Auch in Sachsen-Anhalt sind das Entsetzen und die Anteilnahme nach dem mutmaßlich rassistischen Mordanschlag im hessischen Hanau groß. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) zeigte sich am 20. Februar tief betroffen. "Diese entsetzliche Tat schmerzt uns alle", sagte er vor seinem Grußwort zur Amtsübergabe der Präsidentschaft der Leopoldina in Halle. Angesichts des Terroranschlags in Halle am 9. Oktober 2019 könne er sehr gut nachvollziehen, was sein hessischer Amtskollege Volker Bouffier (CDU) und die Menschen vor Ort in diesen Stunden empfinden. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", sagte Haseloff: "Ihnen gilt meine herzliche Anteilnahme."

Bei dem Festakt in der Leopoldina wurde mit einer Schweigeminute der Opfer von Halle gedacht. Das Innenministerium in Magdeburg ordnete am Donnerstag Trauerbeflaggung an. Bis einschließlich Freitag sollten an allen Dienstgebäuden des Landes die Fahnen auf halbmast wehen, teilte das Innenministerium am Donnerstag mit.

Im hessischen Hanau nahe Frankfurt am Main hatte ein Mann am Mittwochabend in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen. Die Polizei fand den mutmaßlichen Täter und dessen Mutter danach tot in deren Wohnung. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen. Es lägen "gravierende Indizien für einen rassistischen Hintergrund der Tat" vor, hieß es am Donnerstag.

Zahlreiche weitere Vertreter aus Politik und Kirche in Sachsen-Anhalt äußerten ihre Anteilnahme. Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt plant am Freitag eine Solidaritätsfahrt nach Hanau. Geschäftsführer Mamad Mohamad sagte, nach den Ereignissen in Hanau und anderen Orten könne man nicht mehr einfach zum Alltag zurückkehren. "Die Angst sitzt bei uns so tief wie nie zuvor", betonte er. Leib und Leben von Migranten, jüdischen Menschen, Muslimen und anderen Menschen seien bedroht.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und innenpolitische Sprecherin der Links-Fraktion im Magdeburger Landtag, Henriette Quade, verwies auf den Anschlag in Halle und sagte: "Der Täter mag allein gehandelt haben, ein Einzeltäter ist er nicht." Quade betonte: "Wer jetzt nicht entschlossenes Handeln gegen die extreme Rechte als erste politische Priorität setzt, der muss sich auch für deren Handeln in Verantwortung nehmen lassen."

Bei dem antisemitischen Anschlag am 9. Oktober 2019 in Halle waren eine 40-jährige Frau und ein 20-jähriger Mann erschossen worden, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Zuvor hatte der Täter vergeblich versucht, in die Synagoge der Stadt einzudringen.