Dresden (epd). Von sinkenden Gemeindemitgliederzahlen will sich Tobias Bilz nicht entmutigen lassen. Klar weiß der sächsische Oberlandeskirchenrat: "Man kann nicht mal eben Menschen zu Christen machen." Doch für die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens wünscht er sich neuen Schwung. Denn, davon ist Bilz überzeugt, "die Bedeutung einer Kirche misst sich nicht an der Anzahl ihrer Mitglieder, sondern an ihrer Wirksamkeit."
Der 55-jährige Theologe ist einer von drei Kandidierenden für das Amt des sächsischen Landesbischofs. Mit ihm treten bei der Wahl Ende Februar die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) und der Meißener Superintendent Andreas Beuchel (56) an. Seit dem Ausscheiden von Landesbischof Carsten Rentzing am 31. Oktober ist das Amt vakant.
2015 kandidierte Bilz bereits für das höchste geistliche Amt in der Landeskirche. "Beim ersten Mal bin ich ein bisschen leichtfüßiger reingegangen", sagt er. Er habe "schon sehr gründlich überlegt", ob er noch einmal antreten soll. Bei der Wahl vor knapp fünf Jahren unterlag er Rentzing nur knapp.
Dieser hatte das Amt im Herbst 2019 überraschend zur Verfügung gestellt, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung bekanntgeworden war. Einen Tag nach seinem Rücktritt wurde öffentlich, dass er als Student für die rechtskonservative Zeitung "Fragmente" geschrieben hatte. Von ihm verfasste Texte stufte das Dresdner Landeskirchenamt als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein.
Nach dem Bischofsrücktritt sei entscheidend, dass die Menschen miteinander reden, sagt Bilz. Eine Einordnung in Gruppen oder "Lager", in konservativ oder liberal, sollte seiner Ansicht nach grundsätzlich überwunden werden. Es brauche so etwas wie eine Aufarbeitungszeit.
"Ich stelle mir vor, dass man zu den Menschen hingeht, die in diesem Prozess in eine Frontstellung geraten sind und dass man sich gegenseitig erzählt, wie man den Herbst 2019 erlebt hat", sagt Bilz." Da brauche es die direkte Begegnung.
Im sächsischen Landeskirchenamt ist der Theologe seit 2019 für Seelsorge, Gemeindeaufbau und Medien sowie die Kirchlichen Werke zuständig. Zuvor war der gebürtige Sachse, der gern wandert und liest, Landesjugendpfarrer. Er ist bekannt dafür, dass ihm die Sache stets wichtig ist, er als Person auch mal zurücktreten kann.
Bilz wurde 1964 in Dornreichenbach bei Wurzen geboren. Nach der Schulzeit entschied er sich für eine Ausbildung zum Instandhaltungsmechaniker in einer Werkzeugfabrik in Altenburg. 1983 nahm er ein Theologiestudium in Leipzig auf.
Die Segnung homosexueller Paare in einem Gottesdienst lehnt er nicht grundsätzlich ab. "Jede Sichtweise hat Schutz und Raum - wir müssen es akzeptieren, dass wir hier eine verschiedene Sichtweise auf die Dinge haben", sagt er. In der sächsischen Landeskirche wird die Praxis einer öffentlichen Segnung homosexueller Paare den Pfarrerinnen und Pfarrern selbst überlassen. Sie sollen nach ihrem Gewissen - in Abstimmung mit der Kirchgemeinde - entscheiden.
Bilz gehört seit seiner Studienzeit zur Bruderschaft Liemehna. Das ist ihm zufolge eine geistliche Gemeinschaft von Frauen und Männern, die aus einer Wohngemeinschaft von Theologiestudenten in den 1970er Jahren im Pfarrhaus Liemehna hervorgegangen sei.
Dass sich Kirche zu gesellschaftspolitischen Dingen äußern muss, davon ist er überzeugt. "Es ist erstaunlich, wie viele Menschen in der säkularen Gesellschaft sich wünschen, dass sich die Kirche zu Wort meldet", sagt er. Spannungen zwischen verschiedenen Positionen gebe es in der Gesellschaft wie in der Kirche.
Wenn Christen "positiv in die Gänge kommen", dann seien sie in der Lage der Gesellschaft zu sagen, wie diese mit den Spannungen umgehen kann. Bischofskandidat Bilz findet: "Wir reden von einer individualisierten Gesellschaft, dann passt der lutherische Glaube, wo die Verantwortung des Einzelnen im Mittelpunkt steht, perfekt in unsere Zeit."