Düsseldorf (epd). Wenn Frauen Kinder bekommen und danach wieder in den Job zurückkehren, müssen sie einer Studie zufolge mit erheblichen Lohneinbußen rechnen. Auch Gleitzeit könne den geringeren Verdienst nicht verhindern, heißt es in einer am 9. Mai veröffentlichten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Um diese Nachteile von Müttern wirksam zu reduzieren, brauche es neben einem weiteren Ausbau der Kinderbetreuung Reformen bei der Elternzeit, im Steuerrecht und einen Mentalitätswechsel, schreiben die Verfasserinnen.
Die Untersuchung geht auch der Frage nach, ob flexible Arbeitszeiten dazu beitragen können, Nachteile beim Einkommen auszugleichen. Das Ergebnis: Mütter, die Elternzeit genommen haben und in Gleitzeit wechseln, verdienen im Schnitt sogar noch weniger als vorher.
Die von den Forscherinnen beobachteten Frauen, die nach einer Elternzeit von bis zu einem Jahr in den Beruf zurückkehren, verdienen im Schnitt 6,5 Prozent weniger pro Stunde. Wer mehr als ein Jahr pausiert, bekommt danach pro Stunde fast zehn Prozent weniger bezahlt. Anderen Studien zufolge verdienen Mütter von zwei Kindern bis zum Alter von 45 Jahren bis zu 58 Prozent weniger als kinderlose Frauen.
Verlust von "Humankapital"
Als mögliche Gründe nennen die Forscherinnen den angeblichen Verlust von "Humankapital": Durch die längeren Auszeiten, die viele Frauen nach der Geburt nehmen, werde ihre Qualifikation in den Augen vieler Arbeitgeber entwertet. Das ist vor allem für höher qualifizierte Beschäftigte ein Problem. Zudem gebe es "negative Signalwirkungen", weil viele Arbeitgeber Mutterschaft als Ausdruck fehlender Karriereorientierung betrachteten.
Die Expertinnen empfehlen flexible Arbeitszeiten, die helfen könnten, Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Sie verweisen auf US-amerikanische Studien, die zeigten, dass dort erwerbstätige Mütter in Gleitzeit finanziell profitieren.
Um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung zu befördern und so die offenbar stark ausgeprägten Vorurteile gegenüber erwerbstätigen Müttern abzubauen, empfehlen sie der Politik, das Ehegattensplitting abzuschaffen, die Partnermonate bei der Elternzeit zu verlängern und ein Recht auf Familienarbeitszeit einzuführen, bei der beide Partner ihre Arbeitszeit reduzieren.