Nach dem Mordanschlag von Hanau haben am Wochenende bundesweit Tausende Menschen gegen Rassismus und Rechtsextremismus demonstriert. Im südhessischen Hanau beteiligten sich laut Polizei am 23. Februar rund 10.000 Menschen an einer Kundgebung und einem Trauerzug von einem der beiden Tatorte zum Marktplatz. Aufgerufen hatte die Initiative Hanauer Vereine. Bereits am 22. Februar hatte es in Hanau eine Kundgebung mit nach Polizeiangaben mehr als 6.000 Menschen gegeben, zu dem ein breites Bündnis verschiedener Gruppen aufgerufen hatte.

Die Stadt Hanau plant eine zentrale Trauerfeier für die Opfer, die mit den Angehörigen des Anschlags sowie den Bundes- und Landesbehörden vorbereitet werden soll. Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) berief für den 24. Februar eine Sondersitzung des Runden Tischs der Religionen ein. Das Gremium, dem 36 Hanauer Kirchen- und Religionsgemeinschaften angehören, wolle "klären, wie den verschiedenen Bedürfnissen rund um die Trauer Sorge getragen" werden könne, sagte Kaminsky. Bei Gottesdiensten in Hanau und in anderen hessischen Kirchengemeinden gedachten evangelische und katholische Christen der Opfer in Gebeten und Fürbitten.

"Wir sind alle Opfer geworden"

Am Abend des 19. Februar hatte der 43-jährige Tobias R. im südhessischen Hanau neun Menschen erschossen. Er und seine 72 Jahre alte Mutter wurden anschließend tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Der Generalbundesanwalt sprach von einer "zutiefst rassistischen Gesinnung" des mutmaßlichen Täters.

In Hanau äußerten sich am 22. Februar auch Familienmitglieder der Opfer zu den Morden. Die Tat sei ein barbarischer Akt und ein Angriff auf die ganze Gesellschaft, sagte ein Angehöriger. Die Gesellschaft müsse nun zusammenstehen. "Wir sind alle Opfer geworden", sagte ein Angehöriger. Auf der Bühne, auf der sich zahlreiche Angehörige versammelt hatten, wurden die Bilder der Ermordeten gezeigt und ihre Namen verlesen.

Am Wochenende legten Hanauer Bürgerinnen und Bürger an den beiden Tatorten Blumen und Kränze nieder und entzündeten Kerzen. Vertreter der Kurdischen Gemeinde in Deutschland und der Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir (Grüne) hatten zuvor Kränze niedergelegt.

Mahnwachen und Schweigeminuten

Auch in Nordrhein-Westfalen gingen am Wochenende mehrere tausend Menschen zu Mahnwachen und Kundgebungen gegen Rechts auf die Straße, darunter in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Bielefeld und Bonn. In Hannover gedachten am Abend des 21. Februar rund 3.000 Menschen mit einer Schweigeminute und einer Mahnwache vor der zentralen Marktkirche der Opfer.

Das hessische Landeskriminalamt warnte mit Blick auf vermehrte Spekulationen über den Hergang des Anschlags vor Falschinformationen in den sozialen Medien im Internet. Aus Sicht der Polizei gebe es keinen Grund, momentan von einer akuten weiteren Gefahr auszugehen, heißt es.