Vertreter aus Politik und Kirche in Sachsen haben mit Entsetzen auf den rassistischen Mordanschlag im hessischen Hanau reagiert. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) schrieb am 20. Februar auf Twitter, er sei zutiefst erschüttert über die Morde. "Unser aufrichtiges Mitgefühl gehört den Opfern, Hinterbliebenen & Verletzten", twitterte er. Hinter dieser abscheulichen Tat stecke eine rassistische und menschenverachtende Ideologie, "der wir entschieden entgegentreten müssen".

Auch Innenminister Roland Wöller (CDU) hatte zuvor seine Erschütterung über die Tat und sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Toten zum Ausdruck gebracht. Auch wenn die Hintergründe des Verbrechens noch aufgeklärt werden müssten, "zeigen uns solche Taten, dass wir es zunehmend mit Einzeltätern zu tun haben, die über einen langen Zeitraum unauffällig bleiben und sich im Verborgenen radikalisieren", teilte Wöller mit. Auf diese neue Herausforderung müssten sich die Sicherheitsbehörden einstellen.

Der innenpolitische Fraktionssprecher des Koalitionspartners SPD, Albrecht Pallas, sprach von "furchtbaren Nachrichten" aus Hanau: "Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Opfern dieser Morde und ihren Angehörigen", erklärte er: "Aus Worten werden Taten. Das müssen wir nach NSU, dem Anschlag von Halle, dem Mord an Walter Lübcke auch hier wieder schmerzhaft erfahren". Zugleich warnte Pallas vor dem offenbar bundesweiten Phänomen, dass sich Menschen radikalisierten, "ohne im Fokus der Sicherheitsbehörden zu sein".

Auch die beiden großen sächsischen Kirchen verurteilten die Tat. "Angesichts dieser Gewalt, die sich offensichtlich gegen andere Religionen und Kulturen richtete, sind wir fassungslos", erklärte der Stellvertreter des Bischofs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Oberlandeskirchenrat Thilo Daniel: "Als Christen stehen wir uns an der Seite derer, die unter Hass und Gewalt leiden."

Sachsens katholischer Bischof Heinrich Timmerevers erklärte auf Twitter, die Tat richte Fragen an die Gesellschaft. "Sind wir sensibel genug, wenn Hass auf andere Religionen und Kulturen unser Miteinander zu durchdringen droht? Fühlen wir uns noch angewidert, wenn subtiler Rassismus den Debattenraum erobert? Schaffen wir es, deutlich anzuprangern, wenn Ansichten dem christlichen Menschenbild zuwiderlaufen?", erklärte Timmerevers.

Im hessischen Hanau nahe Frankfurt am Main hatte ein Mann am Mittwochabend nach Polizeiangaben in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen. Die Polizei fand den mutmaßlichen Täter und dessen Mutter danach tot in deren Wohnung. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen.

An vielen Orten in Sachsen und bundesweit wurde in sozialen Netzwerken für Donnerstagabend zu Kundgebungen aufgerufen. In Leipzig war eine Gedenkveranstaltung für die Opfer von Hanau unter dem Motto "Gegen rechten Terror und Rassismus" geplant. In Dresden rief die Opferberatung RAA Sachsen zu einer Kundgebung und Demonstration am Jorge-Gomondai- Platz auf.