Meißen (epd). "Mein großes Ziel ist eine offene Kommunikation", sagt Andreas Beuchel. Der 56-jährige evangelisch-lutherische Superintendent im Kirchenbezirk Meißen-Großenhain bewirbt sich um das Bischofsamt in Sachsen. Nach dem Rücktritt von Carsten Rentzing ist es seit dem 1. November vakant. Ende Februar stellen sich nun eine Frau und zwei Männer zur Wahl - außer Beuchel die Plauener Superintendentin Ulrike Weyer (46) und der sächsische Oberlandeskirchenrat Tobias Bilz (55). Alle drei sind gebürtige Sachsen.
Der Meißener Superintendent wünscht sich, dass sich die Kirchgemeinden mehr öffnen. "Gemeinde darf nicht zum Selbstzweck werden, sondern sie muss lernen, dass sie Kirche für andere ist", sagt Beuchel. Und fügt hinzu: "Da ist noch viel Fantasie vonnöten und da darf man auch nicht ängstlich sein." Er wolle die Kommunikation innerhalb der Kirche, aber auch nach außen wieder neu in Gang setzen.
Der 56-jährige Theologe hat damit bereits Erfahrungen gemacht. Acht Jahre lang war er Senderbeauftragter der evangelischen Landeskirchen beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und Rundfunkbeauftragter der sächsischen Landeskirche, hat zahlreiche Gottesdienste für das öffentlich-rechtliche Fernsehen und den Hörfunk mitgestaltet und begleitet.
Er ist auch für Überraschungen gut: Als Superintendent besucht er die Gottesdienste in den Gemeinden auch gern mal ohne Voranmeldung, erzählt er. Die Reaktionen seien für ihn immer ein Indikator dafür, wie offen eine Gemeinde ist. Kirche sei kein Verein, sie müsse sich öffnen, sagt Beuchel, der im sächsischen Pirna geboren wurde.
Eine Bischöfin oder ein Bischof sollte sich seiner Ansicht nach nicht nur um die Einheit der Kirche kümmern, sondern er hat auch die "Funktion des Mahnens in die Gesellschaft hinein". Dies sei eine wichtige Aufgabe - und zwar überall dort, wo Grenzen überschritten und Menschen angefeindet würden. "Wir mischen uns ein, nicht parteipolitisch, aber gesellschaftspolitisch", sagt er.
Nach dem Rücktritt des Landesbischofs sieht er - wie auch seine Mitbewerber - einen notwendigen Aufarbeitungsweg. Rentzing hatte sein Amt im Oktober 2019 überraschend zur Verfügung gestellt, nachdem seine Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung bekanntgeworden war. Zudem wurde öffentlich, dass er als Student demokratiefeindliche Texte für die rechtskonservative Zeitung "Fragmente" geschrieben hatte.
Die Gemeinden und ihre Mitglieder reagierten sehr unterschiedlich auf den Rücktritt. Leipziger Pfarrern, die zuvor in einer Petition eine klare Distanzierung Rentzings "von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" gefordert hatten, wurde Verrat vorgeworfen.
"An das Thema Polarisierung müssen wir ran, und zwar indem wir Gesprächsforen schaffen", fordert Beuchel. Eine in der Kirche erfolgreich praktizierte Diskussionskultur könnte ihm zufolge vielleicht sogar beispielhaft in die Gesellschaft wirken. Es müsse wieder gelernt werden, aufeinander zu hören. Das Bedürfnis nach Kommunikation sei da. Das spiegelten ihm die Menschen in seinem Kirchenbezirk.
"Ich will keine Kirche, die nur eine Richtung oder nur eine Meinung vertritt. Ich will diese Kirche als eine der Vielfalt, auch der vielfältigen Lebens- und Glaubensentwürfe", sagt Beuchel. Wichtig sei ihm, in einem säkularisierten Umfeld als eine starke Kirche aufzutreten.
Die Frage, ob er ein homosexuelles Paare im Gottesdienst segnen würde, ist dagegen für Beuchel nicht so einfach zu beantworten. Das sei für jeden Pfarrer eine Gewissensentscheidung, die im Einzelfall zu prüfen sei, sagt der verheiratete Theologe. Es könne aber nicht sein, dass ethische Fragen die Kirche grundsätzlich entzweien - trotz unterschiedlicher Bewertung etwa bei den Themen Homosexualität, Wehrdienst oder Organspende. Ihm ist wichtig: "Aus dem Glauben heraus müssen wir diskutieren."