Köln (epd). Der Stadtsuperintendent Rolf Domning hat bei der jüngsten Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region dazu aufgerufen, gerade in Zeiten eines zunehmenden Populismus und Nationalismus für ein offenes Europa einzutreten. Domning erinnerte in diesem Zusammenhang an die Demonstration "Köln zeigt Haltung", bei der weit über 10.000 Menschen für eine Flüchtlingspolitik im Geist der Nächstenliebe eingetreten seien. Rechtspopulisten versuchten, "sich mit dem Bezug auf christliche Symbole und Begrifflichkeiten ein bürgerliches und Vertrauen bildendes Mäntelchen überzuhängen", kritisiere Domning. Doch "die nationalistisch-völkischen Positionen vieler Mitglieder der Alternative für Deutschland lassen sich nicht mehr kaschieren", erklärte er.
Auch gegen Antisemitismus müsse sich Christen positionieren, forderte der Superintendent und appellierte an die Mitglieder der Verbandsvertretung: "Es ist auch unsere Aufgabe als Christen, das Gift des Antisemitismus, gerade weil wir es trotz dieser gemeinsamen Anfänge aus unserer eigenen Geschichte so gut kennen, beim Namen zu nennen und dabei auch mit Selbstkritik nicht zu sparen."
Widerstand gegen neue Kirchensteuerverteilung
Zugleich übte Domning heftige Kritik an den Plänen der Leitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, die Kirchensteuerverteilung zu verändern. Die Kirchensteuerhoheit solle auf die Landeskirche verlagert werden, wodurch die "gebenden Kirchenkreise" etwa in den Städten Köln, Bonn und Düsseldorf neben der bisherigen einvernehmlichen und solidarischen Pro-Kopf-Verteilung von 95 Prozent des gesamten Kirchensteuereinkommens auch die restlichen 5 Prozent nicht mehr einbehalten dürfen.
Nach Abschluss des Umstellungsprozesses in zehn Jahren stünden den Gemeinden in Köln und der Region so etwa 14 Euro pro Jahr pro Gemeindeglied weniger zur Verfügung. Das müsse unbedingt verhindert werden, erklärte der Stadtsuperintendent. Der Verbandsvorstand habe deshalb ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. "Ich finde, hier wird überzeugend herausgearbeitet, dass eine solche tief in unsere presbyterial-synodale Kirchenverfassung eingreifende Verlagerung der Kirchensteuerhoheit, wenn überhaupt, nur durch eine Änderung der Kirchenordnung erfolgen kann", betonte Domning.
Die Verbandsvertretung ist das Leitungsorgan des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region mit seinen 57 Gemeinden im Rhein-Erft-Kreis, in Köln und im Rheinisch-Bergischen Kreis in den vier Kölner Kirchenkreisen. Zu den Aufgaben der Delegierten gehören unter anderem der Beschluss des Haushalts und die Wahl des Stadtsuperintendenten. Die Verbandsvertretung tagt zweimal im Jahr und wird von Stadtsuperintendent Domning geleitet.