Der rheinische Präses Manfred Rekowski wirbt für ein Umdenken in Kirche und Gesellschaft. "Jeder kleine Schritt der Umkehr ist besser als große Gedanken, die nicht zum Tun führen", sagte der oberste Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland laut Predigttext am 21. November im ökumenischen Gottesdienst am Buß- und Bettag im Trierer Dom. Ohne Umkehr sei in vielen Handlungsfeldern der Politik und in der eigenen Lebensführung keine Zukunft zu gewinnen.

Umkehr zur Solidarität angemahnt

Es gehe um eine Umkehr zur Solidarität, forderte Rekowski. Wer mehr habe, als er brauche, solle mit anderen teilen. Wer Geld kassiere, solle sich nicht unrechtmäßig bereichern. Wer Machtmittel zur Verfügung habe, solle sie nicht gewalttätig gegen die Schwachen einsetzen. "Das sind Basisforderungen eines funktionierenden Gemeinwesens, das die Schwachen schützt und den Starken im Interesse des Gemeinwohls sinnvolle Grenzen setzt", betonte der rheinische Präses.

Der Lebensstil des grenzenlosen Wachstums beute die Erde aus und nehme den zukünftigen Generationen die Lebensgrundlage, betonte der leitende Geistliche der zweitgrößten Landeskirche. Ein freier Markt entfalte nicht nur positive Kräfte, sondern lasse auch die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehen. "Wir in unserem Land mit einer der stärksten Volkswirtschaften können uns die Freiheit leisten, dem Klimaschutz hohe Priorität einzuräumen", sagte Rekowski. "Wir können dazu übergehen, Handelsverträge abzuschließen, die nicht in erster Linie unsere Privilegien sichern, sondern auf Gerechtigkeit basieren."

"Umkehrbereitschaft ist immer auch innerhalb der Kirchen gefragt", betonte der rheinische Präses und verwies auf die Opfer sexualisierter Gewalt. "Das, was in unseren Kirchen, was in diakonisch-karitativen Einrichtungen geschah, ist unabhängig von den Zahlen alles andere als ein Randproblem." Kirche müsse gegen diese Gewalt einschreiten.