Berlin (epd). Der Berliner Migrationsforscher Ruud Koopmans hat mehr Unterstützung für reformorientierte Muslime gefordert. "Es gibt in islamischen Ländern und in Deutschland reformorientierte Muslime. Sie haben es nicht leicht", sagte der Professor für Soziologie und Migrationsforschung an der Humboldt-Universität Berlin dem Berliner "Tagesspiegel" (17. Februar). Diese würden auch in Deutschland "von den großen etablierten islamischen Verbänden bekämpft". Diese liberalen Kräfte hätten "viel mehr Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit verdient", sagte Koopmans.
Zugleich warnte der Sozialwissenschaftler vor islamischem Fundamentalismus. Dieser habe in vielen islamischen Ländern die Demokratie "schon unterminiert oder abgeschafft", sagte der 59-Jährige. In westlichen Einwanderungsgesellschaften sind nach Ansicht des Wissenschaftlers islamischer Fundamentalismus und Rechtsextremismus "durchaus vergleichbar, wenn man auf sozialstrukturelle Bedingungen und die Funktion der Ideologie schaut". Weiter betonte er: "In einer muslimischen Minderheit von rund vier Prozent der Bevölkerung in Deutschland neigen rund 30 Prozent dem Fundamentalismus zu. Das sind in absoluten Zahlen natürlich weniger als die Anhänger des Rechtsextremismus."
Koopmans will sich zugleich abgrenzen zu islamkritischen Thesen etwa von Thilo Sarrazin. Dieser behaupte, die fundamentalistische Interpretation des Islam sei die einzig mögliche. "Ich dagegen glaube an die Reformfähigkeit des Islam", sagte der Migrationsforscher.