Beim nächsten Rosenmontagszug am 4. März in Düsseldorf wollen die Religionsgemeinschaften der Landeshauptstadt auf einem gemeinsamen Wagen mitfahren. Juden, Protestanten, Katholiken und Muslime wollten einen interreligiösen Mottowagen zum närrischen Sessionsmotto "Gemeinsam jeck" gestalten, erläuterte der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde, Michael N. Szentei-Heise, der das Projekt initiiert hatte, am 20. November. In Zeiten von zunehmendem Antisemitismus wolle man damit "auch ein Zeichen setzen, dass wir zusammen Karneval feiern und gemeinsam jeck sein können".

Crowdfundind-Projekt

Einen solchen gemeinsamen interreligiösen Wagen habe es im Karneval noch nie gegeben, sagte Szentei-Heise beim Besuch des Düsseldorfer Karnevals-Prinzenpaares in der Jüdischen Gemeinde. Auch Prinz Martin I. und Prinzessin Venetia Sabine sprachen von "einem Meilenstein in der Düsseldorfer Geschichte". Das Prinzenpaar war zum ersten Mal bei der Jüdischen Gemeinde zu Gast. Auch Vertreter des Comittees Düsseldorfer Carneval, der christlichen Kirchen und des Kreises Düsseldorfer Muslime nahmen an dem Empfang teil.

Um den geplanten interreligiösen Karnevalswagen zu finanzieren, wird demnächst ein Crowdfunding gestartet. Bei dem Empfang der Jüdischen Gemeinde für das amtierende Prinzenpaar wurden am 20. November zudem der eigens gefertigte Karnevalsorden der Jüdischen Gemeinde erstmals vergeben. Auf dem Orden in Form eines Sterns prangen neben dem Sessionsmotto "Gemeinsam Jeck" auch ein Rabbiner, ein Imam sowie ein katholischer Bischof. Alle drei tragen eine Clownsnase. Daneben sind Gotteshäuser der drei Religionsgemeinschaften zu erkennen.

Bereits im vergangenen Jahr fuhr im Rosenmontagszug erstmals ein Wagen der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf mit, mit dem sie an den "größten jüdischen Sohn" der Stadt Düsseldorf, den Dichter Heinrich Heine, erinnert hatte. Das habe über Deutschland hinaus für viel Aufmerksamkeit gesorgt, da das Thema Karneval und Juden "historisch vorbelastet sei", sagte Szentei-Heise. Er erinnerte daran, dass im Jahr 1922 im benachbarten Köln ein erster jüdischer Karnevalsverein gegründet worden war. Schon ein Jahr später, 1923 und damit zehn Jahre vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde der Verein in der Domstadt bereits verboten. Während der NS-Zeit dann fuhren antisemitische Mottowagen und Motive mit Diffamierungen der Juden bei den Karnevalsumzügen überall in Deutschland mit.