In Bielefeld ist am 20. Januar das neue Kunstforum Hermann Stenner eröffnet worden. Namengeber ist der Bielefelder Maler Stenner (1891-1914), ein Vertreter der klassischen Moderne, der im Alter von nur 23 Jahren als Soldat im Ersten Weltkrieg starb. Die Eröffnungsausstellung "Das Streben nach dem ganz großen Etwas in der Kunst" präsentiert bis 10. Juni einen Ausschnitt aus dem Werk des Künstlers, der fast 300 Gemälde und 1.700 Arbeiten auf Papier hinterlassen hat. Die Bandbreite Stenners reicht nach Museumsangaben vom späten Impressionismus über den farbgewaltigen Expressionismus bis hin zur Abstraktion.

Künstlerfreunde Willi Baumeister und Oskar Schlemmer

Stenners Bilder werden in Zusammenhang mit Zeitgenossen wie Conrad Felixmüller (1897-1977) sowie mit seinen Künstlerfreunden Willi Baumeister (1899-1955) und Oskar Schlemmer (1888-1943) präsentiert, um die überregionale Bedeutung des Malers zu verdeutlichen, wie es hieß. Auch Werke des Stuttgarter Kunstprofessors Adolf Hölzel (1853-1934), der Stenners Lehrer war, sind zu sehen.

Insgesamt werden rund 200 Exponate ausgestellt, vorwiegend Gemälde, aber auch Kunsthandwerk und historische Dokumente. Den "Grundstock" für das des neuen Museums bildet den Angaben zufolge die Sammlung Bunte, die unter anderem 450 Arbeiten von Stenner enthält. Der Hamburger Rechtswissenschaftler Hermann-Josef Bunte stellt sie dauerhaft dem Kunstforum zur Verfügung.

Im Gegensatz zu August Macke (1887-1914), der auch im Ersten Weltkrieg gestorben ist, gehört Hermann Stenner heute zu den wenig bekannten Künstlern der deutschen Moderne. Der Sohn eines Malermeisters studierte nach dem Besuch der Malschulen Knirr in München und von Hayek in Dachau ab 1910 an der Stuttgarter Kunstakademie. Der junge Maler beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen etwa in München, Wien, Berlin und Dresden.

Für die Haupthalle der Kölner Werkbund-Ausstellung gestaltete Stenner mit Schlemmer und Baumeister 1914 monumentale Bilder mit Szenen aus Sagen und Heiligenlegenden. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich der Künstler im August 1914 zum Kriegsdienst und starb im Dezember darauf an der Ostfront bei Warschau.

Das Kunstforum Stenner am Rande der Bielefelder Altstadt ist in einer ehemaligen Direktoren-Villa untergebracht, zuvor hatte dort die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe ihren Sitz. Die Goldbeck Stiftung erwarb das Gebäude und ließ es zum Kunsthaus mit einer Ausstellungsfläche von rund 530 Quadratmetern erweitern. Die Gesamtkosten belaufen sich den Angaben zufolge auf über zwölf Millionen Euro. Geschäftführerin der Betriebsgesellschaft Kunstforum Hermann Stenner wird zum 1. April Christiane Heuwinkel, frühere Pressesprecherin der Kunsthalle Bielefeld.