Kassel (epd). Das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa ist zur künstlerischen Leitung der Weltkunstausstellung documenta 15 berufen worden. Wie die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, am 22. Februar in Kassel bekanntgab, folge der Aufsichtsrat mit der Ernennung dem Vorschlag der Findungskommission, die die zehnköpfige Gruppe von Künstlern und Journalisten aus Jakarta einstimmig nominiert habe. Es ist das erste Mal in der Geschichte der documenta, dass die künstlerische Leitung einem Kollektiv anvertraut wird. Die documenta 15 findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt.
Der Kurator und Direktor von Ruangrupa, Ade Darmawan, kündigte an, bei der Gestaltung der Ausstellung experimentell und auf Erfahrungsebene vorgehen zu wollen. Wichtig sei der Gruppe auch eine alternative Praxis. Einen zweiten Standort wie bei der documenta 14 solle es zwar nicht geben, dafür aber eine Kooperation mit Partnern an unterschiedlichen Orten.
Etat erhöht
"Wir haben kein Ausstellungskonzept im klassischen Sinn vorgelegt", ergänzte Gruppenmitglied Farid Rakun. Vieles wisse man noch nicht. "Wir wollen mit dem Kontext, in dem wir in Kassel leben, etwas aufbauen", sagte er. Philippe Pirotte, Mitglied der achtköpfigen Findungskommission, erklärte, dieses Konzept, an dem alle teilhaben könnten, habe letztlich überzeugt. Ruangrupa sei in der Lage, verschiedene Gruppen anzusprechen, sei unkompliziert und humorvoll. "Ihre Grundidee heißt Zusammenarbeit", sagte er.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta, der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), kündigte an, dass die Findungskommission die documenta 15 auch nach der Nominierung der künstlerischen Leitung als eine Art Beirat weiterhin begleiten werde. Dies sei ebenfalls ein Novum in der Geschichte der Kunstausstellung.
Da der Etat erhöht wurde, sei die documenta 15 "sehr auskömmlich" ausgestattet, sagte Geselle. Eine konkrete Summe nannte er nicht. Der Etat der documenta 14 lag bei 34 Millionen Euro. Vor allem bedingt durch den zweiten Standort Athen hatte die documenta 14 ein Defizit von 7,6 Millionen Euro verursacht.