne Menschen unterschiedlicher Nationen und Kulturen friedlich zusammenbringen, sagte Schad in Speyer. Statt auf Abschottung und Ausgrenzung zulasten Schwächerer setzten Christen auf ein Miteinander in Vielfalt.
"Es kommt nicht darauf an, dass Menschen Einheit erzwingen, sondern als unterschiedliche Menschen friedlich und gut miteinander leben", erklärte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Junger. Dazu gehöre auch, "sich nicht über andere zu erheben - etwa in der Meinung, jemand Besseres zu sein und zu denken, die bessere Kultur, die bessere Religion oder gar die bessere Herkunft zu haben", sagte Jung in Darmstadt.
Aufruf zu Glaubensbekenntnissen
Auch der Aachener Bischof Helmut Dieser forderte die Bürger zu mehr Verständnis füreinander auf. In Gesellschaft und Politik in Deutschland und anderen westlichen Staaten könne man derzeit beobachten, dass es niemandem gut tue, wenn man aneinander vorbeirede, sagte Dieser am Pfingstsonntag im Aachener Dom. Das Pfingstfest stünde dagegen als Aufruf zum gegenseitigen Verstehen. "Hier wird ein Wunder erzählt: Über alles Menschenmögliche hinaus führt der Heilige Geist eine Einigungsbewegung herbei."
Nach Auffassung von Kardinal Reinhard Marx sollte die Kirche ein Beispiel für einmütiges Miteinander sein. Es sei "der synodale Weg", der die Kirche "neu in ein Pfingsten hinein" führe, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in seiner Pfingstpredigt im Münchner Liebfrauendom: "Wir wollen aufeinander hören mit Respekt und die Sorgen des anderen hören."
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker ermutigte ebenfalls dazu, den Glauben durch Mitmenschlichkeit und solidarisches Handeln offen zu leben. "Christen dürfen nicht lasch und lau werden", mahnte Becker in seiner Predigt im Paderborner Dom. "Wir müssen selber brennen für die Botschaft! Sonst glaubt uns am Ende niemand mehr." Gerade dort, wo Menschen selber nicht mehr weiter wüssten und nichts mehr zu hoffen wagten, da sei der Raum, den Christus füllen könnte.
Pfingsten ist nach Ostern und Weihnachten das drittgrößte christliche Fest. Es wird 50 Tage nach Ostern gefeiert und gilt wegen der Ausgießung des Heiligen Geistes als Geburtstag der Kirche wie auch als Symbol für Neubeginn.