Washington (epd). Das US-Magazin "Time" hat am 11. Dezember vier Journalisten und die Zeitung "Capital Gazette" zur "Person des Jahres" 2018 gekürt. Namentlich geehrt wurden der ermordete saudische Regimekritiker Jamal Khashoggi, die philippinische Journalistin Maria Ressa und die Reuters-Reporter Wa Lone und Kyaw Soe Oo aus Myanmar. Die Geehrten stünden stellvertretend für Anstrengungen von Journalisten, sich als "Wächter der Wahrheit" einzusetzen. Die Demokratie erlebe gegenwärtig weltweit "ihre größte Krise seit Jahrzehnten", erklärte "Time"-Chefredakteur Edward Felsenthal.
Khashoggi sei der "sichtbarste Repräsentant" dieses "entsetzlichen Jahres für die Wahrheit". Der Journalist, der im Exil in den USA lebte, war am 2. Oktober in das Istanbuler Konsulat seines Heimatlandes gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit abzuholen. Saudi-Arabien räumte später auf internationalen Druck hin ein, dass Khashoggi dort getötet wurde.
Ressa sei wegen ihrer "furchtlosen Berichterstattung" über die Propagandamaschine und die Untaten des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte schweren Anfeindungen ausgesetzt. Die Journalistin betreibt die regierungskritische Nachrichtenseite "Rappler". Ihr drohen wegen angeblicher Steuervergehen bis zu zehn Jahren Haft.
Rohingya-Recherchen
Die Reuters-Journalisten Wa Lone und Kyaw Soe Oo waren am 12. Dezember 2017 in Myanmar verhaftet worden. Sie hatten für die Nachrichtenagentur zu Morden an einer Gruppe muslimischer Rohingya im westlichen Rakhine-Staat recherchiert. Anfang September wurden die Journalisten wegen Verrats von Staatsgeheimnissen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Sie haben dagegen Berufung eingelegt.
In der Redaktion der "Capital Gazette" in Annapolis im US-Bundesstaat Maryland hatte im Juni ein Schwerbewaffneter um sich geschossen. Redakteur Rob Hiaasen, Reporterin Wendi Winters, Redakteur Gerald Fischman, Reporter John McNamara und Mitarbeiterin Rebecca Smith kamen ums Leben. Der Täter lag offenbar in einem lang andauernden Streit mit der Redaktion.
"Time" verleiht die Auszeichnung "Person des Jahres" seit 1927. Vergangenes Jahr wurden Frauen gekürt, die im Rahmen der #MeToo-Bewegung ihr Schweigen über sexuelle Belästigung gebrochen haben. Die "Person des Jahres" hat nach Ansicht der "Time"-Redaktion das Weltgeschehen besonders stark geprägt, im Guten oder im Schlechten.