Düsseldorf (epd). Unter dem Motto "Alles ist Kunst, alles ist Politik" wird der chinesische Künstler Ai Weiwei im Mai 2019 in den beiden Düsseldorfer Museen K20 und K21 mehrere raumfüllende Installationen präsentieren. Das kündigte die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Susanne Gaensheimer, am 13. Dezember in Düsseldorf an. Die Schau gebe einen Überblick über Ai Weiweis gesamtes Schaffen. Der Chinese plane die Ausstellung als seine bisher größte in Deutschland und wolle sie selbst einrichten und eröffnen. Als weiteren Höhepunkt des Kunstjahres 2019 kündigte Gaensheimer für den Herbst eine Ausstellung von zum Teil bislang unbekannten Bildern des norwegischen Malers Edvard Munch an. Die Bilder hat der Schriftsteller Karl Ove Knausgard zusammengestellt, dessen autobiografische Romane Weltbestseller sind.
Politik vseit Beginn Bestandteil seiner Kunst
Susanne Gaensheimer arbeitet seit Jahren mit Ai Weiwei zusammen. "Ai Weiwei ist einer der aktivsten und kritischsten politischen Künstler", sagte sie. Sie wies darauf hin, dass schon bei seiner Geburt sein Vater im Exil gelebt habe. "Dadurch ist Politik von Anfang an Bestandteil seiner Kunst." Die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen schätzt Ai Weiwei aber nicht nur als politischen Aktivisten, sondern vor allem als Künstler. "Er ist ein hervorragender Bildhauer", betonte Gaensheimer.
Die keramisch hergestellten und bemalten Sonnenblumenkerne, die Ai Weiwei bereits unter dem Titel "Seeds" in der Londoner Tate Modern ausstellte, werden zum ersten Mal auf dem europäischen Festland gezeigt. Die fast transparente, 17 Meter lange Skulptur aus Bambus von Ai Weiwei, "Life Cycle" (Lebenskreis) ist ab 18. Mai 2019 auch zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Sie stellt Menschen in einem Schlauchboot dar, wie es viele Flüchtlinge bei ihrer lebensgefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer benutzen. Ai Weiwei verbindet dabei die aktuelle Flüchtlingsfrage mit archaischen Bildern der chinesischen Kultur. Er wolle bei der Ausstellung auch seine Zeit im Gefängnis thematisieren, erklärte Gaensheimer.
Munch-Ausstellung geplant
Die Munch-Ausstellung beginnt im Oktober, während Norwegen Gastland der Frankfurter Buchmesse ist. Karl Ove Knausgard gilt als der derzeit am meisten beachtete norwegische Schriftsteller. Mit seiner Autobiografie eröffnete er nach Gaensheimers Worten ein neues Feld der Literatur. "Er ist ein sehr tiefgründiger Mensch." Knausgard sei selbst Kunsthistoriker und präsentiere in seiner Ausstellung Munch als Menschen und Künstler, wie man ihn noch nie gesehen habe. "Es werden Werke zu sehen sein, die einen neuen Eindruck von Edvard Munch bieten", erklärte sie.
Digitale Kunst von Ed Atkins wird im Museum für die Kunst des 21. Jahrhunderts K21 gezeigt. Der Engländer Ed Atkins gilt weltweit als Pionier digitaler Kunst. "Der 36-Jährige ist für mich einer der besten, einflussreichsten und faszinierendsten Künstler seiner Generation", unterstrich Gaensheimer. Eines seiner jüngeren Werke, einen Film, der sich um die Existenz dreier künstlicher Menschen darstelle, habe die Kunstsammlung gekauft.