In Berlin ist mit Entsetzen und Fassungslosigkeit auf die mutmaßlich rechtsterroristische Gewalttat in Hanau reagiert worden. Für 20. Februar riefen Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft zu einem Gedenken und einer Mahnwache am Brandenburger Tor auf, darunter Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne), die Grünen-Bundesvorsitzende Annalena Baerbock, der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner und die Berliner Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales, Sawsan Chebli (SPD).

Mehrere Initiativen wie der Berliner Flüchtlingsrat riefen zu einer weiteren Gedenkkundgebung und -demonstration am Berliner Hermannplatz in Neukölln auf. In Kirchen wie dem Berliner Dom und der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde der Getöteten und ihrer Angehörigen gedacht. Im hessischen Hanau nahe Frankfurt am Main hatte ein Mann am Mittwochabend nach Polizeiangaben in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschossen. Die Polizei fand den mutmaßlichen Täter und dessen Mutter danach tot in deren Wohnung. Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen. Nach seinen Angaben haben neun der elf Getöteten einen Migrationshintergrund.

Das Berliner Abgeordnetenhaus begann seine Plenarsitzung mit einer Schweigeminute für die Opfer und ihre Angehörigen. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte auf Twitter, das entsetzliche Gewaltverbrechen in Hanau stehe in einer Reihe mit dem rechtsextremen Anschlag in Halle, dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübke (CDU), der Mordserie des NSU und vielen anderen rechtsterroristischen Anschlägen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten.

"Das sind direkte Angriffe auf die Demokratie und unsere Werte", sagte Müller. Sein Beileid gelte den Familienangehörigen der Todesopfer und den Verletzten. Zudem forderte er eine vollständige Aufklärung der Hintergründe für diese Tat.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) kündigte an, sich kurzfristig mit Vertretern der Berliner Migrantenverbände zu treffen. Im Augenblick gebe es keine Bezüge nach Berlin, erklärte der Innensenator: "Ich weiß aber, dass die Menschen in unserer Stadt beunruhigt sind." Geisel sagte weiter, in Hanau sei keine Shisha-Bar angegriffen worden, sondern "in Hanau wurden Menschen getötet, die zu uns gehören". Seine Gedanken seien bei den Hinterbliebenen der Opfer und den Verletzen.

Der evangelische Berliner Landesbischof Christian Stäblein verurteilte die "schockierende Gewalttat" scharf. Er sei fassungslos über so viel Hass und Menschenverachtung, sagte Stäblein: "Niemand darf in diesem Land aufgrund seiner Herkunft oder Religion in Gefahr sein." In Gedanken und im Gebet sei er bei den Opfern und ihren Angehörigen.