Frankfurt a.M./Taizé (epd). In der ökumenischen Bruderschaft von Taizé in Frankreich sind mehrere Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen bekanntgeworden. Das teilte der Prior der Bruderschaft, Frère Alois, am 4. Juni in einer Erklärung mit. Darin macht die Bruderschaft fünf Fälle von sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige öffentlich, für die drei Mitglieder der Bruderschaft verantwortlich seien. Die Fälle erstrecken sich über einen Zeitraum von den 1950er bis in die 1980er Jahre. Zwei der mutmaßlichen Täter seien bereits vor mehr als 15 Jahren gestorben, teilte der Prior mit.
Alle Fälle seien bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden, heißt es in der Mitteilung. So verlange es das französische Recht. Aus dem Schreiben geht nicht hervor, wann der Prior von den Fällen erfahren hat. Man habe den Betroffenen zugehört und ihnen "vorbehaltlos Glauben geschenkt", schreibt er: "Wenn wir hören, was sie erlebt und erlitten haben, empfinden wir Scham und tiefen Schmerz." Man bekenne sich dazu, dass diese in der Vergangenheit durch Brüder begangenen Übergriffe zur Geschichte der Bruderschaft gehören. Frère Alois rief weitere mögliche Betroffene auf, sich zu melden.
Gemeinsames Gebet
In den französischen Ort Taizé fahren jedes Jahr Zehntausende Jugendliche zum gemeinsamen Gebet. Bekannt sind vor allem die meditativen lateinischen Gesänge, die in Kirchengemeinden auf der ganzen Welt mittlerweile zum Liedgut gehören und in viele Gesangbücher übernommen wurden. Die Ökumene und der interreligiöse Dialog sind Kernanliegen des Männerordens.
Die Bruderschaft wurde in den 1940er Jahren von dem reformierten Theologen Roger Schutz gegründet. Schutz starb 2005 mit 90 Jahren an den Folgen eines Attentats. Sein Nachfolger ist der deutsche katholische Theologe Alois Löser, der die Gemeinschaft seither als Prior leitet. Heute gehören zur ökumenischen "Communauté de Taizé" rund 100 Brüder aus etwa 25 Ländern. 65 Brüder leben in Taizé. 35 Brüder arbeiten in den Armenvierteln der Welt.