Frankfurt a.M. (epd). Das Magazin der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) hat sich von einem freien Mitarbeiter getrennt, nachdem Ungereimtheiten in einem noch nicht veröffentlichten Text aufgefallen sind. Eine hausinterne Faktenprüfung habe Anfang Februar ergeben, dass eine die Geschichte tragende Protagonistin nicht existiert, wie die Chefredaktion des "SZ Magazins" am 21. Februar erklärte. Der Journalist habe zugegeben, dass die Zweifel an dem Text berechtigt seien. Auch "Der Spiegel" und "Die Zeit" prüfen Artikel, die der Autor für sie geschrieben hat. Hinweise auf weitere Fälschungen haben sich dabei bislang nicht ergeben.
Die Redaktionen von SZ und "SZ Magazin" haben den Angaben zufolge mittlerweile auch andere Texte des Autors überprüft, die Print und Online erschienen sind. Dabei hätten sich keine Anhaltspunkte für weitere schwerwiegende Verstöße gegen journalistische Standards ergeben. Es habe sich einzig herausgestellt, dass der Journalist in einer Geschichte vier Userkommentare auf einem Bewertungsportal ungenau oder unrichtig wiedergegeben habe.
Obwohl die Veröffentlichung des Textes verhindert werden konnte, werde der Vorfall zum Anlass genommen, redaktionsinterne Abläufe bei der Verifizierung und Dokumentation von Texten weiter zu verbessern, hieß es in der Stellungnahme der Chefredaktion.
Ausgezeichnet
Medienberichten zufolge wurde der betroffene Autor mit dem Deutschen Reporterpreis und dem Nannen-Preis ausgezeichnet. Er schrieb auch für andere Medien wie "Spiegel Online", den gedruckten "Spiegel" und "Die Zeit".
"Wir prüfen intensiv alle Texte des freien Mitarbeiters, die in der 'Zeit', im 'Zeit Magazin' und bei 'Zeit Online' erschienen sind", sagte eine Verlagssprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Autor habe dafür seine Rechercheunterlagen zur Verfügung gestellt. "Bislang haben sich alle Orte, Personen und Ereignisse als real erwiesen", erklärte die Sprecherin. In einem Teil der Texte seien allerdings sachliche Fehler und Ungenauigkeiten aufgefallen. "Über eine abschließende Bewertung und mögliche Konsequenzen beraten wir zeitnah, nach Ende aller Recherchen", sagte sie.
Der Spiegel-Verlag teilte am Mittwochabend mit, von der SZ über den Fall informiert worden zu sein. Der Großteil der Texte des Autors bei "Spiegel Online" sei zunächst bei einem anderen Medium erschienen. Dabei handele es sich um einen Kooperationspartner, der nicht zum Spiegel-Verlag gehöre, wie ein Sprecher dem epd sagte. Bisher gebe es keine Hinweise auf bewusste Manipulationen. In einem Fall sei eine Verifizierung unmöglich, weil der Autor persönliche Erlebnisse schildere. Dabei handele es sich um einen Text aus der "Homestory"-Reihe des "Spiegels".
Erinnert an Fall Relotius
Bei rund der Hälfte der insgesamt 43 bei "Spiegel Online" und im gedruckten "Spiegel" erschienenen Artikel des Autors sei die Untersuchung noch nicht beendet. Wenn noch Hinweise auf Manipulationen gefunden werden sollten, will der Spiegel-Verlag die Ergebnisse der Prüfungen öffentlich machen.
Erst im Dezember hatte "Der Spiegel" einen Betrugsfall im eigenen Haus aufgedeckt. Der damalige Redakteur Claas Relotius hatte nach internen Nachforschungen massive Fälschungen zugegeben und das Haus verlassen. Relotius, der mehrfach mit Journalistenpreisen ausgezeichnet wurde, bestätigte anschließend über seinen Anwalt öffentlich, dass er "über mehrere Jahre hinweg vielfach Fakten falsch dargestellt, verfälscht und hinzuerfunden hat". Auch andere Redaktionen, für die Relotius als freier Journalist gearbeitet hatte, haben inzwischen manipulierte Texte entdeckt.