Das Museum Folkwang in Essen ist am 18. Januar in das Jubiläumsjahr "100 Jahre Bauhaus" mit einer Kabinettausstellung mit Werken des ersten Bauhausmeisters Lyonel Feininger gestartet. Bis zum 14. April sind die Arbeiten des Künstlers und Mitglieds der Berliner Secession in einer monografischen Präsentation zu sehen. Schwerpunkt der 33 ausgestellten Werke von Feininger (1871-1956) sind Ansichten von Orten, Städten und Landschaften.

Für Museumsdirektor Peter Gorschlüter ist die Ausstellung ein besonderes Anliegen, auch um die historisch gewachsenen Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und dem Bauhaus im Jubiläumsjahr zu zeigen. Zwischen dem Museumsgründer Karl Ernst Osthaus und dem späteren Direktor des Bauhauses, Walter Gropius, habe es enge Kontakte gegeben. Feininger wiederum wurde 1919 zum ersten Mal im Museum Folkwang am alten Standort in Hagen ausgestellt und kurz danach als erster Meister ans Bauhaus berufen.

Von frühen Arbeiten bis zum umfassendem grafischen Werk

"Das einzigartige an unsere Ausstellung ist, dass wir mit unseren umfassenden Sammlungsbeständen die Vorgeschichte des Bauhauses aufgreifen und darüber hinaus die Sammlungsgeschichte des Folkwang Museums über Jahrzehnte hinweg darstellen können", erläuterte Gorschlüter. "So ist unsere Werkauswahl ein wichtiger Baustein in der Reflexion der Geschichte des Bauhauses."

Die Ausstellung spannt den Bogen vom Frühwerk des Künstlers über berühmte Motive wie das Dorf Alt-Salenthin bis zu Feiningers umfassendem grafischen Werk. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist das Werk "Gelmeroda IX" von 1926, das eine abstrahierte Dorfkirche zeigt, die malerisch zu einer Kathedrale überhöht ist. Feininger setzte sich über 30 Jahre lang in unzähligen Zeichnungen, Karikaturen und Holzschnitten mit diesem Motiv auseinander. Das Bild ist das einzige aus dieser Werkreihe in deutschem Besitz. Es symbolisiert mit der langgezogenen Spitze der Kirche das Streben nach dem Geistigen, die für Feininger wichtig war: "Menschen mit Sehnsucht verstehen mich."

Gleichklang von Mensch, Natur und Technik

Das Ausstellungskonzept greift den zunehmenden Einfluss des Konstruktivismus auf die Bauhausmeister auf. Die Bildauswahl zeigt, dass Feininger in seinen Motiven anders als die Romantiker nicht nur das Streben nach dem Geistigen, sondern auch den Gleichklang von Mensch, Natur und Technik darstellt. Ein Holzschnitt von Lyonel Feininger auf dem Titelbild des Bauhaus-Gründungsmanifestes von Gropius hebt symbolisch die Trennung von Malerei, Skulptur und Architektur auf.

Kuratorin Nadine Engel hat neben vier Ölgemälden eine Mappe mit zwölf handabgezogenen Originalholzschnitten, die einen Überblick über Feiningers Schaffen von 1918 bis 1920 zeigt, als herausragendes Stück in die Ausstellung eingebunden. Sie war 1920 als erste Veröffentlichung des Bauhauses erschienen.

Pädagogischer Ansatz

Auch eine handgeschnitzte Spielzeugstadt ist etwas Besonderes im Feininger-Werk und verweist auf das starke Interesse des Bauhausmeisters an pädagogischen Konzepten. "Erinnerung - wurzeln in den Kindheitsjahren, durchs ganze Leben! - die Zukunft - Sehnen, Sehnsucht! - und die Gegenwart - Arbeit!" schreibt Feininger in einem Brief an Gropius.

Eine Radierung, die das Stadttor von Ribnitz zeigt, steht symbolisch für Übergang und Wandel. Dieses Bild spiegelt Feiningers künstlerische Entwicklung vom Illustrator und Karikaturisten zum ersten Bauhausmeister hervorragend wider.

Die Feininger-Schau ist die erste von drei Kabinettausstellungen des Museums Folkwang zum Bauhausjubiläum in diesem Jahr. Während Feininger überwiegend noch den klassischen Bildmedien verpflichtet war, widmen sich die beiden folgenden Präsentationen neuen Ausdrucksformen am Bauhaus. Ab 28. April stellt das Museum die "Bühnenwelten" am Bauhaus vor, der dritte Teil zeichnet ab 20. September am Beispiel von "László Moholy-Nagy" die Hinwendung zu Fotografie und Film nach.