Köln (epd). Mit einer neuen Smartphone-App will der WDR die Geschichten von Zeitzeugen der NS-Zeit für die junge Generation lebendig machen. "Wir wollen die Geschichte und die Geschichten von Zeitzeugen auf eine neue Art erzählen", sagte Maik Bialk, Leiter der WDR-Redaktion "Doku & Digital", bei der Vorstellung der App "1933-1945" am 18. Fenruar im Genoveva-Gymnasium in Köln. In der Augmented-Reality-App werden die drei bis vier Minuten langen Videos auf dem Bildschirm in die reale Umgebung integriert. Die Geschichten der Zeitzeugen werden dabei durch Animationen und Sounddesign unterstützt.
Die kostenlose App richtet sich nach WDR-Angaben gezielt an die junge Generation und soll auch im Schulunterricht genutzt werden können. WDR-Intendant Tom Buhrow erklärte, damit übersetze der WDR seinen Bildungsauftrag in die neue Zeit. Es sei Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Senders, die Berichte der letzten noch lebenden Zeitzeugen zu sichern. Zurzeit ist die App nur auf iPhones oder iPads ab dem Betriebssystem iOS11 nutzbar. In Kürze soll auch eine Version für neuere Android-Geräte folgen.
Geschichte auf zeitgemäße Art
Zu den Zeitzeugen in der App gehört die 88-jährige Anne Priller-Rauschenberg, die als Kind die Bombenangriffe auf Köln im Zweiten Weltkrieg erlebte. Daneben erzählen in der App zwei Frauen aus London und Leningrad ihre Geschichte, unterstützt von Animationen und Sounddesign: Funken sprühen, Flammen schlagen hoch, Trümmer versinken im Rauch, Bomber fliegen durch den Raum. In Vorbereitung ist zudem ein Video über Anne Frank sowie eines über ehemalige Soldaten, die als Schüler in den letzten Kriegstagen eingezogen wurden.
Redakteur Bialk erklärte, die Redaktion habe in der Vergangenheit verschiedene Webdokus gedreht. "Die waren alle toll, sind aber trotzdem an den Nutzern vorbeigegangen, weil sie auf Smartphones nicht so gut funktionieren." Um die Geschichte auf eine zeitgemäße Art zu präsentieren, hat der WDR mit Programmierern des Fachbereichs Medien der Hochschule Düsseldorf sowie mit den Spezialisten für visuelle Effekte der Düsseldorfer Firma LVAlabs zusammengearbeitet. Die Anschubfinanzierung in Höhe von 250.000 Euro stammt aus einem Sondertopf des WDR-Intendanten.
Mit einem weiteren, vom Studio Wuppertal angeschobenen Projekt will der WDR noch deutlich mehr Stimmen von Zeitzeugen sichern, die einen Krieg erlebt haben. Dabei schildern nicht nur Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs, sondern etwa auch Flüchtlinge aus Syrien ihre Erlebnisse. Bis Mai sollen die ersten 50 Interviews auf einer eigenen Online-Plattform veröffentlicht werden, im September folgen weitere 70. Nutzer sollen die Möglichkeit haben, eigene Videos zu drehen und hochzuladen.