Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn - bei Regionalkonferenzen versuchen die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz derzeit vor allem, ihre Unterschiede herauszustellen. Eines aber haben alle drei gemeinsam: Sie sind katholisch. Dass nach der Pfarrerstochter Angela Merkel künftig aller Voraussicht nach jemand mit katholischer Kirchenzugehörigkeit die Christlich-Demokratische Union (CDU) führen wird, setzt einen Trend fort: Das "C" scheint wieder katholischer zu werden.

Bereits bei der Kabinettsbildung blieb von der protestantischen Dominanz der vergangenen Jahre nicht mehr viel übrig. Neben Merkel gibt es nur noch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als evangelische CDU-Vertreterin in der Ministerriege. An der Fraktionsspitze hat der Katholik Ralph Brinkhaus den Protestanten Volker Kauder abgelöst. Neben dem evangelischen Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble hat sich ein deutliches katholisches Übergewicht gebildet.

"Ökumenisches Projekt"

In der Partei sieht man das erst einmal gelassen. Der Konfessions-Mix variiere von Wahlperiode zu Wahlperiode, sagt Heribert Hirte. Der CDU-Politiker ist Vorsitzender des Stephanuskreis, der sich für verfolgte Christen einsetzt - und Katholik. Auch Protestanten zucken zunächst mit der Schulter. "Die CDU ist eines der erfolgreichsten ökumenischen Projekte der vergangenen Jahrzehnte. Was für die Politik von christlicher Seite relevant ist, macht nicht an konfessionellen Grenzen halt", sagt der kirchenpolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion, Hermann Gröhe. Er ist evangelisch und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Mitglied im EKD-Rat und Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK) ist Thomas Rachel, der sogar von einer Rückkehr in eine Art Normalzustand spricht. Ein Drittel der Mitglieder der CDU sei evangelisch, die Mehrheit also katholisch. "Dass die CDU in ihren Partei-Führungsgremien, im Kabinett und in der Fraktionsspitze in der vergangenen Wahlperiode evangelische Spitzenvertreter in Fülle hatte, war ein Novum in der Geschichte der Union", sagt er. Dennoch will Rachel nicht, dass die CDU nur mit Katholiken verbunden wird. "Ohne die Evangelischen wäre die CDU als Volkspartei nicht denkbar", sagte er. Darauf werde man auch künftig achten müssen.

Protestantische Grundorientierung

Merkel, die Anfang der 90er Jahre auch EAK-Vorsitzende war, habe in der Art und Weise, wie sie die CDU programmatisch weiterentwickelt und als Kanzlerin gewirkt hat, eine protestantische Grundorientierung erkennen lassen, ist Rachel überzeugt. "Typisch ist etwa ihr nüchtern-protestantischer Politikstil, an dem sich manche auch gestoßen haben", sagt der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium.

"Problemorientierte, nüchterne Pflichterfüllung" ist auch das Etikett, das Merkel-Biograf Volker Resing Merkel anheftet. Das liege ihr mehr als sinnstiftende, emotionale Symbolpolitik. "Die Partei ist weniger emotional aufgestellt, das ist das protestantische Merkel-Erbe", sagt der Chefredakteur der katholischen Zeitschrift "Herder Korrespondenz", dessen Buch "Angela Merkel - Die Protestantin" 2009 erschien, und ergänzt: "Möglicherweise wird sich da was im Stil ändern."

Von Kirche geprägt

Den drei maßgeblichen Kandidaten für den Parteivorsitz schreiben viele eine Prägung durch ihre Kirche zu. "Annegret Kramp-Karrenbauer ist sehr stark durch die katholische Soziallehre geprägt. Friedrich Merz und Jens Spahn benennen bei Fragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt stets die christliche Orientierung unseres Landes", sagt Gröhe. Auch Resing sagt, alle drei hätten etwas "Katholisches". "AKK" wie die CDU-Generalsekretärin wegen der Anfangsbuchstaben ihres Namens genannt wird, sei als einzige aber "kirchlich-katholisch". "Sie ist am meisten verbunden mit dem, was heute tatsächlich katholische Kirche ausmacht", sagt er. Merz bezeichnet er als "konservativ-katholisch", Spahn als "biografisch-katholisch".

Für den evangelischen Bevollmächtigten Martin Dutzmann, der sich im politischen Betrieb für die Positionen seiner Kirche einsetzt, macht es am Ende keinen Unterschied, welche Konfession ihm gegenübersitzt. "Wichtig ist für mich, wie sie oder er die Rolle der Kirchen beurteilt", sagt Dutzmann. "Ich habe nicht das Gefühl weniger Gehör zu finden, weil jetzt mehr Menschen katholischen Glaubens Verantwortung tragen", zeigt sich der EKD-Bevollmächtigte gelassen.